Beilngries

Bilanz zum Jahr der Großbaustellen

08.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:54 Uhr
Der Baufortschritt an der Beilngrieser Umgehungsstraße ist deutlich sichtbar. Allerdings zeichnet sich ab, dass die Stadt für das Großprojekt deutlich tiefer in die Tasche greifen muss. −Foto: F. Rieger

Beilngries (DK) Umgehungsstraße, Altstadtgassen, Kindergarten, Seniorenzentrum und Co.: Zahlreiche Baustellen dominieren derzeit das Bild in Beilngries. Wenig überraschend ging es auch Donnerstagabend bei der ersten Bürgerversammlung in Amtmannsdorf vorrangig um diese Themen. Und schon jetzt ist klar: Weitere Großprojekte werden folgen.

Es ist weniger ein Sprint, als vielmehr ein politischer Marathon, auf den sich Bürgermeister Alexander Anetsberger und die Stadträte jedes Jahr ab November begeben. Nicht weniger als 21 Bürgerversammlungen wurden bis Ende Februar wieder angesetzt, fünf davon in diesem Jahr. Die erste ging gestern in Amtmannsdorf über die Bühne. Diese Premiere wird stets über das Dorf hinaus mit Spannung verfolgt, präsentiert der Rathauschef dabei doch zum ersten Mal seinen allgemeinen Bericht, den in den kommenden Monaten alle Interessierten direkt vor ihrer Haustür hören können. Im Mittelpunkt stehen heuer die vielen Großbauprojekte. Unsere Zeitung liefert einen Überblick über die wichtigsten Themen des Vortrags.

FINANZEN

Wie in jedem Jahr gibt es auch diesmal zum Einstieg einen Überblick über die städtischen Finanzen. Anetsberger erläuterte den Amtmannsdorfern, dass die Stadträte für das Jahr 2018 einen "Rekordhaushalt" mit einem Volumen von fast 40 Millionen Euro beschlossen haben. Geprägt sei dieser ganz entscheidend von den zahlreichen Bauprojekten. Die ausgesprochen erfreuliche Entwicklung seit 2010, als in jedem Jahr der Schuldenstand sank (von fast zehn Millionen Euro auf 5,44 Millionen Euro), wird sich heuer wohl nicht fortsetzen. Zum Jahresende wird die Stadt Verbindlichkeiten in Höhe von 6,9 Millionen Euro haben - so zumindest der Ansatz im Haushalt. Im Laufe des Versammlungsreigens wird der Rathauschef dazu erfahrungsgemäß detaillierter informieren, wenn feststeht, ob tatsächlich ein Kredit aufgenommen werden musste - und wenn ja, in welcher Höhe.

ORTSUMFAHRUNG

Das alles überstrahlende Großbauprojekt ist momentan die Umgehungsstraße. Anetsberger lieferte gestern bei seinem Vortrag vergleichbare Informationen wie zuletzt im Stadtrat. Mit dem Baufortschritt sei man sehr zufrieden. Noch in diesem Monat soll der Kreisverkehr an der Eichstätter Straße freigegeben werden. Der geplante Termin für die Fertigstellung der Ortsumfahrung, Bauabschnitt eins, sei nach wie vor realistisch. Die Verkehrsfreigabe soll im Herbst 2019 sein. Sorgen bereitet der Stadt allerdings eine sich deutlich abzeichnende Kostensteigerung. Wie berichtet, ist die Ursache im Erdreich zu finden. Zum einen erwies sich der vorhandene Boden als noch weniger tragfähig als zunächst angenommen, es musste mehr Erde entnommen werden. Zum anderen ist der ausgehobene Boden stärker belastet, als durch ein Gutachten im Vorfeld aufgezeigt. Der Entsorgungsaufwand steigt. Aktuell sei man noch dabei, verschiedene Möglichkeiten zu prüfen, um die Kostensteigerung einigermaßen im Zaum zu halten, so Anetsberger. Erst danach könne man verlässliche Zahlen liefern. Am Rande der ersten Bürgerversammlung bezog Anetsberger zu zwei Anfragen unserer Zeitung Stellung: Wird die erwartete Kostensteigerung Auswirkungen auf andere kommunale Vorhaben haben, fehlt dafür nun das Geld? Das verneinte der Bürgermeister vehement. Man werde nicht an anderer Stelle sparen müssen, "es sind keine anderen Projekte gefährdet". Zudem wollte unsere Zeitung wissen, ob es noch weitere größere Risiken für steigende Kosten bei der Ortsumfahrung gebe. Das sei nicht zu erwarten, so der Bürgermeister. Die größte Unsicherheit habe im Boden gelauert.

