Pfaffenhofen

Zwischen Theater, Mode und Natur

Die Laienschauspielerin Marion Simon zeigt ihr Talent bei der Inszenierung von "Nora oder Ein Puppenheim"

12.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:23 Uhr
Die größte Herausforderung bisher war die Rolle der "Nora" für Marion Simon, die die Emanzipation einer jungen Frau zeigt. −Foto: Steininger

Pfaffenhofen (PK) In der glänzenden Inszenierung des Pfaffenhofener Theaterspielkreises von Henrik Ibsens Bühnenstück "Nora oder Ein Puppenheim" spielte sie die Hauptrolle: Marion Simon gelang die überzeugende Darstellung eines "Püppchens", das sich zur selbstbewussten Frau emanzipiert.

Nach neun Aufführungen inklusive Zusatzvorstellungen ging die Spielzeit zu Ende.

Dass Marion Simon (35) von Kindesbeinen an Theaterluft geschnuppert hätte, kann man nun wirklich nicht behaupten. Eine zweimalige Mitwirkung beim Krippenspiel in der Stuttgarter Kinderkirche - das war es schon. Geboren ist sie in Köln, durch den Beruf ihres Vaters bedingt zog die Familie nach Würzburg, von da über Stuttgart und Hohenwart im Jahr 1996 nach Pfaffenhofen.

Als der Pfaffenhofener Theaterspielkreis im Jahr 2006 für das Kindermärchen "Das Dornröschen" ganz dringend mehrere Feen suchte, wollte es der Zufall, dass über eine Zugbekanntschaft ihres Vaters der Kontakt zum damaligen Regisseur und jetzigen Vorstand Steffen Wagner hergestellt wurde. Und prompt "hatte ich meine erste Rolle unter dreizehn Feen, nämlich die "Fee der Barmherzigkeit", erinnert sich Marion Simon.

Das war ein erfolgreicher Einstieg, denn seitdem hat sie in insgesamt 21 Inszenierungen mitgewirkt, nicht immer vor Publikum, sondern auch in der Maske, in der Regie oder auch nur mal in Nebenrollen, "denn auch andere wollen mal ganz vorne mitspielen". Hauptrollen in bairischer Mundart bleiben ihr naturgemäß verwehrt, auch wenn sie den rheinischen Akzent schon längst abgelegt hat. Bei der Freilichtaufführung "Der Zwischenfall" des gebürtigen Pfaffenhofener Dichters Joseph Maria Lutz im Jahr 2013 spielte sie die Tochter "Mia" des Metzgermeisters Huber. Die ging in der Stadt zur Schule und sprach deshalb statt breitem Bairisch eher Hochdeutsch, was Marion Simon entgegen kam. Eigentlich habe sie alles, was mit der Bühne zu tun hat, mehr oder weniger kennengelernt, mit einer einzigen Ausnahme, der Technik: "Da haben wir unsere Männer dafür, die das gut können". Schauspielerische Meilensteine waren die Märchen "Die kleine Hexe" und "Der Zauberer von Oz", bis sie, "was für mich toll war", mit "Arsen und Spitzenhäubchen" in ihrer ersten Erwachsenenproduktion mitspielen durfte, "das war ein kleiner Ritterschlag für mich". Damals noch unter Regisseur und Theater-Spielkreis-Vorstand Erich Baumgärtner, "vor dem ich einen Heidenrespekt hatte und immer noch habe". Sie schlüpfte in die Rolle von Elaine Harper, die frisch Angetraute von Mortimer Brewster, im gleichnamigen Film aus dem Jahr 1944 dargestellt von Cary Grant.

In "Der kleine Lord" hatte sie erstmals Co-Regie gemacht, ein ganz anderer Blickwinkel für Marion. Mit "Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern" wagte der Theaterspielkreis unter der Inszenierung von Sylvia Ott und Christoph Schmidt das Experiment, ein Bühnenstück gänzlich ohne Wortbeiträge, sondern nur per Mimik und Gestik stattfinden zu lassen. Schon damals glänzte Marion Simon in der Hauptrolle, wie überhaupt das ganze Stück nebst Darsteller eine äußerst positive Kritik bei Medien und Publikum fand.

Die "Nora" aber "war schon meine größte Herausforderung", betont Marion Simon. Die ist übrigens als Schriftführerin im Vorstand des Theaterkreises tätig, schreibt Protokolle und verfasst Rundschreiben an die rund 300 Mitglieder des Vereins. Dank ihrer Mitgliedschaft im Theaterspielkreis habe sie ihre Heimat gefunden und "viele tolle, interessante Menschen und gute Freunde kennengelernt", kommt sie fast ins Schwärmen.

Trotz ihres Engagements beim Rollenstudium und bei den Proben findet sie immer noch Zeit fürs Wandern in der Natur. Vergangenes Jahr bewältigte sie, als Single ganz auf sich allein gestellt, die letzten 120 Kilometer des Jakobswegs in Spanien. Und sie liebt, wie so viele sensible oder künstlerisch-kreativ tätige Menschen, Katzen. Deshalb trägt sie auch ein Tattoo im Nacken, das eine schwarze Katze zeigt. Vielleicht eine Erinnerung an ihren verstorbenen Kater, für den "ich früher oder später einen Nachfolger finden werde. Aber wenn ich mir wieder ein Tier hole, möchte ich auch Zeit dafür haben".

Marion Simon ist außerdem in der Modebranche beschäftigt. Ihr Beruf nannte sich früher "Dekorateur", dann "Schauwerbegestalter" und aktuell "Visual Merchandiser". Das bedeutet heutzutage neben der Optik vorrangig Umsatz generierende Warenpräsentationen und deren Platzierung zu steuern, was Marion Simon "sehr spannend" findet und ihr beruflich viel Zufriedenheit verschafft. Die handwerkliche Seite ihres Jobs sieht sie positiv: Da kann ich sogar beim Bühnenbau mit dabei sein, "weil ich auch als Mädchen weiß, wie man einen Akkuschrauber benutzt".

Hans Steininger

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/zwischen-theater-mode-und-natur-2565423
© 2024 Donaukurier.de