Neuburg

Tabuthema in den Köpfen

Infoabend über "Gewalt in der Pflege " in Neuburg geplant - Fachleute wollen sensibilisieren und Möglichkeiten aufzeigen

13.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:15 Uhr
Sie wollen informieren und sensibilisieren: Gesundheitsförderer Wolfgang Kaiser (v.l.) sowie Daniela Schläfer und Christian Kutz vom Pflegestützpunkt organisieren einen Infoabend. −Foto: Janda

Neuburg (sja) Dieses Thema polarisiert: Bei einem Infoabend am Mittwoch, 21. November, in Neuburg geht es um Gewalt in der Pflege. Die Initiatoren aus Landratsamt und Pflegestützpunkt wollen dabei aber nicht allein informieren, sondern vor allem sensibilisieren. Denn sie wissen, dass es um ein Tabuthema geht.

Christian Kutz und seine Mitstreiter wissen, dass sie sich an ein diffiziles Thema heranwagen. "Natürlich polarisiert der Begriff ,Gewalt' dabei", sagt der Leiter des Pflegestützpunkts im Landkreis. Dennoch haben sich er und seine Kollegin Daniela Schläfer sowie Wolfgang Kaiser vom Gesundheitsamt bewusst entschieden, von Gewalt in der Pflege zu sprechen. Die kann allerdings vielfältig sein - und entsteht in den allermeisten Fällen gar nicht aus Boshaftigkeit. Ganz im Gegenteil: Nach der Erfahrung der Fachleute geht es den Pflegenden dabei eher um den Schutz der anvertrauten Person. Bestes Beispiel: Jemand geht kurz zum Einkaufen und sperrt in dieser Zeit seinen dementen Angehörigen daheim ein. Von Gewalt würde dabei wohl niemand sprechen - zumindest nicht von körperlicher. Doch letztlich sei das Freiheitsentzug, sagt Schläfer. "Oft sind solche Dinge nicht als Gewalt erkennbar."

Bei dem Informationsabend, der am 21. November ab 19 Uhr bei Audi in Heinrichsheim stattfindet, wollen sie und ihre Mitstreiter aber keineswegs Fehler aufzeigen oder gar ein Urteil fällen. Vielmehr geht es darum, den Menschen, die mit Pflegebedürftigen zu tun haben, eine Hilfestellung zu bieten - um die eigenen Situation besser bewerten zu können und um bei Bedarf gegenzusteuern. "Das kann beispielsweise über eine Entlastung der pflegenden Angehörigen funktionieren", erklärt die Fachfrau und erinnert daran, dass Gewalt in der Pflege nicht unbedingt von gesunden Menschen ausgehen muss. Oft sind die Pfleger selbst Angriffen - ob körperlich oder psychologisch - ausgesetzt.

Der Infoabend soll aus drei Teilbereichen bestehen. Zunächst ist ein Fachvortrag von Nora Roßner vom Deutschen Caritasverband geplant. In der Folge diskutieren Experten unter der Moderation des Neuburger Journalisten Axel Mölkner-Kappl über das Thema. Und schließlich gibt es noch die Möglichkeit, sich bei einer Vielzahl an Fachstellen über deren Angebote zu informieren. Mit dabei sind neben dem Pflegestützpunkt unter anderem die Selbsthilfegruppe für pflegende Angehörige, der VdK und die Offenen Hilfen.

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