KINDERBETREUUNG

Eine weitere große Baustelle - im wahrsten Sinne des Wortes als auch im übertragenen Sinne - ist die Betreuung der Kleinkinder in Beilngries. Nicht zu übersehen ist die Großbaustelle im Sulzpark, wo aktuell der neue Franziskuskindergarten entsteht. Darüber hinaus laufen die Planungen, wie der Bedarf an Betreuungsplätzen langfristig gedeckt werden kann. Die provisorische Lösung mit dem Weiterbetrieb des bestehenden Franziskuskindergartens ist zeitlich befristet. Ein eigens dafür zusammengesetztes Gremium mit Vertretern aus Verwaltung, Politik, Elternschaft und Kindergarten-/Großtagespflegeleitung soll nun Lösungsempfehlungen für den Stadtrat erarbeiten. Eine konkrete Änderung wurde bereits angekündigt: Ab 2019 soll die Anmeldung für Kita und Kindergarten zentral bei der Stadt erfolgen.

BREITBAND

Während etwa die Hälfte der Großgemeinde bereits auf schnelles Internet zugreifen kann, warten die Menschen im restlichen Gemeindegebiet noch auf ihren Breitbandausbau, Die Telekom hat dafür bekanntermaßen bis November 2019 Zeit. Nachdem sich diesbezüglich längere Zeit nicht viel getan hat, "regt sich nun etwas", wie Anetsberger gestern wissen ließ. Der Geschäftsleitende Beamte der Stadt, Robert Lenz, teilte mit, dass in dieser Woche ein Vertreter des Unternehmens im Rathaus war. Der habe dabei angekündigt, dass im Frühjahr 2019 der Baustart erfolgen soll. Eine Firma wurde aber noch nicht beauftragt. Damit sei auch noch unklar, in welchem Teil der Gemeinde mit dem Ausbau begonnen wird. Die Bürger haben inzwischen zumindest schon einmal Post bekommen. Die Telekom fragt ab, ob der Hausanschluss bei den bevorstehenden Arbeiten miterledigt werden soll. Das wäre nötig, um letztlich auch auf das schnellere Internet zugreifen zu können. Lenz sagte, dass es keine exakte Frist gebe, bis wann ein Anschluss beantragt werden müsse, damit der bekannte Preis von knapp 800 Euro garantiert sei. Er riet aber dazu, nicht ewig zu warten, wenn ein Anschluss gewünscht ist. Denn später wird die Anschlussgebühr teurer ausfallen. Wer im Ausbaugebiet der Telekom liege und bislang noch keinen Brief bekommen habe, der solle sich per E-Mail bei ihm melden, teilte Lenz darüber hinaus mit. Er werde dies dann direkt an das Unternehmen weitergeben.

SCHULEN

Dass es mit den aktuellen Großbauprojekten nicht getan sein wird und schon die nächsten Maßnahmen bevorstehen, zeigte Anetsberger an den Beilngrieser Schulen auf. Im Jahr 2019 will man nun endlich die mehrfach verschobenen restlichen zwei Bauabschnitte der Mittelschulsanierung - nun kombiniert zu einem durchgehenden Bauabschnitt - in Angriff nehmen. Außerdem laufen bereits die Vorplanungen für eine Erweiterung des bestehenden Grundschulgebäudes. Man werde dort auf jeden Fall zusätzlichen Platz schaffen müssen, so Anetsberger. Schon in knapp drei Jahren könnte es eine erste Jahrgangsstufe mit fünf Klassen geben. Und diese Tendenz ziehe sich fort. Gebaut werden soll nicht mehr in dieser, aber recht bald in der neuen Wahlperiode, die im Frühjahr 2020 beginnt, so Anetsberger auf DK-Anfrage.

