Riedenburg

Passagierschiff prallt gegen Brücke

Kapitän senkt Steuerhaus nicht weit genug ab –Die rund 240 Menschen an Bord bleiben unverletzt

26.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:22 Uhr

Bei dem Unfall wurde das komplette Dach vom Steuerhaus abgerissen und kam auf dem Oberdeck zum Liegen. -Foto: Rast

Riedenburg (DK) Ein 135 Meter langes Passagierschiff ist am Mittwoch gegen 21 Uhr mit dem Steuerhaus gegen eine Schleusenbrücke bei Riedenburg geprallt. Dabei wurde das Dach des Steuerhauses komplett abgerissen. Die knapp 240 Menschen an Bord blieben unverletzt, das Schiff unter Schweizer Flagge wird nun vor Ort repariert.

Der Schleuse bei Riedenburg ist eine Brücke vorgelagert. Wenn ein Schiff den Kanal in Richtung Beilngries befährt muss es noch vor der Einfahrt in die Schleusenkammer unter dieser hindurchfahren. Eben diese Brücke wurde dem 48-jährigen Kapitän des Flusskreuzfahrtschiffs „Viking Tor“, das der Schweizerischen Flusskreuzfahrtreederei Viking River Cruises gehört, zum Verhängnis. Er senkte das Steuerhaus vor der Brücke nicht weit genug ab, sodass es gegen den Beton prallte. Das Dach des Steuerhauses wurde komplett abgerissen und kam auf dem Oberdeck zum Liegen. „Es muss noch geklärt werden, ob er die Brücke zu spät gesehen oder unterschätzt hat“, sagt Maximilian Brunner, Dienststellenleiter der Polizei Beilngries. Die Beilngrieser Wasserschutzpolizei ist mit dem Fall betraut. „Aber wir gehen von Unachtsamkeit aus“, so Brunner weiter.

Um 21.05 Uhr rammte das Führerhaus die Brücke. „Das Eisen wird kalt verformt, das Steuerhaus knickt auf die Seite“, beschreibt Brunner den Vorgang. Auf rund 50 000 Euro schätzt die Beilngrieser Polizei momentan den Schaden. Trotzdem sei es „glimpflich ausgegangen“, sagt der Dienststellenleiter. Schließlich wurde niemand verletzt. An Bord des Schiffes, das auf einer Reise von Budapest nach Nürnberg unterwegs war, befanden sich 186 Passagiere, 42 Servicekräfte und neun Besatzungsmitglieder. Dass Unfälle dieser Art nicht immer so glimpflich ausgehen, zeigen andere Fälle: Erst vor zwei Wochen war auf dem Rhein-Herne-Kanal in Nordrhein-Westfalen ebenfalls ein Schiff mit dem Führerhaus gegen eine Brücke geprallt. Der Kapitän starb unter den Trümmern. Im Emsland war im Vorjahr bei einem ähnlichen Unglück ebenfalls ein Mann gestorben. 2016 blieb ein Kreuzfahrtschiff bei Erlangen – ebenfalls auf dem Main-Donau-Kanal – an einer Brücke hängen, zwei Besatzungsmitglieder starben im zertrümmerten Führerhaus. Die Personenschifffahrt auf dem Main-Donau-Kanal nehme zu, ebenso wie der Güterverkehr abnehme, weiß Dienststellenleiter Brunner. Deshalb hält er einen solchen Unfall für keinen Ausnahmefall, sondern vielmehr könne man sich darauf einstellen, dass ähnliche Vorfälle immer wieder vorkommen würden. Eine automatische Absenkung von Steuerhäusern gibt es nicht – zumindest noch nicht. Das Schiff selbst, das seinen Heimathafen übrigens in Basel in der Schweiz hat, wurde von der Wasserschutzpolizei vorläufig stillgelegt.

Es muss zunächst repariert werden, bevor es vom Wasserschifffahrtsamt die Freigabe zur Weiterfahrt bekommt, wie Hergen Richter vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Nürnberg, Außenstelle Riedenburg, bestätigt. Wie lange das dauern wird, kann er noch nicht einschätzen, der übrige Schiffsverkehr auf dem Kanal wird aber von dem Passagierschiff, das nun im Oberwasser liegt, nicht beeinträchtigt. Die Passagiere, die größtenteils englischsprachig sind und unter anderem aus den USA, Kanada und England stammen, durften an Bord bleiben und in ihren Kabinen ganz normal die Nacht verbringen, schließlich wurde hier nichts weiter beschädigt. Am Donnerstag dann machten sie mit Bussen einen Ausflug nach Nürnberg, um abends wieder auf ihr Schiff zurückzukehren, das sie nun als eine Art schwimmendes Hotel nutzten. „Die Reise war fast schon zu Ende“, weiß Brunner. Gestern wurden die Reisenden mit Bussen zu Flughäfen für ihre Heimflüge gebracht. Die Betonbrücke selbst dürfte laut Brunner bei dem Unfall keinen Schaden genommen haben. Trotzdem wird sie noch überprüft und genau in Augenschein genommen werden. Doch aller Wahrscheinlichkeit nach habe sich nur das Blech des Steuerhauses verformt, ohne groß Spuren am Beton zu hinterlassen. „Man sieht die Kratzspuren“, sagt Hergen Richter vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt. Doch auch er geht davon aus, dass der beton keine weiteren Schäden genommen hat.

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