Neuburg

"Grausamer" Mast an der Jurakante

Stadt genehmigt 30 Meter hohe Telekom-Antenne - OB massiv gegen Standort

05.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:16 Uhr
Zwei Standorte für Mobilfunk, die der Stadtpolitik nicht passen: Der Mast an der Jurakante (oben) musste genehmigt werden, den Platz an der Schlösslwiese (unten rechts) behandelt der Bauausschuss. −Foto: Rein

Neuburg (r) "Am liebsten würde ich eine Bürgerinitiative gründen." Oberbürgermeister Bernhard Gmehling ärgert sich über den Standort eines neuen Funkmastens der Telekom. 30 Meter hoch soll er auf dem Jurahang zwischen Laisacker und Hesselohe aufgestellt werden. Die Stadt selbst hat den Masten im März genehmigt.

Rechtsdirektor Ralf Rick jedenfalls hat der Deutschen Funkturm GmbH, einer Tochter der Telekom, die Genehmigung geschickt. Der Jurist hat keine Handhabe zur Ablehnung des Mastens gesehen. Das hatte er bereits 2017 dem Stadtrat erläutert, der sowohl den Standort an der Jurakante wie auch am Wohngebiet an der Schilchermühle abgelehnt hat.

OB Bernhard Gmehling hatte damals seinen "massiven Protest" der Deutschen Telekom schriftlich mitgeteilt. Natürlich erwarte der Bürger ein funktionierendes Mobilfunknetz, aber an seiner Ablehnung hat sich nichts geändert: "Wir befinden uns hier an einer landschaftsprägenden Jurakante im Naturpark Altmühltal. Der Masten hier ist grausam und passt wie die Faust aufs Auge." Abgesehen vom Panoramablick auf die Stadt fänden sich hier Magerrasenwiesen und Orchideen.

Auf Unterstützung durch die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Neuburg hoffte die Stadt vergeblich. Der Standort sei landschaftlich problematisch, aber aus naturschutzfachlicher Sicht spreche nichts dagegen, urteilte die Fachbehörde. "Auflagen bekommen wir jede Menge und hier hätten wir einmal die Mithilfe des Naturschutzes gebraucht", so der Kommentar des Oberbürgermeisters.

Mit dem Eigentümer der landwirtschaftlichen Fläche hat die Telekom offenbar eine Vorvereinbarung getroffen. Der Masten in unmittelbarer Nähe des Weinberges von Josef Tremml rückt also näher. Gegen einen weiteren beantragten Antennenmasten auf der Rückseite der Ingolstädter Straße Richtung Donaudamm scheint die Stadt dagegen eine Handhabe zu besitzen.

Der 25 Meter hohe Schleuderbeton-Masten soll direkt neben dem Alleeweg von der Schlösslwiese zum Reiterhof entstehen. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling hält den Standort unisono mit seinem Bauamt für absolut ungeeignet. Abgesehen davon, dass das Areal in Donaunähe ein sensibler Landschaftsraum sei, würde die Großantenne die Blickverbindung zur Altstadt massiv beeinträchtigen.

Der bestehende Bebauungsplan 1-03 Ingolstädter Straße sieht hier eine Grünfläche vor. Die Verwaltung empfiehlt den Stadtpolitikern, das erforderliche gemeindliche Einvernehmen zu verweigern und dem Antragsteller zu empfehlen "einen geeigneten und städtebaulich akzeptablen Standort, zum Beispiel entlang der Ingolstädter Straße, zu suchen". Der Bauausschuss behandelt das Thema kommende Woche.

Für die Telekom sagt Sprecher Markus Jodl (München), dass sein Unternehmen stets zuerst auf die Gemeinden zukomme und erst danach auf Suche nach Privatgelände gehe. Die Genehmigung zum Mastenbau sei zu erteilen, wenn keine schwerwiegenden Gründe dagegen sprechen. Die Telekom erfülle ihren politischen Auftrag, eine funktionierende Infrastruktur im Mobilfunk aufzubauen, so Jodl.

Entlang von Straßen, Bahn- und Schifffahrtslinien müsse das Netz funktionieren und 98 Prozent der Bevölkerung sollen darauf zugreifen können. "Gerade der CSU kann der Infrastrukturausbau in Bayern nicht schnell genug gehen", so Markus Jodl. Deshalb müsse die Telekom auch in vertretbaren Zeiträumen neue Funkmasten aufstellen können. 1000 weitere Standorte seien bayernweit zu den bestehenden 5200 geplant ("Mobilfunk Offensive Bayern"), dazu kommt die Nachrüstung mit neuen Techniken wie LTE. Deutschlandweit seien bereits 29 000 Antennenmasten in Betrieb.

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