Wolnzach

Der Mann für alles geht

Platzwart, Hausmeister, Bauleiter, Stadionsprecher: TSV-Vorsitzender Hans Frank gibt sein Amt am Freitag ab

06.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:19 Uhr
Fotos von wichtigen TSV-Ereignissen bewahrt Hans Frank in seinem Wohnzimmer auf - und betrachtet sie immer wieder gerne. −Foto: Trouboukis

Wolnzach (WZ) Damals, als sich die Wolnzacher Fußballer bei ihren Heimspielen noch im Stadion an der Ingolstädter Straße gemessen haben, und die Tennisplätze im Ort auf mehrere Standorte verteilt waren, da begann sozusagen die Sportkarriere von Hans Frank: Zunächst Sportreferent des Marktes ab 1984, wurde er schließlich stellvertretender und 1997 dann Vorsitzender des größten Wolnzacher Vereins, des TSV Wolnzach. Am Freitag wird der heute 78-Jährige sein Amt abgeben.

Der Termin für die Generalversammlung des TSV Wolnzach steht längst, noch länger steht Hans Franks Entscheidung, die Führung des TSV Wolnzach in andere Hände zu übertragen. Schon bei seiner letzten Wahl vor zwei Jahren hatte er das kommuniziert, hatte erklärt, beim nächsten Mal nicht mehr anzutreten. Nicht, weil er nicht mehr will, sondern weil er den Verein gut betreut wissen möchte: "Es liegt mir sehr daran, dass die Führung nahtlos übergeht", sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung - und deutet damit an, dass es in jüngster Zeit um seine Gesundheit nicht so gut bestellt war. Ein Umstand, der ihm einmal mehr bestätigte, dass seine Entscheidung richtig ist, wie er sagt: "Jetzt können wir alle das gemeinsam stemmen und wenn die neue Führung möchte, dann stehe ich immer gerne mit Rat und im Rahmen meiner Möglichkeiten auch mit Tat zur Seite." Wer die Führung übernehmen wird, das werden die TSV-Mitglieder schon an diesem Freitag entscheiden: Die Generalversammlung beginnt um 19.30 Uhr im Hotel Hallertau.

Wie es ihm danach gehen wird? "Anders", schmunzelt der 78-Jährige. Anders, weil der TSV Wolnzach und der Sport stets breiten Raum in seinem Alltag und damit auch in dem der ganzen Familie Frank einnahm. Das begann schon 1984, als Hans Frank in seiner damals zweiten Periode als Marktgemeinderat der CSU zum Sportreferenten des Marktes bestimmt wurde, ein Amt, das er übrigens bis 2008 innehatte. Es war die Zeit wichtiger Weichenstellungen für den Sport im Markt Wolnzach, denn unter dem damaligen Bürgermeister Anton Dost wurde gerade das Wolnzacher Sportzentrum vollendet. Die Eröffnung der imposanten Anlage im Rahmen einer Sportwoche 1986 bezeichnet Frank in seiner Rückschau heute noch als "echten Höhepunkt" seiner Zeit: "Ich war damals ja praktisch jeden Tag auf dieser Baustelle", sagt er. "Ich kenne jeden Schalter, jede Sicherung." Heute noch ist Frank daher gefragt, wenn es irgendwo zwickt. "Und weit habe ich ja auch nicht." Schließlich wohnt Frank nur einen Steinwurf von der Wolnzacher Sportanlage entfernt.

So kam es, dass der Landwirt, Gemeinderat und Sportreferent in den Anfangszeiten der Anlage auch noch die Rolle des Platzwartes, heute gerne als "Greenkeeper" bezeichnet, übernahm. Die lakonische Erklärung des TSV-Urgesteins: "Wir hatten anfangs ja noch keinen Platzwart. Dann habe ich das Rasensprengen halt anfangs übernommen, weil ich nicht wollte, dass der schöne Rasen kaputt geht."

1985 wählte der TSV Wolnzach Hans Frank zu seinem stellvertretenden Vorsitzenden, Vorsitzender damals war Ernst Fries, zwölf Jahre später übernahm Frank den Vorsitz des Vereins, der in den Anfangszeiten aus den Abteilungen Fußball und Tennis und den mehr oder weniger autarken Abteilungen Ski- und Wassersportclub und Tischtennis bestand. Alle Interessen unter einen Hut zu bringen, das sei nicht immer einfach gewesen, verschweigt der TSV-Vorsitzende nicht: "Da hat es schon manchmal ganz schön gescheppert." Das sei aber ganz natürlich, wenn Leute zusammentreffen, die sich für eine Sache mit sehr viel Herzblut einsetzen. Da nehme er sich selbst auch gar nicht aus. "Aber wichtig war uns immer, dass wir uns alle danach in die Augen schauen und ein Bier miteinander trinken konnten."

35 Jahre lang hat der Sport Hans Franks Leben bestimmt, zunächst als Sportreferent, dann in der Führung des TSV Wolnzach. Ein "Rund-um-die-Uhr"-Job, wie er sagt. Vor allem in den Anfangsjahren, als es noch keine E-Mails und keine Handys gab und alle Dinge noch im persönlichen Gespräch ausgemacht wurden. Neue Abteilungen sind dazu gekommen, die ebenfalls Einsatz forderten. "Für die Basketballer hatten wir anfangs zum Beispiel noch gar keine Halle", erinnert sich Frank. Also wurden die Körbe zunächst im Lipphof, dann auch in der Eschelbacher Halle geworfen - und heute zählt die Abteilung bekanntermaßen zu den erfolgreichsten des TSV Wolnzach. Tennis, Fußball, Tischtennis, SWC, Basketball, Taekwon-Do, Leichtathletik, Volleyball - der TSV Wolnzach vereint heute acht Abteilungen und insgesamt rund 1600 Mitglieder. Veränderungen haben Hans Franks Amtszeit bestimmt, verändert hat sich der Verein, verändert hat sich die Sportanlage, die immer wieder modernisiert wurde, verändern wird sich jetzt auch die Vereinsführung.

Für die Zukunft wünscht sich der Noch-Vorsitzende vor allem eines: "Dass es im TSV so weitergeht, wie jetzt, wo ein so gutes Verständnis und Zusammenarbeiten der Abteilungen untereinander herrscht."

Karin Trouboukis

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