Ingolstadt

Mit Ausdauer zum Ziel

Gerhard Budy ist ein echter Macher. Im Jahr 2010 hat der Ingolstädter in Eigenregie den Triathlon in seiner Heimstadt aus der Versenkung geholt und in den Folgejahren eine Großveranstaltung etabliert, die überregional Anerkennung erfährt. Allen Widerständen zum Trotz kann der 56-Jährige 2019 sein zehnjähriges Jubiläum feiern. <?ZuVor "7dp"> <Autor>Von Christian Missy<?ZE></Autor>

10.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:58 Uhr
Hat immer ein offenes Ohr für Athleten: Triathlon-Organisator Gerhard Budy. −Foto: Bösl, Meyer

Gerhard Budy ist ein echter Macher. Im Jahr 2010 hat der Ingolstädter in Eigenregie den Triathlon in seiner Heimstadt aus der Versenkung geholt und in den Folgejahren eine Großveranstaltung etabliert, die überregional Anerkennung erfährt. Allen Widerständen zum Trotz kann der 56-Jährige 2019 sein zehnjähriges Jubiläum feiern.

Gerhard Budy kommuniziert genauso geradlinig wie er arbeitet. Kein Wort zu viel, kein Geplapper, den Small Talk auf ein Minimum reduziert. Er ist kein Mensch, der Probleme damit hat, auszudrücken, was er will oder meint. Ein Treffen im Juli, man steht im Stau, Nachricht an Budy: Verspäte mich leider um 15 Minuten, bin auf dem Weg, großes Sorry. Budy antwortet: "Alles klar, ich habe weitere Termine danach."

Natürlich hat er Termine. Gerhard Budy ist in Ingolstadt der Mister Triathlon, er hält die Fäden in der Hand. 2010 stampfte er die Veranstaltung quasi im Alleingang aus dem Boden. Zum zehnjährigen Jubiläum am 26. Mai werden 2700 Sportler an den Start gehen und wohl wieder mehr als 10000 Menschen zuschauen. Es ist die Erfolgsgeschichte eines Menschen, der diese typische Macher-Attitüde versprüht. Klarer Blick, klare Ansprache, klare Vorstellungen. Doch da ist auch diese Ungewissheit, jedes Jahr aufs Neue ein Kampf gegen große Widerstände. Budy kann heute nicht sagen, ob der Triathlon auch im kommenden Jahr stattfindet. Die Organisation des Großevents geht jedes Jahr bei knapp über null los. Was treibt Gerhard Budy an, diese Mühen auf sich zu nehmen?

Vielleicht sind es Bestätigungen, wie etwa der Ehrenpreis der Stadt Ingolstadt bei der Nacht des Sports. Budy erhielt die Auszeichnung im Frühjahr für seine Verdienste um den Ingolstädter Sport. Der Triathlon ist ein Höhepunkt im Veranstaltungskalender der Stadt. In zehn Jahren stiegen die Teilnehmerzahlen kontinuierlich. Von etwa 1300 Startern bei der Premiere 2010 auf 2700 in diesem Jahr. Ein Grund dafür ist, dass das sportliche Angebot immer größer wurde. Kidsrun, Staffelwettbewerbe, Sprintdistanz, olympische Distanz, Mitteldistanz - es ist für jede Leistungs- und Altersklasse etwas dabei. Ein anderer Grund ist das Flair der Veranstaltung mit der idyllischen Lage rund um den Baggersee. Dazu kommt die sportliche Relevanz. In Ingolstadt wurden schon bayerische, deutsche und Elite-Mitteldistanz-Meisterschaften ausgetragen. Die Bundesliga gastierte hier, und Triathlon-Superstars wie Hawaii-Sieger Faris Al-Sultan nahmen teil. Dass der Ingolstädter Triathlon von Anfang an so angenommen wurde, ist kein Zufall. Gerhard Budy, der auch Breitensportbeauftragter des Bayerischen Triathlon-Verbandes ist, weiß, wie Triathlon geht.

Denn dass der freiberufliche Personal-Trainer an seinen eigenen Wettkämpfen nicht teilnimmt, liegt am Zeitmangel, nicht am Fitnessstand. Bei anderen 56-Jährigen spannt das T-Shirt gerne mal am Bauch, bei Budy am Bizeps. Beeindruckend auch seine voluminösen und gut definierten Waden. Sechsmal die Woche trainiert der Ingolstädter, seinen ersten Triathlon absolvierte er 1989 in Eichstätt. Es folgten 30 Jahre im Vollgas-Modus: Ironman in Roth, zweite Triathlon-Bundesliga beim SV Marienstein, Triathlon-Wettkämpfe in Australien, Portugal, Thailand, Serbien, Österreich, Tschechien und sehr häufig in Italien. "In den 1990er-Jahren habe ich während der Saison jedes Wochenende einen Triathlon gemacht", sagt er. Seine Bestzeiten: 55 Minuten auf die Sprintdistanz, 1:52 Stunden auf die olympische, 4:35 Stunden auf die Mitteldistanz, 9:48 Stunden auf die Langdistanz. 2017 gewann er in Frankfurt die Altersklasse 55 und wurde Siebter im Gesamtfeld.

