Ingolstadt

Der "City-Triathlon" bleibt ein Traum

Zwischen 2013 und 2016 erarbeitet sich der Ingolstädter Triathlon internationales Renommee - Wechsel in die Innenstadt scheitert

17.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:03 Uhr
Dreimalige Siegerin: Yvonne van Vlerken siegte über die Mitteldistanz 2014 bis 2016. −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) Spätestens vor der vierten Ausgabe des Ingolstädter Triathlons, nachdem er 2010 nach 16 Jahren Pause aus der Versenkung gehoben wurde, ist die Veranstaltung angekommen.

Und zwar nicht nur in der Region, sondern auch in der Szene. Vor dem Startschuss 2013 verkündet Organisator Gerhard Budy deshalb stolz: Der Triathlon ist in der Liste der zehn beliebtesten Veranstaltungen des Portals triathlon. de. Das Sportevent ist nun kein regionales Phänomen mehr, sondern hat international einen guten Ruf. Aus zwölf verschiedenen Nationen kommen Athleten an den Baggersee, mit 2200 Teilnehmern gibt es zudem einen neuen Rekord. In den folgenden Jahren steigen die Teilnehmerzahlen gar auf 2600 Starter.

Gründe für den Erfolg gibt es einige, entscheidend ist die ungebrochen hohe sportliche Wertigkeit. Jahr für Jahr starten in Ingolstadt nicht nur Triathlon-Profis, sondern sogar die Stars der Szene: 2013 siegen Horst Reichel und Natascha Schmitt (Olympische Distanz) sowie Georg Potrebitsch und Sonja Tajsich (Mitteldistanz), 2014 gewinnt Faris Al-Sultan über die Olympische Distanz, 2014 und 2015 siegt Yvonne van Vlerken auf der Mitteldistanz.

Profis wie Breitensportler sind begeistert und loben die tolle Organisation sowie die schönen Strecken im Naherholungsgebiet rund um den Baggersee. Den Verbänden entgeht das genauso wenig wie den Zuschauern. Regelmäßig kommen mehr als 10000. 2015 findet deswegen die deutsche Meisterschaft im Sprint (750 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren, 5 Kilometer Laufen) in Ingolstadt statt - nie zuvor war eine Deutsche Meisterschaft in dieser Disziplin in Bayern ausgetragen worden.

Trotz all dieser Prestige-Erfolge geht es den Veranstaltern nicht allein um den Spitzensport. Ab dem Jahr 2013 wird der Ingolstädter Triathlon mehr und mehr zum sportlichen Familienfest. Es gibt nun einen Kinderlauf und Staffelwettbewerbe, beides wird gut angenommen. "Wir haben Familienstaffeln im Programm, bei denen Leute starten, die nicht einen ganzen Triathlon machen können, aber einfach mal mitmachen wollen", sagt Budy.

Von 2013 bis 2016 wächst die Veranstaltung in jeder Hinsicht, 2015 ist der Ingolstädter Triathlon mit 2600 Startern bereits die zweitgrößte Veranstaltung Bayerns. Einfacher werden die Planungen dadurch aber nicht. Streckenplanung, Sponsorensuche, verwaltungstechnische Genehmigungen - all das geht Jahr für Jahr von Neuem los. Zudem steigen die Kosten. Wie fragil solch eine Ausrichtung ist, zeigt der Triathlon 2013: Wegen möglicher Verunreinigungen im Baggersee nach einem Hochwasser droht ein Badeverbot. Nur wenige Tage vor dem Start steht fest, dass es doch keinen Duathlon aus Radfahren und Laufen geben wird.

Sportler und Zuschauer belohnen diesen alljährlichen Aufwand, die Startberechtigungen sind frühzeitig vergriffen - mit 2600 Teilnehmern in den Disziplinen Sprint, Olympische und Mitteldistanz ist aber eine Obergrenze erreicht. Andernfalls wären die Strecken überlastet.

Nicht zuletzt deswegen entsteht bei Gerhard Budy ein Traum: der City-Triathlon 2016. Vom Baggersee soll es in die Innenstadt gehen, über Schlosslände, Klenzepark, Rathaus- und Paradeplatz. Budy glaubt, dass der Triathlon und die Stadt Ingolstadt gleichermaßen profitieren würden: "Das hätte die Innenstadt reaktiviert und die Attraktivität gesteigert", sagt er.

Auch der Stadtrat findet diese Idee gut, die Planungen starten. Es werden erste Werbungen geschaltet, Sponsoren akquiriert, Park- und Streckenkonzepte ausgearbeitet und ein Rahmenprogramm inklusive Moderatoren und Band aufgestellt. Doch aus dem Traum wird nichts. Budy gibt Mehrkosten von 65000 Euro an, die Stadt will die Veranstaltung dagegen fünf Jahre lang mit jeweils 30000 Euro unterstützen. Nach monatelangem Hickhack wird Budy das persönliche Risiko zu groß. Ob die volle Summe gewährt worden wäre, hätte die Stadt erst nach der Veranstaltungsbilanz entschieden. Aus der CSU-FW-Regierungskoalition heißt es damals, dass man Bedenken habe, Veranstalter und Privatmann Budy könne Gewinn machen.

Deswegen findet der siebte Ingolstädter Triathlon wieder rund um den Baggersee statt - erstmals ergänzt durch ein Rennen der Triathlon-Bundesliga. Van Vlerken, Siegerin über die Mitteldistanz, spricht vor dem Rennen gegenüber unserer Zeitung von der "Triathlon-Hochburg Ingolstadt": "Für uns Profis, die bei Wettkämpfen auf der ganzen Welt starten, ist es auch wichtig an Triathlons teilzunehmen, bei denen es nicht nur ums Geld geht, sondern bei denen der Spaß im Vordergrund steht. Und das trifft eben auf Ingolstadt zu. " Eine größere Freude als mit diesem Satz hätte sie Budy und seinem Team wohl nicht machen können.

Christian Missy

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/der-city-triathlon-bleibt-ein-traum-2608959
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