Preith

Wer ist verrückt - und wer normal?

Den Theaterleit vo Preith gelingt mit hervorragenden Darstellern eine durchgeknallte Posse

14.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:58 Uhr
Ganz harmonisch schaut?s in dieser Szene aus - doch eine dramatische Wende steht bevor. −Foto: Bauer

Preith (EK) Die Originalfassung des Klassikers "Pension Schöller" ist schon auf großen Bühnen zu sehen gewesen - die adaptierte Fassung, "Pension & Musikcafé Schaller", erfreute nun die Besucher der Volkstheater-Bühne der Theaterleit vo Preith. Und als die "Crazy Teddy Boys" aufspielten, ging es gleich schwungvoll los.

Die beiden Vorstellungen am Wochenende waren natürlich ausverkauft. Im Margraf-Haus saßen die Zuschauer zusammen mit den "Crazy Teddy Boys" im Musikcafé der Pension Schaller - und genossen die Auftritte der Laiendarsteller, die mit Spielwitz und Engagement ihre Rollen stark und authentisch verkörperten. Überzeugend gelang es ihnen die unterschiedlichen Lebensläufe und Herkünfte ihrer Charaktere darzustellen - ein wahres Theatervergnügen.

Das Lustspiel war gespickt mit Irrwitz, sich rasant überschlagenen Pointen und Peinlichkeiten, eine durchgeknallte Posse, in der die Laiendarsteller zur Höchstform aufliefen. Die gesanglichen Solos waren hervorragend und die Dialoge in den verschiedenen Dialekten und Akzenten herrlich, eine bunte Vielfalt schauspielerischer und gesanglicher Leckerbissen für das begeisterte Publikum. Nicht nur der heimische Dialekt des Jura spielte eine wichtige Rolle. Wiener Schmäh, Berliner Schnauze und südländischer Akzent gaben der Komödie ein polyglottes Gewand. Fetzig-beschwingte Tanzeinlagen sorgten für zusätzliche Stimmung, eine sehr stimmige und mit den Schauspielern erarbeitete Choreographie (Michaela Sigl-Weidenhiller) wurde optimal umgesetzt - das Publikum war hingerissen.

Eine echte Irrenanstalt erleben - das ist der große Wunsch des ehemaligen Landwirts Joseph Hallberger (Herbert Bauch), der als Privatier vom Land einmal die Besonderheiten der Großstadt erfahren möchte. Der Sohn seiner Schwester (Lina Bauer), Neffe Albert Hallberger (Korbinian Bauch), soll dies für einen in Aussicht gestellten Kredit des reichen Onkels ermöglichen. Albert erklärt die Pension Schaller ohne das Wissen der Besitzerin zur geschlossenen Irrenanstalt. Das Musikcafé scheint dafür geradezu perfekt geeignet zu sein. Denn dort halten sich mit einem ehemaligen Oberst und Frontkämpfer (Michael Schneider), einer Heimatautorin (Gabi Pfaller) und einem Abenteurer (Manni Bittl) recht schillernde und seltsame Charaktere auf. Hinzu kommt die Pensionsbesitzerin (Reni Ferstl) selbst mit ihrer Tochter (Christine Hajak) und ihrem Neffen (Ferdinand Margraf). Der betuchte ehemalige Landwirt freut sich über das irre Treiben und der Neffe kann auf den fetten Kredit hoffen.

Die Stimmung vibriert und prickelt, als scheinbar alles seinen geplanten Lauf nimmt, bis dann die Liebe ins Spiel kommt und das verrückte Verwicklungslustspiel sich unaufhaltsam der Katastrophe nähert, indem es eine dramatische Wendung nimmt. Wer ist verrückt, wer ist normal? Kann man sich da immer so sicher sein?

"Pension & Musikcafé Schaller" der Preither Bühne ist eine bayerische Adaption der Originalfassung "Pension Schöller" von Carl Lauf und Wilhelm Jakoby. Die Preither Version entstand unter der genialen Federführung von Regisseur Stephan Gabler. Die ins Stück integrierte Musikertruppe der "Crazy Teddy Boys" aber setzt der Komödie förmlich die Krone auf: Vier fröhlich-schräge Typen (Karl Grienberger, Hans Hüttinger, Hans-Jürgen Pickard, Harry Hirschbeck) spielen Live-Musik in Hawaihemden auf rotem Podest, eine Sängerin (Huberta Buchberger) trällert die schönsten Conny-Francis-Melodien ins Nostalgie-Mikrofon und die Protagonisten auf der Bühne spielen sich in einen komödiantischen Rausch, der nach drei Stunden in tosendem Applaus mündet. Ein wahrlich köstlicher Theaterabend, an dem der "ganz normale Wahnsinn" lustvoll die Welt auf den Kopf stellt.

Franz Bauer

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