Beilngries

Freie Fahrt auf der Umgehungsstraße

Für den Verkehr freigegeben

09.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:53 Uhr
Das symbolische Band ist durchschnitten, seit Mittwochvormittag ist die Umgehungsstraße für den Verkehr freigegeben. Der Zeremonie wohnten viele Ehrengäste bei, allen voran der bayerische Bau- und Verkehrsminister Hans Reichhart (4. von rechts). −Foto: F. Rieger

Beilngries (DK) Es ist geschafft, der erste Bauabschnitt der Beilngrieser Umgehungsstraße ist am Mittwochvormittag für den Verkehr freigegeben worden. Bau- und Verkehrsminister Hans Reichhart hatte ein besonderes "Geschenk" im Gepäck. Der Freistaat übernimmt 12,57 Millionen Euro der Gesamtkosten, die bei knapp 15 Millionen Euro liegen.

Es war ein großes Wort, das Bürgermeister Alexander Anetsberger (CSU) am Mittwochmorgen gewählt hat. Der Bau der Umgehungsstraße sei für die Großgemeinde Beilngries ein "Jahrhundertprojekt". Dieses habe man nun - zumindest im ersten Bauabschnitt - zum Abschluss gebracht. Die jahrzehntelange Vorgeschichte wollte der Rathauschef bei seiner Ansprache am frühen Morgen nicht mehr bedienen. Die Tatsache, dass diese Ortsumfahrung seit Ewigkeiten diskutiert, aber nie umgesetzt worden sei, lasse sich am besten mit einem Satz zusammenfassen, den in den vergangenen Jahren wohl viele Beilngrieser gedacht oder auch ausgesprochen hätten: "Ich glaub's erst, wenn ich's seh!"

Am Mittwoch war es nun tatsächlich soweit, die Straße im Beilngrieser Westen wurde für den Verkehr freigegeben. Zahlreiche Ehrengäste aus Politik und Verwaltung, Vertreter von Planungsfirmen und der ausführenden Baufirma sowie ehemalige Grundbesitzer und Anlieger hatten sich eingefunden, um beim Moment der offiziellen Verkehrsfreigabe dabei zu sein. Als besonderen Ehrengast konnte Anetsberger den bayerischen Bau- und Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU) begrüßen. Wie berichtet, hatte man sich bei der Terminwahl für den Festakt nach dessen Kalender gerichtet. Und das sollte sich auszahlen. Der Staatsminister hatte den Förderbescheid im Gepäck, der nun ganz offiziell bestätigt, dass Beilngries den "höchstmöglichen Fördersatz" gewährt bekommen - auch für die während der Bauzeit aufgetretenen Mehrkosten. Von den knapp 15 Millionen Euro Gesamtkosten übernimmt der Freistaat 12,57 Millionen. Dieses Geld sei gut angelegt, betonte Reichhart bei seiner Ansprache - davon habe er sich nun vor Ort überzeugen können. Ihm sei bewusst geworden, dass es sich hier um mehr als ein banales, 1,9 Kilometer langes Straßenstück handle. Vielmehr seien mit dieser Straße viele Hoffnungen und Erwartungen verbunden. Um den Bau des ersten Abschnitts zu bewerkstelligen, sei "ganz viel Anpackermentalität" nötig gewesen. Dafür dankte der Minister allen Beteiligten. Gleichzeitig merkte er auch an, dass mit der Freude über diese Verkehrsfreigabe nun natürlich auch die Erwartung mitschwinge, dass der zweite Bauabschnitt ebenfalls realisiert werde. Er ermunterte die dortigen Grundbesitzer, sich ein Beispiel an denjenigen aus dem Bereich des nun fertiggestellten Straßenabschnitts zu nehmen.

Auf diese Thematik ging auch Anetsberger ein. Er äußerte sich - wie zuletzt bereits im Gespräch mit unserer Zeitung - "vorsichtig optimistisch", dass er die Grundstücksverhandlungen für den zweiten Abschnitt noch in dieser Wahlperiode unter Dach und Fach bringen könne. Offen sei allerdings noch, ob auch dieser Teil der Ortsumfahrung wieder von der Stadt in kommunaler Sonderbaulast oder dann direkt vom Freistaat gebaut werden soll.

