Geisenfeld

Ein Pendler in Sachen Kampfsport

Was macht eigentlich.. . der frühere Kickbox-Weltmeister Jens Lintow? - Teil zwei der GZ-Serie

20.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:15 Uhr
Als aktiver Kickboxer war Jens Lintow bis zu seinem Karriereende 2009 ein Ass. −Foto: Archiv GZ

Geisenfeld (GZ) Einem, der sich mal als Weltmeister feiern lassen konnte, widmet sich Teil zwei unser Sommerserie "Was macht eigentlich..?" Die Rede ist von Kickbox-Ass Jens Lintow, der bis vor zehn Jahren mit seinen sportlichen Erfolgen für Schlagzeilen sorgte. Und der heute als erfolgreicher Trainer fungiert.


Der ehemalige Polizeibeamte aus Berlin, der für einige Jahre in Engelbrechtsmünster eine neue Heimat fand, hatte 2009 für "brodelnde Stimmung" in der Schulturnhalle Geisenfeld gesorgt. Dort nämlich lieferte er sich einen spannenden Kampf gegen Tommy McCafferty aus Irland und holte sich die WM-Krone des ISKA-Verbandes im Kickboxen in der Gewichtsklasse bis 75 Kilogramm.
Mit diesem fulminanten Sieg beendete der Sportler, der in sechs Jahren vier Mal als World-Champion im Vollkontakt-Kickboxen aus dem Ring stieg, seine Profikarriere. Pokale der International Sport Karate Association (ISKA) und der World Karate and Kickboxing Association (WKA) zieren neben vielen anderen seine Trophäensammlung.
Seit 2009 ist Lintow als Trainer tätig. Aktuell betreibt er zwei Studios - einen "Kickboxtempel" in Ingolstadt und einen in Berlin, zwischen denen er hin und her pendelt. "Ik bin quasi immer uff der Durchreise", meint er lachend. Ihn für ein Gespräch zu erwischen, war daher gar nicht so einfach. Zumal der mittlerweile 44-Jährige öfters zu internationalen Championships unterwegs ist - mit namhaften, von ihm betreuten Kickboxern wie Jan Szajko. "Der Bursche will sich die WM-Titel aller vier internationalen Verbände - also auch von WKA, WKN und WAKO erkämpfen", meint der Mentor nicht ohne Stolz."
Zum Glück habe er erfahrene Trainer im Team, denen er "voll vertraut" und die ihm bei der Arbeit unter die Arme greifen, bekennt Lintow. Sonst bliebe dem vierfachen Papa für seine Patchwork-Familie noch weniger Zeit. Seine Tochter Miriam und sein Sohn Aaron leben seit der Scheidung bei ihrer Mutter in Berlin. Noah und Noemi, die beiden jüngsten Sprösslinge aus seiner aktuellen Beziehung, halten ihn auf Trab, wenn er denn mal zuhause ist - das steht im Übrigen seit einem Jahr in Gerolfing, wohin er der Liebe wegen gezogen ist.
"Du weißt ja, ick bin begeisterter Eishockeyfan", erinnert der Tausendsassa mit dem sympathischen Hauptstadtakzent an eine weitere Leidenschaft. Und die bedeutet ebenfalls "Action" - mal betreut er ein Sommer-Trainingscamp für das Red-Bull-Team in Salzburg, mal schult er die Ingolstädter Panther in der Kunst des Zweikampfs.
Schon in Geisenfeld hatte sich Lintow sich für soziale Projekte engagiert. "Mir liegt vor allem die Jugend am Herzen", sagt er. Mädels bringt er in Selbstverteidigungskursen bei, wie sie sich wehren können. Und Jungs, die manchmal nicht wissen, wohin mit ihrer Energie, lehrt er Fairplay und Sportsgeist. Selbstkontrolle und Geschicklichkeit gehören zu den Unterrichtsinhalten der von ihm als Übungsleiter betreuten AG Kickboxen in der Gebrüder-Asam-Mittelschule in Ingolstadt. Und die Mittelschule in Karlshuld hat mit ihm zusammen 2017 sogar die Bayerische Meisterschaft im Kickboxen organisiert. Qualifiziert hat er sich für solche Aufgaben durch "ständige Fortbildungen", wie er unter Hinweis auf entsprechende Lizenzen vom Fitness-Reha- bis zum Präventiv-Trainer betont.
Ganz aktuell ist Lintow zurück aus Hongkong. Dort hat sein derzeit bekanntester Schützling Jan Szajko am 13. August um den Titel "Pacific Champion" geboxt - und den Kampf durch eine "äußerst fragliche Kampfrichterentscheidung" verloren, wie der Ex-Geisenfelder erzählt. Genauso wie Szajkos Gegner seien beide Punktrichter "halt Asiaten" gewesen. "In Asien wird unser Sport sehr geschätzt, da finden die Kämpfe vor 6000 Leuten und mehr statt", begeistert sich Lintow trotzdem. Und er freut sich, dass das Kickboxen und die übrigen K-1 Sportarten (Karate,Kempo, Kungfu) sich auch hierzulande wachsender Beliebtheit erfreuen.

Seit die WAKO als größter internationaler Fachverband vom IOC anerkannt und die WAKO-Deutschland Mitglied im DOSB ist, "wachsen die Chancen, dass wir sogar eine olympische Disziplin werden", hofft der Ex-Profi. Lintow will eine Lanze für die Kunst des Kickboxens brechen, die entgegen einem weit verbreiteten Image aus seiner Sicht gerade nicht auf Gewalt, sondern auf ausgefeilte Technik setzt und bei der strenge Regeln im Umgang mit dem Gegner dafür sorgen, "dass es nicht zu schweren Verletzungen kommt". Davon überzeugen kann man sich bei der VIP-Gala mit 200 Größen der Szene, die Lintow am 28. September nach Reichertshofen holt.

Maggie Zurek

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/ein-pendler-in-sachen-kampfsport-2451900
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