Gaimersheim

Engelsmusik von Bach bis Gospel

Chor- und Orchestergemeinschaft Viva La Musica glänzt beim Weihnachtskonzert in Gaimersheim

08.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:34 Uhr
Zum Ausklang der Weihnachtszeit gab Viva La Musica ein stimmungsvolles Konzert in der Gaimersheimer Pfarrkirche. −Foto: Viva La Musica

Gaimersheim (DK) Mit einem besinnlichen Konzert hat sich die Gaimersheimer Chor- und Orchestergemeinschaft Viva La Musica am vergangenen Wochenende von der Weihnachtszeit verabschiedet. Die Lob- und Danklieder der Musiker lockten viele Besucher in die Pfarrkirche.

Das Kirchenschiff platzt schier aus allen Nähten: Um dem "Jubilieren mit den Engeln" der Sänger und Musiker unter ihrem Dirigenten Richard Westner zu lauschen, sind so viele erwartungsvolle Zuhörer gekommen, dass die Bänke und die zusätzliche Bestuhlung als Sitzplätze nicht ausreichen. Davon lassen sich aber auch die letzten Gäste nicht abhalten und erleben unverdrossen im Stehen den von den Bläsern farbenreich intonierten Instrumentalsatz zu Händels "Tochter Zion" als festliche Einstimmung in den weihnachtlichen Spätnachmittag.

In sphärische Gefilde entführt dabei der "Himmlische Andachtsjodler" von Lorenz Maierhofer. Eindrucksvoll vermischen und ergänzen sich hier die Chorstimmen aus dem Altarraum mit denen der vier Solistinnen, die glockenrein von der Kanzel herab singen. Dadurch entsteht eine ganz besondere, meditative, nahezu schwebende Aura.

Natürlich darf zu einem solchen Anlass auch Bachs Weihnachtsoratorium nicht fehlen: Mit dem ruhig dahinfließenden Eingangschor des vierten Teils, "Fallt mit Danken, fallt mit Loben", setzt Viva La Musica einen feierlich innehaltenden, besinnlichen und zugleich artikulatorisch deutlich herausgearbeiteten Akzent zum Neujahrsbeginn.

Und spätestens bei "Es wird ein Stern aus Jakob aufgehn" aus dem unvollendeten Mendelssohn-Oratorium "Christus" wird vollkommen klar, warum es die seit fast fünf Jahrzehnten bestehende Vokalformation bei einem Voting von Klassik Radio vor wenigen Monaten unter die 50 besten Chöre Deutschlands geschafft hat. Ihre sauber deklamierende Tonführung, die evident ausgewogene Dynamik lassen das musikalische Licht in weiten Bögen erstrahlen, erfahren am Ende ein zusätzliches Aufscheinen mit dem lichten Choral "Wie schön leuchtet der Morgenstern".

Frischen, hellen A-cappella-Klang legt der Chor zu "Natus est Emmanuel" an den Tag und verleiht so seiner Freude über die Geburt Jesu puren, lebendigen Ausdruck. Von tiefer, gläubiger Religiosität zeugt ebenso das ehrfürchtig gestaltete "A Christmas Laudamus", indem sich dazu die lateinischen und ihre entsprechenden englischen Melodiephrasen gegenseitig antworten und ineinanderschweifen. Ansteckendes Gospel-Gefühl verbreitet Viva La Musica hingegen durch das euphorisch vorgetragene "Sing with the angels", samt Schellengeläut und lebhaftem Mitklatschen.

Ihren ganz eigenen Auftritt haben die jungen Nachwuchssänger in Gestalt der Chormäuse, die das Publikum sofort mit ihren jugendlichen, unverbrauchten Stimmen verzaubern - sowohl anhand des lautmalerischen, präzise sein Schlagzeug imitierenden "Trommlerjungen" als auch beim "Christmas Canon", bei einer raffiniert verstrickten Synthese aus dem berühmten Pachelbel-Kanon am Klavier und beliebten amerikanischen Weihnachtsliedern wie "Jingle Bells" oder "Deck the Halls".

Doch auch stimmungsvolle Interpretationen von Instrumentalwerken kommen nicht zu kurz. So verströmen im zweiten Satz aus Bachs 4. Brandenburgischem Konzert, einer Sarabande, elegische Flöten- und Cembaloregister wohltuend einen sich langsam wiegenden Dreiertakt aus zartfühlenden Harmonien. Das Flötenquartett (bestehend aus Martina Rupp, Barbara Landes, Jutta Gößl und Judith Kerschensteiner-Landes) brilliert mit "Kommet, ihr Vögelein", einer bearbeiteten, volkstümlich anmutenden Melodieüberlieferung von Hans Bruckner, ehe es wandlungsfähig in die moderneren geistlichen Rhythmen von Kathi Stimmer-Salzeders "Fidenti" hineingleitet. Sein volles Können präsentiert das gesamte Orchester bei "Nun singet und seid froh", eine auch als "In dulci jubilo" bekannte Weise in der Instrumentalbearbeitung von Richard Westner selbst, unter dessen allzeit engagierter Leitung die Musiker sämtliche übergreifend-eingängigen Motiv-Verflechtungen ausdrucksstark zur Geltung bringen.

Durch die Kompositionen führt mit wohlgewählten überleitenden Worten Martin Dick, Vorsitzender des Sängerkreises Donau-Altmühl.

Den Höhepunkt und gleichzeitig den Abschluss des offiziellen Programms bildet das triumphale "Adeste fideles". Nach dem prägnant schlichten Orgelvorspiel (Rolf Pfeffer) setzen die Männerstimmen im feinen Unisono ein, teilen sich in die Zweistimmigkeit, ehe sich alle Protagonisten unter jubelnden Überstimmen allmählich zu einem immer beeindruckender werdenden Gesamtklang vereinen. Belohnt werden sie nicht nur dafür mit Bravo-Rufen des begeisterten Auditoriums.

Selbiges entlässt Dirigent Richard Westner nach seinem überschwänglichen Dank an alle Beteiligten mit Beethovens "Hymne an die Nacht" endgültig hinaus in den Dreikönigsabend - und zum gemütlichen Beisammensein beim Glühwein im Kirchhof. Ein rundum gelungener, abwechslungsreicher musikalischer Ausklang der Weihnachtstage.

Heike Haberl

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/engelsmusik-von-bach-bis-gospel-2814027
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