Aber wie das so ist, es gab auch Tiefen. Bei Budy waren es Verletzungen. In Bardolino brach er sich beim Schwimmausstieg den großen Zeh, in Zell am See stach ihn während des Rennens eine Wespe in den Gaumen. Als er auf einem Pflasterstein abrutschte, verletzte er sich am Innenband. "Der Arzt hat gesagt, dass meine sportliche Karriere mit dem Laufen jetzt beendet ist", sagt Budy. Doch er baute einen Ergometer so um, dass er Radfahren konnte, und ging mit Plastiktüte über dem Bein zum Schwimmen. Wenn jemand Gerhard Budy erklärt, dass etwas nicht geht, dann heißt das eben nicht, dass Gerhard Budy das nicht macht. Dafür ist er zu sehr Kämpfer. Bei den rund 150 Triathlon-Starts kam er jedes Mal ins Ziel. "Ich bin immer durch. Ich habe nie aufgehört", sagt er.

Das ist seine Grundeinstellung. Als er im Jahr 2008 seine Familie einweihte, in Ingolstadt einen Triathlon veranstalten zu wollen, meinte sie, dass das eh' nix wird. Sie half ihm dennoch, ansonsten aber war er auf sich allein gestellt. Bürokratische Hürden beim Verkehrskonzept, Genehmigungsfragen mit den Verbänden, dazu die Finanzierungsfragen: "Ich habe schon im ersten Jahr gesagt, dass ich für diese regionale Veranstaltung nur regionale Unternehmen als Sponsoren möchte", sagt Budy.

Ingolstadt liegt ihm nun mal am Herzen. Und der Mehrwert für die Stadt ist leicht zu entdecken. Das Sportbad ist voll, die Triathlon-Abteilungen in der Region wachsen, und der Wettbewerb wird in der Szene geschätzt. Aus aller Herren Länder kommen sie an den Baggersee - und von dort wird das Ingolstädter Wappentier hinaus getragen in die Welt. Bei Triathlon-Veranstaltungen in ganz Europa sehe man den Panther auf Trinkflaschen, Radtrikots und Bademützen, sagt Budy. Eine Art positives Feedback, ohne finanzielle Interessen. Er könne für die Triathlon-Shirts auch extra Geld nehmen und mehr verdienen, erklärt er. "Aber ich freue mich, wenn die Leute das anziehen und der Panther auf der ganzen Welt präsent ist."

Dass es dem 56-Jährigen nicht um Profitmaximierung geht, kauft man ihm ab. Einer, der viel Zeit mit ihm verbringt, bestätigt das. Florian Weiß ist Moderator bei Antenne Bayern und dem ZDF und wird von Personal-Trainer Budy auf Ironman-Wettbewerbe vorbereitet. "Geld ist nicht sein Hauptantrieb", sagt Weiß, der auch so ein Geht-nicht-gibt's-nicht-Typ ist. Bei seinem ersten Triathlon startete er direkt über die Mitteldistanz, ohne so recht zu wissen, wie anstrengend das ist. Er erlebt Budy als erfahrenen, eisenharten, aber auch realistischen Trainer, der ihn an die Grenzen bringt. Und sich dann unendlich freut, wenn das gemeinsame Ziel erreicht wird. In Ingolstadt will Weiß die Mitteldistanz in unter fünf Stunden absolvieren.

Dabei ist der Ingolstädter Triathlon im Grunde wie Gerhard Budy. Es gibt diese große Breitensport-Basis und gleichzeitig den Aspekt des Hochleistungssports. Er ist entschieden regional, zugleich ein Premium-Produkt und um den guten Ruf bemüht. Der Drang, besser zu werden, und der Stolz auf das Erreichte schließen sich dabei nicht aus. Als es Ende der 1990er-Jahre in Ingolstadt keinen Triathlon gab, dachte sich Budy, dass das doch nicht sein kann. Sein Wunsch war es immer, dass das funktioniert - mit seinem Sport in seiner Stadt. Und wenn er es ist, der das regelt, dann zieht er das durch, dann kämpft er dafür. Dann wird der Triathlon auch genau so, wie er sich das vorstellt.

Christian Missy

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