Eichstätt

Keine Sorge um die Tochter in der Armee

Israelische General-Konsulin Sandra Simovich besucht das Gabrieli-Gymnasium

20.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:41 Uhr
Die israelische General-Konsulin Sandra Simovich bei ihrem Vortrag vor den interessierten Schülern der Q12. −Foto: Buckl

Eichstätt (EK) Die israelische General-Konsulin für Süddeutschland, Sandra Simovich, hat am vergangenen Donnerstag das Gabrieli-Gymnasium in Eichstätt besucht. Aus erster Hand erfuhren die Schüler etwas über die Geschichte des Landes und das Leben in Israel. Und das soll nicht der letzte Kontakt mit Israel gewesen sein.

Es war ein sensationelles Angebot: "Falls Sie an einer Partnerschule oder an einem gemeinsamen Projekt mit einer Schule in Israel interessiert sind, bin ich gerne bereit, Sie bei der Suche zu unterstützen!" Ausgesprochen wurde es in der Aula des Gabrieli-Gymnasiums von der israelischen General-Konsulin für Süddeutschland, Sandra Simovich. Sie war an das GG gekommen, um mit den rund hundert Schülern der 12. Jahrgangsstufe (Q12) über das Thema Israel zu sprechen.

Die verblüfften Schüler erlebte Modalitäten, wie es sie zuletzt Ende 2011 beim Besuch von Ministerpräsident Horst Seehofer am GG gab: Während der Begegnung wurden die Eingänge zur GG-Aula durch Sicherheitspersonal des Konsulats bewacht. Als Co-Referent war Liran Sahar, Vize-Generalkonsul und Simovichs Stellvertreter, mit von der Partie.

Der illustre Besuch beider Gäste hat eine Vorgeschichte: Bekanntlich hatte das P-Seminar Geschichte unter der Leitung von Lehrerin Nicole Christoph die Ausstellung "Hoffnung - Das Erbe von Emilie und Oskar Schindler" konzipiert und gezeigt und war dafür vergangenen Sommer von der Gesellschaft für jüdische Kultur und Tradition in München mit dem Simon-Snopkowski-Preis 2018 ausgezeichnet worden. Bei der Ehrung, an der auch Alt-Bundespräsident Joachim Gauck teilnahm, hatte man die Generalkonsulin kennengelernt, die dem GG anbot, nach Eichstätt zu kommen, um Schüler "aus erster Hand" über Israel zu informieren - eine Vorgeschichte, an die Schulleiter Adalhard Biederer bei der Begrüßung der Gäste erinnerte.

Durch flott inszenierte Film-Clips wie auch Vorträge von Simovich und Sahar wurden die angehenden Abiturienten dann darüber informiert, "was es nach 70 Jahren Unabhängigkeit des Staates heißt, Israeli zu sein": Sowohl sprachlich wie auch am Speiseplan lasse sich erkennen, dass das israelische Volk "einen Schmelztiegel" bilde. Das Land führe "einen Dialog zwischen Vergangenheit und Zukunft", so Sahar, der die Geschichte Israels in einem knappen Abriss skizzierte. Die deutsch-israelischen Beziehungen hätten, so Sahar weiter, "einen Wandel von Ablehnung hin zu enger Partnerschaft" vollzogen.

Die Begegnung fand in englischer Sprache statt - "denn mein Deutsch ist nicht so gut wie euer Englisch", ermunterte Simovich die jungen Zuhörer auf der Empore der GG-Aula, Fragen zu stellen. Schnell stellte sich heraus, dass jungen Deutschen als erste Assoziation zu Israel der Konflikt mit den Palästinensern einfiel, woran sich auch die ersten Fragen orientierten. Hier betonte Simovich, dass sich Israelis nichts sehnlicher wünschen als Frieden mit Nachbarn, doch müsse man sich auch gegen terroristische Bedrohungen durch die regierende Hamas schützen; zudem sei ein Dialog schwierig, da die Palästinenser selbst uneins untereinander seien. Zum Thema Sicherheit stellte Simovich klar, dass sie sich in Israel - "so seltsam es klingt" - durchaus sicher fühle, bei den Menschen herrsche ein Optimismus: "Wenn ich in Israel bin, begleiten mich keine Bodyguards!" Dass man oft von Anschlägen dort höre, liege auch daran, dass die öffentliche Aufmerksamkeit hier für solche Akte weit größer sei als für Gewaltakte anderswo auf der Welt. Davon, dass Israel rund 5000 verletzte Syrer kostenlos in israelischen Krankenhäusern behandelt habe, werde leider nichts publik.

Simovich habe keine Sorge um ihre 17 Jahre alte Tochter, die nun nach Israel zurückgegangen sei, um dort in der Armee zu dienen.

Deutlich bekannte die Konsulin auch: "Wir haben kein Problem mit Moslems! Nur mit solchen, die uns töten wollen!" Zu empfehlen sei das Kennenlernen einer Innensicht - etwa durch schulische Partnerschaften oder Zusammenarbeit in gemeinsamen Projekten. Wichtig sei es, Kontakte im bildungs- und kulturpolitischen Bereich weiter zu vertiefen. Sie empfahl, Israel selbst kennenzulernen: Es sei ein faszinierend schönes Land. Und auch das israelische General-Konsulat in München könnten die Schüler kennenlernen. Simovich lud sie dorthin ein.

Schulleiter Biederer sieht in dem Vorschlag der General-Konsulin "ein sehr spannendes Angebot", denn es eröffne die Chance zu einer "Kooperation mit Schülern in einem sehr interessanten fernen Land, das auch im Lehrplan seinen Platz hat".

Walter Buckl

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