Bertoldsheim

Baustelle neben den Wassermassen

Die Revision der Bertoldsheimer Staustufe läuft auf Hochtouren - Im Frühling Probeversuch für Bergheim

05.09.2018 | Stand 23.09.2023, 3:59 Uhr
Die Staustufe in Bergheim wird in den nächsten Jahren ebenfalls umfassend überprüft. Um Staus zu vermeiden, gibt es jetzt in Bertoldsheim einen Test, wie das ohne Straßensperrung funktionieren kann. −Foto: Rein, Winfried, Rein, Winfried, Neuburg

Bertoldsheim (DK) Es ist die umfangreichste Revision, welche die Bertoldsheimer Staustufe jemals erlebt hat. Gut 50 Jahre nach Fertigstellung überprüfen Fachleute die Wehre in den kommenden Monaten auf Herz und Nieren. Das läuft zwar bislang recht gut. Trotzdem haben die Arbeiter mit einigen Problemen zu kämpfen.

Den Verantwortlichen rund um Projektleiter Thomas Stoll und Bauleiter Bernhard Ortner bereitet allerdings nicht die Maßnahme selbst Sorgen. Vielmehr geht es um die Autofahrer, die täglich an der Baustelle vorbeibrausen. Denn fahren ist Stoll zufolge manchmal das falsche Worte. "Viele halten sich leider nicht an die Beschränkung auf Tempo 30", klagt er und erinnert daran, dass eine hohe Geschwindigkeit der Fahrzeuge auf der halbseitig gesperrten Donaubrücke auch ein enormes Risiko für seine Leute bedeutet. "Denn die arbeiten hier gleich neben der Straße."

Die Maßnahme selbst, die gleich neben den Wassermassen der Donau abläuft, steht indes noch recht am Anfang. Einzig der Einbau eines neuen Wehrhubsystems ist bereits abgeschlossen. Dabei handelt es sich um eine zusätzliche Sicherung für einen extremen Hochwasserfall. "Dadurch ist es künftig möglich, die Wehre hochzuziehen, wenn Hydraulik und Mechanik ausfallen sollten", erklärt Jan Kiver, Sprecher der Rhein-Main-Donau GmbH Eine Lösung für den Fall der Fälle also. Die gleiche Vorrichtung ist auch bei den übrigen Donaustaustufen in der Region geplant, also bei den baugleichen Anlagen in Bittenbrunn, Bergheim und Ingolstadt sowie beim neueren Bauwerk in Vohburg. Letztere kommt im Oktober an die Reihe, in Bergheim passieren die Arbeiten bereits in etwa zwei Wochen. Kiver zufolge wird der Einbau dort ohne große Beeinträchtigung des Verkehrs ablaufen. Stattdessen soll ein Kran mit großem Ausleger am Ufer stehen und die Arbeiter im Korb an den Einsatzort heben.

Gleichzeitig ist die Staustufe in Bergheim auch in Bertoldsheim ein Thema - obwohl beide Bauwerke rund 20 Kilometer trennen. Stoll zufolge nutzen er und seine Mitarbeiter die jetzige Wehrrevision bereits als Testlauf für die Maßnahme im Bergheim. Die Anlage dort kommt den Planungen zufolge zwar erst 2020 und 2021 an die Reihe. Weil dort allerdings täglich rund 11000 Fahrzeuge unterwegs sind, darunter viele Pendler, die in Ingolstadt arbeiten, überlegen die Verantwortlichen bereits jetzt, wie sie kilometerlange Staus und vor allem eine Vollsperrung bei Bergheim vermeiden können. "Wir wollen daher hier beim mittleren Wehrfeld so arbeiten als wären wir bereits in Bergheim", erklärt Stoll den Probelauf, der ohne große Beeinträchtigungen möglich sein soll. Falls alles funktioniert, läuft die Arbeit dort primär über einen seitlichen Arbeitssteg und eventuell mit Pontons im Wasser. "Wir lernen hier also bereits für Bergheim", sagt der Projektleiter, der mit seinem Team mittlerweile seit Jahren an den Staustufen in der Region beschäftigt ist.

Die Revision in Ingolstadt ist bereits abgeschlossen, ebenso der erste Teil der Arbeiten in Bittenbrunn. Das Ende des ersten Abschnitts in Bertoldsheim ist also Halbzeit für die insgesamt mehrere Millionen Euro teure Instandsetzung der Bauwerke. Im Detail geht es dabei darum, die Wehre - jede Staustufe hat drei Stück - und die restliche Anlage genau zu untersuchen und die einzelnen Teile bei Bedarf auszutauschen. Auch die wasserabweisende Beschichtung steht dabei im Mittelpunkt, denn aktuell handelt es sich dabei noch um das originale Material aus den 1960er-Jahren. Da es beim Abstrahlen der Wehrtafeln recht staubig zugehen dürfte, läuft dieser Teil der Maßnahme unter strengen Sicherheitsvorkehrungen - sowohl für die Menschen vor Ort als auch für die Umwelt. Eine komplette Verkleidung des Arbeitsbereichs verhindert, dass der Staub freigesetzt wird, gleichzeitig müssen die Handwerker dabei einen Ganzkörperschutz tragen, den sie nur in einer geschlossenen Kabine ausziehen dürfen. "Auf diese Weise wird alles aufgefangen", erklärt der Projektleiter. Die neue Beschichtung schließlich soll seinen Worten zufolge mindestens 30 Jahre halten.

Stefan Janda

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