Rohr

Geschichte als Mahnung

Krieger- und Kameradenverein Rohr/Gambach feiert 100-jähriges Bestehen

12.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:25 Uhr
Den Vermissten und Gefallenen gedenken: Das tat der Krieger- und Kameradenverein Rohr/Gambach bei seinem Jubiläum am Rohrbacher Gedenksteln. −Foto: A.Ermert

Rohr (PK) Der Krieger- und Kameradenverein Rohr/Gambach hat am vergangenen Samstag einen ganz besonderen Jahrtag gefeiert - seinen Jahrtag verbunden mit dem 100-jährigen Gründungsfest des Vereins.

Würdig und feierlich wurde mit einem Gedenkgottesdienst in der Rohrer Pfarrkirche St. Stephanus mit anschließender Kranzniederlegung durch den Vorsitzenden Rupert Maier am Kriegergrab der gefallenen und vermissten Krieger aus den beiden Weltkriegen gedacht. Anschließend fand im Sportheim Gambach ein Festakt mit gemütlichen Beisammensein statt.

Rupert Maier erinnerte am Rohrer Gedenkstein daran, "dass allein in den kleinen Orten Rohr, Rinnberg und Gambach im Ersten Weltkrieg elf Kameraden fielen und drei vermisst sind, im Zweiten Weltkrieg verloren 25 Kameraden - junge Männer zwischen 19 und 27 Jahren - ihr Leben und fünf sind vermisst".

Durch die Gründung des Vereins vor 100 Jahren und die wertvolle Vereinsarbeit des Krieger- und Kameradenvereins wird das Andenken an die gefallenen und vermissten Kameraden gepflegt. "Gedenken und Erinnerung sind notwendiger denn je, denn wie schnell es wieder zu Krieg und Terror kommen kann, sieht man überall auf der Welt", mahnte Maier. "Die Geschichte kann uns da, auch nach so langer Zeit, nur als Mahnung dienen".

Auf dem Rohrer Gedenkstein steht: "Sie opferten uns Jugend und Lebensglück und kehrten nie wieder zur Heimat zurück. . . " Sie hatten sicher alle gehofft wieder in ihre Heimat und zu ihren Familien zurückzukehren. Ihnen zu Ehren legte Maier einen Kranz nieder, die Fahnen wurden gesenkt und von der Rohrbacher Blaskapelle wurde das Lied "Ich hatte einen Kameraden" gespielt, eine Lied für Gänsehaut-Feeling.

Bis in die 70er Jahre wurde der Jahrtag des Vereins mit dem Weckruf eröffnet, damals bereits um sechs Uhr morgens. Diese Tradition hat der Verein zum 100-jährigen Bestehen wieder Aufleben lassen: "Allerdings wurde der Weckruf mit einem Marsch von der Blaskapelle erst ab neun Uhr in Rinnberg, Rohr und Gambach geblasen", so der Vorsitzende. "Das war schön, den Leuten hats gefallen, sie schauten aus den Fenstern oder kamen auf die Straße und folgten der Musik. "

Nach Abschluss des offiziellen Teils wurden die Gäste dann von der Wolnzacher Tanzlmusi mit schönen Musikstücken, Liedern und humorigen Witzen bis Mitternacht unterhalten.

"Ich bin gerne zum Feiern gekommen, aber nicht als Landrat sondern als Kreisvorsitzender der Kriegsgräberfürsorge, was auch viel mit dem Gedenken an die Gefallenen zu tun hat", so Landrat Martin Wolf (CSU) in seiner Rede. Es gebe um die 80 Krieger- und Kameradschaftsvereine im Landkreis, die vielfach Nachwuchssorgen hätten, weil das Kiegsgeschehen weit zurückliegt: "Der Jugend sagt das nichts mehr, aber man muss das Bewusstsein an die nächsten Generationen weitergeben. " Man werde die Vereine nach Weihnachten zu einer Sitzung einladen und versuchen neue Wege zu finden, um die Jugend zum Beitritt in die Vereine zu bewegen.

Am Schluss seiner Rede stellte der Landrat den Vorsitzende Rupert Maier vor die Wahl: Als Geschenk entweder das Landkreiswappen oder ein Geldgeschenk zu erhalten, nach kurzer Überlegung entschied sich der Vorsitzende für das Landkreiswappen: "Darüber freuen wir uns sehr, Geld ist vergänglich, aber dieses Wappen ist immer eine Erinnerung. " Doch das Geldgeschenk der Gemeinde Rohrbach, das ihm Bürgermeister Peter Keck zur Unterstützung des Vereins überreichte, nahm Rupert Maier dann doch gerne an.

Auch Bürgermeister Peter Keck (SPD) lobte die Arbeit des Krieger- und Kameradenvereins. "Um die Erinnerung an das Vergangene hochzuhalten, muss die Weitergabe an die nächste Generation erfolgen. Doch Abschottung und Nationalismus kommen wieder in Mode und statt Gemeinsamkeiten werden Unterschiede hervorgehoben", mahnte Keck: "Denn die beiden Weltkriege und gerade die Erinnerungsarbeit der Krieger- und Kameradenvereine sollten uns doch gelehrt haben, das wir als Deutsche nur eines wollen können: Frieden und Völkerverständigung. "

Man solle nicht nur mahnend in die Vergangenheit blicken, "sondern mit Freude und gemeinschaftlich im Hier und Jetzt an unserer Zukunft bauen, was sicherlich im Sinne all derer ist, denen wir an solchen Tagen wie heute gedenken", forderte Keck von den Anwesenden.

Nach so vielen Reden gab es einen Rückblick auf die 100-jährige Geschichte des Krieger- und Kameradenvereins Rohr/Gambach in Bildern, der mit großem Interesse verfolgt wurde.

Und dann kam noch eine Überraschung: Franz Roauer, Schauspieler der Langenbrucker Theaterbühne hielt eine flammende, zackige und durchaus deftige Patronatsrede aus dem legendären Oberländeraufstand der Gebirgsschützen im Jahre 1705, wofür er viel Applaus erntete.

Und was bei so einem runden Jubiläum auch nicht fehlen darf, waren Ehrungen für langjährige Mitgliedschaft, wobei Anton Inderst auf die längste Mitgliedschaft von 60 Jahren zurückschauen kann, siehe Infokasten.

Anna Ermert

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