Dietfurt

Ausflug in die Vorgeschichte

Beim keltischen Erntefest Lugnasadh neben dem Alcmonahaus wird uralte Handwerkskunst lebendig

13.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:53 Uhr
  −Foto: Götz

Dietfurt (gtz) Keinen Grund für ein finsteres Gesicht hatte der geschnitzte Keltengott neben dem Dietfurter Alcmonahaus beim keltischen Erntefest Lugnasadh. Das Wetter passte wie jedes Jahr, die Besucher strömten zu dem Fest und genossen beim Schlendern, Betrachten und Ausruhen das Abenteuer Vorgeschichte.

Stammgäste und Spontan-Interessierte tauchten am Sonntag ein in die Vorgeschichte, die sich in den Epochen der Stein-, Bronze- und Eisenzeit vielseitig präsentierte. Dass die Messer aus steinzeitlicher Herstellung vortrefflich schnitten, davon überzeugten sich besonders die Hausfrauen an dem Stand, wo aus Feuerstein Schneidegeräte gefertigt wurden. Das Gras ließ sich vorzüglich kürzen und die messerscharfen Klingen beeindruckten.

Ausprobiert werden durfte auch der steinzeitliche Bohrer. Dass er durchaus leistungsfähig war und in zwei Tagen auch seine Arbeit geschafft hatte, war zu erfahren. Geweihe zur Herstellung steinzeitlicher Geräte gab es zu sehen und das Abschlagen der Klingen faszinierte die Betrachter. Unter dem Nussbaum waren Mobiliar, Werkzeuge und Waffen aus Stein- und Bronzezeit ausgestellt.

Eine ganze Kollektion bronzezeitlicher Bekleidung war zu bewundern. Das Färben von Wolle wurde ausführlich erklärt. Wie mit Kamille, Färberdistel, Liguster, der roten Schildlaus und der Purpurschnecke Farbe in die Fasern kam, war am Färberstand zu erfahren. Gehäckselt und gemahlen, erzeugen die gesammelten Naturprodukte verschiedene Nuancen in der Färbung. Auch das wurde erklärt und vorgeführt.

Bei der altertümlichen Käseherstellung konnten die Zuschauer ebenfalls dabei sein. Die Herstellung von Birkenpech, dem steinzeitlichen Kleber, wurde verfolgt. Vor seinem vorbildgetreuen Dreibeinzelt aus der mittleren Bronzezeit saß der fahrende Händler, der auf seine vorgeschichtliche Zuordnung besonderen Wert legte. Salze aus dem "Süd- und Nordmeer", Weihrauch "aus dem Reich der Königin von Saba", Bernstein und Perlen hatte er ausgebreitet. Kinder durften in Gefäßen eine Perle suchen und waren am Ende stolz auf ihren Fund. Freudig fädelten sie sich Ketten auf, die gleich zur Schau getragen wurden.

Wie einst die alten griechischen Gelehrten verwendete der Weitgereiste feinen Sand, um mit einem Zirkel aus einer Zweiggabel geometrische Lektionen zu erteilen. Die Aufmerksamkeit der Zuhörer belohnte die authentischen Belehrungen und die Deutungen von Symbolen und Gesten.

Mit Ledererzeugnissen war die Eisenzeit vertreten, auch damals schmückten sich die Menschen bereits mit Gürteln und Schuhen. Glasschmuck, Halsketten und Fibeln in allen Variationen zogen bewundernde Blicke auf sich.

Auch mit keramischen Erzeugnissen war die Eisenzeit bereits bestückt. Von der Gestaltungskraft der Wikinger beeinflusst, bereicherten Stühle eines kreativen Handwerkers die Ausstellung. In luftiger Kleidung hantierte der Keltenkoch am Kessel und sorgte dafür, dass keiner hungrig blieb und schon die Weißwürste zum bayerischen Start in die Vorgeschichte auf die Teller kamen. Neben dem reichhaltigen Kuchenbüfett tat der Korbflechter seine Arbeit und fesselte die Zuschauer mit uralter Handwerkskunst.

Viele treue Stammgäste fanden sich zum wiederholten Mal in der vorgeschichtlichen Sommerveranstaltung ein, wie das Ehepaar aus Kelheim, das sich "vom Ambiente und der Ruhe" begeistert zeigte, die Abgeschiedenheit und das Abtauchen "in eine ganz anderen Welt" schätzte. Beide freuten sich jedes Jahr wieder auf die "Zeitreise" zum Lugnasadh. Auf ihrer Fünf-Flüsse-Tour kam eine vierköpfige Familie aus Schrobenhausen erwartungsvoll angeradelt und nutzte die letzte Etappe des Radweges zu einem Abstecher in die Vorgeschichte.

Mit Entdeckergeist waren die Geschwister Laura und Aurelio in der Vorgeschichte unterwegs. Sogar vierbeinige Begleiter durften mit auf das Gelände, wie die betagten Hundedamen Wolle und Saskia, die wie auch ihre Familie gerne unter den schattigen Bäumen nach all den Eindrücken rasteten und den Klängen altertümlicher Musik lauschten.

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