Ingolstadt

Der Wut-Wettbewerb

Das Junge Theater Ingolstadt zeigt ein Kinderstück für kleine Trotzköpfe

21.02.2019 | Stand 23.09.2023, 6:01 Uhr
  −Foto: Martin Schutt

Ingolstadt (DK) Der Klippschliefer liebt die Sonne.

Jeden Abend, wenn die Sonne untergeht, klettert er auf einen kleinen Hügel und droht: "Nicht untergehen! Nein! Nicht! Ich warne dich! " Bis er vom Schreien heiser und vom Füßeaufstampfen müde wird. Aber weil die Sonne natürlich trotzdem untergeht, ist er erbost, traurig und sehr, sehr wütend.

"Man wird doch wohl mal wütend werden dürfen" hat der niederländische Kinderbuchautor Toon Tellegen sein Kinderbuch genannt, in dem er in zwölf kurzen Tiergeschichten verschiedene Facetten des Gefühls Wut aufzeigt - ohne dabei zu belehren oder gar zu moralisieren. So hadert der Elefant mit sich selbst, weil er es nicht lassen kann, auf den Baum zu klettern, um die Aussicht zu genießen, obwohl er jedes Mal aufs Neue abstürzt. Käfer und Regenwurm verbeißen sich in einen Wettbewerb, wessen Wut am größten ist. Und die Spitzmaus besucht das Eichhörnchen zum Geburtstag und macht ihm alles madig - von der Torte bis zur Party. Auch Igel, Ameise und Kröte machen ihre eigenen Erfahrungen mit der Wut. Bis sich im letzten Kapitel, das mit "Das Verschwinden der Wut" überschrieben ist, eine große Ratlosigkeit breit macht.

Linda Göllner hat für das Junge Theater Ingolstadt auf der Basis des Bilderbuchs ein mobiles Theaterstück für Kinder ab drei Jahren entwickelt. Am Samstagnachmittag ist Premiere in der Werkstatt. "Das Buch ist spannend, weil Kinder mit drei, vier Jahren trotzige Phasen haben - einerseits um Grenzen auszutesten, andererseits aber auch, um ihr Missfallen auszudrücken. Wie formuliere ich, dass ich etwas nicht mag? ", erklärt die Regisseurin. Sie hat aus den zwölf Geschichten kurze Episoden herausgegriffen und lässt sie von den beiden Schauspielern Paula Gendrisch und Michael Amelung umsetzen, mal als Erzähltheater, mal dialogisch, mal philosophisch, mal komisch, mal im Puppenspiel - mit extra gefertigten Figuren.

Wut tut manchmal gut. Vor allem: Sie gehört dazu und speist sich aus den unterschiedlichsten Quellen. Die Kunst besteht daher im Umgang damit - wer sie beherrscht, richtet keinen Schaden an und fühlt sich doch befreit - und kann vielleicht auch über sich selber lachen.

Premiere am Samstag um 16 Uhr in der Werkstatt des Stadttheaters Ingolstadt. Karten gibt es noch für den 31. März um 16 Uhr. Telefon (0841) 30547200.

Anja Witzke

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