Geisenfeld

Grüner Nützling oder Unfallrisiko?

Acht Bäume gefällt: Geteilte Meinungen über städtische Abholzaktion in der Ahornstraße

17.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:01 Uhr
Nur noch die Stümpfe sind von den acht Ahornbäumen in der Ahornstraße übrig - sehr zum Bedauern von Anwohnerin Margit Neuhauser. Als Grund für die Abholzaktion nennt die Stadt die Sanierung des Gehwegs, an dem die Wurzeln der Bäume Schäden verursacht haben. −Foto: Neuhauser

Geisenfeld (zur) Schönheit oder Ärgernis, Nützling oder Unfallrisiko? Wenn es um Bäume geht, herrscht nicht selten Uneinigkeit im Urteil. Aktuell sind die Bäume in der Ahornstraße in den Fokus einer kontroversen Betrachtung gerückt. Deren Entfernung ist für die einen ein Frevel, für die anderen eine Notwendigkeit.

Margit Neuhauser hatte sich als Anwohnerin an die Heimatzeitung gewandt, weil sie die jüngst durchgeführte Fällaktion "sehr bedauerlich" findet. "Ich habe die Bäume sozusagen mit meinen Kindern aufwachsen sehen", erklärt sie die Verbundenheit mit den acht vor 25 Jahren in Sichtweite ihres Hauses gepflanzten Ahornbäumen. Ihrer Messung zufolge hatten diese mittlerweile einen Stammdurchmesser von über 30 Zentimetern. Eine städtische Baumschutz-Verordnung hätte die Pflanzen vielleicht retten können, meint die Justizverwaltungs-Inspektorin, "weil diese dafür Sorge tragen würde, dass die Entscheidung von einem neutralen Experten gefällt wird". Derzeit gibt es eine solche Verordnung aber in Geisenfeld nicht.
Auf Anfrage zeigt Bürgermeister Christian Staudter (USB) Verständnis für die Anwohnerin, versichert aber: "Wir fällen keine Bäume, die nicht gefällt werden müssen." Im Gegenteil pflege man seitens der Stadt einen "sehr sensiblen Umgang mit der Thematik". Im vorliegenden Fall sei er mehrfach auf Schäden angesprochen gemacht worden, die von den Wurzeln der Bäume im Bereich des Bürgersteigs verursacht wurden. Gerade für Menschen, die mit Kinderwagen oder Rollator unterwegs sind, oder für nicht mehr ganz trittsichere Senioren könnten Stolperfallen zum Ärgernis oder gar zur Gefahr werden, gibt der Rathauschef zu bedenken. Stadträtin Edith Schultz (CSU), selbst Anwohnerin, hatte ihrerseits im Stadtrat auf das Problem hingewiesen. "Damit habe ich jedoch in keinster Weise die Entfernung der Bäume veranlassen wollen", betont sie. Ihr sei es wichtig gewesen, dass die Stadt zukünftig in Neubaugebieten bei der Wahl der Pflanzen "gleich darauf achtet, tief wurzelnde Arten zu wählen, die erst gar keine Schwierigkeiten machen", so Schultz.
Man habe sich "nach eingehender Prüfung" dazu entschlossen, den Gehweg zu sanieren - wobei zwangsläufig die störenden Wurzeln hätten entfernt werden müssen, erklärt Staudter. Da nach der Einschätzung eines gärtnerisch geschulten Bauhofmitarbeiters die Standsicherheit der betroffenen Bäume in der Folge nicht mehr gewährleistet gewesen sei, habe man diese schließlich entfernt. Im Frühjahr sollen sechs Spitzahorn-Bäume nachgepflanzt werden. Man habe bewusst schon etwas größere Exemplare gewählt und lasse sich diese Pflanzaktion fast 3000 Euro kosten. Margit Neuhauser befürchtet indes: "Selbst im Falle einer Nachpflanzung werden wir nicht mehr erleben, dass hier wieder richtige Bäume stehen".
 

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