Dass der zweite Bauabschnitt notwendig sei, damit die Umgehung ihre volle Wirkung entfalten kann, sei unbestritten, so der Bürgermeister. Doch auch von der jetzt fertiggestellten Fahrbahn zwischen Eichstätter Straße und Bundesstraße 299 erwarte man positive Effekte für die Bürger in einem Teilbereich der Stadt. Insbesondere könne man durch diesen Abschnitt der Umgehungsstraße die Verkehrsanbindung von Schulzentrum und Gewerbegebiet vollkommen neu aufstellen, um die Menschen in der Sandsiedlung zu entlasten. Dazu muss aber noch die Verlängerung der Sandstraße fertiggestellt werden, das soll laut Anetsberger bis zum Jahresende der Fall sein. Dann könne man das inzwischen 17 Jahre andauernde "Provisorium", das täglich rund 60 Schulbusse durch Wohngebiete führt, endlich beenden. Dies sei ein "Herzenswunsch" vieler Bürger, wie ihm immer wieder vorgetragen werde, betonte das Gemeindeoberhaupt. Genau wie der Staatsminister richtete auch er ein Dankeschön an alle, die an diesem Großprojekt mitgewirkt haben. Besonders hervorgehoben wurde dabei Horst Seehofer (CSU), der noch in seiner Funktion als bayerischer Ministerpräsident den entscheidenden Beitrag geleistet habe, indem er "den Keil der schicksalhaften Verbindung zwischen den beiden Bauabschnitten zerschlug". Erst die definitive Zusage, dass die Fördergelder für den ersten Bauabschnitt selbst dann nicht zurückgezahlt werden müssen, falls es mit dem zweiten Abschnitt nicht oder erst in vielen Jahren klappen sollte, hatte Anfang 2016 wieder Dynamik in das Thema Umgehungsstraße gebracht.

Damit auf der neuen Straße keine schweren Unfälle passieren, waren auch Vertreter von katholischer und evangelischer Kirche geladen, um das Bauwerk unter den göttlichen Segen zu stellen. Der in Enkering beheimatete Pfarrkurat Andreas Hanke trug zunächst eine Bibelstelle des Propheten Jesaja vor, in der ein Weg durch die Wüste für Gott geschaffen werden soll. Auch hier sei nun ein neuer Weg errichtet worden - allerdings nicht für Gott, sondern "für ein verkehrsgeplagtes Beilngries", so der Geistliche. Gemeinsam mit dem evangelischen Pfarrer Hans-Michael Hechtel bat er um Gottes Segen für die Umgehungsstraße. Und nachdem Pfarrkurat Hanke mit einem Schmunzeln noch die Botschaft "Fahret hin in Frieden" ausgerufen hatte, stand der feierlichen Verkehrsfreigabe durch das symbolische Zerschneiden eines Bandes nichts mehr im Wege.

 

Ausgesprochen große Zahlen

Es sind imposante Zahlen, die von der Stadt bei der Verkehrsfreigabe zum Bau der Umgehungsstraße (Abschnitt 1) aufgelistet worden sind. Die Gesamtlänge der Fahrbahn beträgt 1,9 Kilometer, die Straßenbreite liegt bei sieben Metern. Der Kreisverkehr an der Bundesstraße hat einen Durchmesser von 50 Metern, bei dem Kreisel an der Staatsstraße sind es 45 Meter. Für die Bodenverbesserung wurden insgesamt 63000 Tonnen bewegt, der Oberbodenabtrag wird auf 15500 Kubikmeter beziffert und der Bodenaushub auf 51000 Kubikmeter.

Der Dammaufbau ist mit 70000 Kubikmetern angegeben, die Frostschutz- und Schottertragschicht mit 17000 Kubikmetern. Die Asphaltflächen belaufen sich insgesamt auf 46500 Quadratmeter, bei der Lärmschutzwand sind es etwa 1000 Quadratmeter. Die Amphibienleiteinrichtungen erstrecken sich über rund 2750 Meter, es wurden 15 Amphibienquerungen geschaffen.

Die neue Altmühlbrücke weist eine Gesamtstützweite von 70 Metern auf, die Breite zwischen den Schrammborden beträgt acht Meter. Die Brückenfläche wird von der Stadt mit 810 Quadratmetern angegeben.

Der Wellstahlrohrdurchlass (Altwasserarm) hat eine Stützweite von sieben Metern. Die Grundfläche beträgt hier 140 Quadratmeter.

Darüber hinaus müssen von der Stadt Ausgleichsmaßnahmen geleistet werden. Zum Entwässerungsgraben werden die Werte 1050 laufender Meter und 500 Quadratmeter Mulden/Gumpen genannt. Die Ausgleichsflächen belaufen sich auf insgesamt rund 30000 Quadratmeter, davon etwa 20000 Quadratmeter extensiv (Ansaaten und Ähnliches) und 10000 Quadratmeter als Pflanzfläche für Bäume und Sträucher. 430 Bäume und 5500 Sträucher sind vorgesehen. Der Pflanzenschutzzaun soll eine Länge von 2600 Metern betragen.

Fabian Rieger

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