Eschelbach

"Ganz Eschelbach sagt Danke"

Ein Abschied voller Wehmut und Herzlichkeit von den Don-Bosco-Schwestern

08.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:41 Uhr
Mitten unter den Menschen in Eschelbach waren die Don-Bosco-Schwestern - wie so oft in der Vergangenheit - zum letzten Mal am Sonntag bei ihrem Abschied im Dorfheim, zu dem auch Provinzleiterin Schwester Maria Maul (rechts an der Gitarre) gekommen war. −Foto: Rebl

Eschelbach (WZ) Es ist nicht unbedingt ein Tag der Freude gewesen, aber einer voller Dankbarkeit. Und es war in jedem Fall einer der denkwürdigsten Tage in der Dorfgeschichte: Nach 95 Jahren verabschiedeten sich die Don-Bosco-Schwestern am Sonntag mit einem Gottesdienst und einer Feier von Eschelbach, ihre Klostergemeinschaft dort - sie bestand zuletzt noch aus zwei Schwestern - wird geschlossen.

Dass an diesem Tag einige Tränen fließen würden, war abzusehen. Immerhin geht eine fast 100-jährige "Partnerschaft" zu Ende, die "sehr innige Beziehungen" zwischen den Menschen hier und den Schwestern entstehen ließ, so Hermann Pauly als Sprecher von Pfarrgemeinderat und Dorf. Die bauliche Lücke, die der bevorstehende Abbruch des ehemaligen Klosters bringen wird, könne man schließen, nicht aber die menschliche Lücke, die die Schwestern hinterlassen. "Eure Stammplätze in der vierten Kirchenbank bleiben künftig leer", sagte er nicht ohne Wehmut zu Schwester Johanna Franke und Regina Lachmann, die nun als Letzte Eschelbach verlassen - daran werde man sich nur schwer gewöhnen.

Der Abschied brachte aber auch so manches Wiedersehen: Zur Feier waren viele gekommen, die sich in irgendeiner Weise mit dem Kloster verbunden fühlen - ehemalige Lehrkräfte, Schülerinnen, Mitarbeiter. Aber auch Ordensschwestern, die einmal in Eschelbach waren und nun noch einmal zurückkehrten. So war der Festgottesdienst in der Eschelbacher Pfarrkirche ein Zeichen der gegenseitigen Verbundenheit und des Dankes dafür, "dass Schwestern und Menschen hier einander Segen werden durften", so Provinzleiterin Schwester Maria Maul. In diesem Sinne wurde auch der Gottesdienst gemeinsam gestaltet: Die Sängerinnen der Gruppe "Ton in Ton" - die meisten von ihnen hatten bei den Schwestern ihre erste Singstunde absolviert - setzte einen wunderbaren musikalischen Rahmen, beim Gabengang dankten Schwestern, Dorf und Ehemalige für die gemeinsame Zeit, und auch die Kindergartenkinder brachten am Ende ein herziges Abschiedsständchen.

Den meisten ging es wie Pfarrer Johann Braun: "Viele von uns könnten sicher stundenlang berichten", sagte er in seiner Predigt. Zahlreiche Erinnerungen und Geschichten sind untrennbar mit den Schwestern verbunden, die hier seit 1924 vor allem für Kinder und junge Menschen da waren. In ihrem liebevollen Umgang, ihrer Treue und Schlichtheit seien sie ein Vorbild gewesen, aber auch eine wertvolle Unterstützung für die Pfarrei, so Braun. "Das alles ist nicht vergessen", versprach er, dass künftig jedes Jahr um den Namenstag des Ordensgründers Johannes Bosco eine Messe für die Schwestern gefeiert werden soll. Die Anwesenden rief er auf, ihre Erinnerungen weiterzugeben: "Halten Sie durch Erzählungen wach, was wir in Herz und Verstand festhalten möchten." Umso mehr, da bald auch das ehemalige Kloster von der Bildfläche verschwunden sein wird: Voraussichtlich in dieser Woche beginnt der Abbruch mit dem Bagger. Der Anblick des langsam verfallenden Gebäudes, das nunmehr seit zehn Jahren leer steht, machte am Sonntag vielen zusätzlich das Herz schwer.

Es sei kein "Adieu", sondern ein "Auf Wiedersehen", betonte Provinzleiterin Schwester Maria Maul. "Wir werden sicher immer wieder vorbeikommen", kündigte sie an. Denn eine Verbindung gibt es auch künftig noch zwischen Eschelbach und dem Orden: den Kindergarten, dessen Trägerschaft seit Januar die Marktgemeinde übernommen hat, dessen Gebäude aber dem Orden gehört und der weiterhin unter dem Namen "Don-Bosco-Kindergarten" besteht. Ihn sieht Bürgermeister Jens Machold, für den das Dabeisein am Sonntag eine "Herzensangelegenheit" war, als "großes Vermächtnis".

"Ganz Eschelbach sagt Danke", fasste Pfarrgemeinderatssprecher Pauly zusammen, denn das Kloster stehe für so vieles: für Hauswirtschaftsschule, Kinderhort, Erste-Hilfe-Station, Kirchenmusik, Hallenbad, Turnhalle, Jugendarbeit - und ganz besonders für den Kindergarten, den schon Generationen von Eschelbachern besuchten und mit dem seit Jahrzehnten die Namen von Schwester Johanna und Schwester Regina verbunden sind - Letztere war dort bis jetzt noch als Erzieherin tätig. Beide wurden bereits am Freitag im Rahmen des Kindergarten-Sommerfestes von ihren Schützlingen und den Eltern gebührend verabschiedet.

Herzlich und fröhlich, mit Liedern und persönlichen Gesprächen, ging auch der Sonntag trotz aller Abschiedsstimmung im Dorfheim zu Ende. Beim Fotorückblick, der an die verschiedenen Stationen des Klosters seit 1924 erinnerte, gab spontan der eine oder andere eine lustige oder nachdenkliche Anekdote zum Besten.

Viele Dankesworte und Geschenke wurden ausgetauscht. Den Schwestern war es ein großes Anliegen, Vergelt's Gott zu sagen "an alle, die uns früher und heute unterstützt haben". Zu den vielen Erinnerungen der Eschelbacher an "ihre" Schwestern gehört künftig auch ein großes Kruzifix. "Ihr habt es euch jedes Jahr für den Karfreitag ausgeliehen, jetzt gehört es euch", überreichte es Schwester Regina als Geschenk zum Abschied.

Katrin Rebl

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/ganz-eschelbach-sagt-danke-2524584
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