BAULAND

Eine Übersicht lieferte der Bürgermeister zu aktuellen sowie künftigen Bau- und Gewerbegebieten in der Großgemeinde. Bauland soll bekanntermaßen unter anderem in der Beilngrieser Utzmühle entstehen. Gleiches gilt für Neuzell und Grampersdorf. Für die Öffentlichkeit neu ist die Information, dass es in Oberndorf nun tatsächlich klappen wird mit der Schaffung neuer Parzellen. Das war bei den dortigen Bürgerversammlungen der Vorjahre stets als "noch in der Schwebe" bezeichnet worden.

RADWEG

Ebenfalls eine neue Nachricht hatte Anetsberger in Sachen Radweg zwischen Dinopark und Grampersdorf zu verkünden. Die Grundstücksverhandlungen seien so weit fortgeschritten, dass er fix ankündigen könne: Der Radweg wird gebaut, und das wohl schon im neuen Jahr.

ABWASSER

Einen Überblick gab der Rathauschef auch zu den bereits laufenden und für 2019 anstehenden Arbeiten an der Abwasseranlage. Er erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die Bürger hier finanziell gefordert sind. Eine Rate wurde bereits eingefordert, die zwei ausstehenden folgen in den beiden kommenden Jahren.

NACHVERDICHTUNG

Viel geschimpft wurde im Stadtrat und an den Stammtischen in den vergangenen Jahren über die Nachverdichtung in der Kernstadt. Die Stadt will nun über einen einfachen Bebauungsplan Leitlinien vorgeben, in welcher Form man sich größere Wohnbebauung in den jeweiligen Stadtteilen vorstellen kann. Inzwischen ist die erste Auslegung abgeschlossen, wie Anetsberger gestern mitteilte. Es sind zahlreiche Stellungnahmen eingegangen, sowohl von Bauunternehmern als auch von Privatleuten. "Das war nicht anders zu erwarten", sagte das Gemeindeoberhaupt. Schließlich werden alle Grundbesitzer in denjenigen Stadtteilen, für die es bislang keinen Bebauungsplan gibt, von den neuen Vorgaben betroffen sein. Die Verwaltung bereitet nun die Stellungnahmen auf, damit sich die Stadträte in Kürze damit beschäftigen können.

WERTSTOFFHOF

Bereits einige Male habe er bei Bürgerversammlungen den geplanten Bau eines neuen Wertstoffhofes an der Kelheimer Straße vorgestellt, räumte Anetsberger ein. Jetzt sei man aber tatsächlich so weit, dass dies 2019 geschehen könne. Für die Zeit bis zur Fertigstellung verwies der Bürgermeister auf die vor Kurzem geänderten Öffnungszeiten auf dem Gelände der Entsorgungsfirma Bachhuber: montags von 8 bis 11 Uhr, freitags von 16 bis 18 Uhr und samstags von 8 bis 13 Uhr .

ALTSTADTMANAGER

Einen "Kümmerer", aber keinen Zampano will die Stadt mit dem neuen Altstadtmanager installieren. Er soll als Bindeglied zwischen Verwaltung, Politik und Geschäftswelt dienen und insbesondere Besitzer von Gebäuden und Läden in der Altstadt bei der Frage begleiten, wie man Sanierungen in Angriff nehmen und die Zukunft des Hauses/des Geschäfts sichern könnte.

GEK

Zur Sprache gekommen ist auch das Gemeindeentwicklungskonzept (GEK). Wie berichtet, ist es fertig und vom Stadtrat beschlossen. Nun geht es darum, einen Einstieg in die große Zahl an geplanten Projekten zu finden. Einige Sofortmaßnahmen wurden bereits umgesetzt.

  

Fabian Rieger

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