Sorge um Omnibus-Branche

"Uns fehlt der Rückhalt in der Politik"

19.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:35 Uhr
"Wir fordern gleiches Recht für alle": Während für Fernbusse und überhaupt für Busfahrten 19 Prozent Mehrwehrtsteuer fällig werden, gilt für die Bahn eine Ermäßigung auf 7 Prozent. Das ist eines der Dinge, die den Landesverband Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO) erzürnt. −Foto: Roessler/dpa/LBO

Stephan Rabl, Geschäftsführer des Landesverbands der Omnibusunternehmen, über die Sorgen der Branche.

Herr Rabl, heute findet in Ingolstadt die Jahrestagung des Landesverbands Bayerischer Omnibusunternehmen statt. In einer Zeit, in der Klimapolitik in aller Munde ist, kommt dem Verkehrsmittel Bus ökologisch zentrale Bedeutung zu. Spüren sie Rückenwind?

Stephan Rabl: Der Bus ist wie alle Zahlen beweisen noch vor der Bahn das umweltfreundlichste Verkehrsmittel sowohl im Nah- als auch im Fernverkehr. Das Problem ist nur, dass das in der Politik so entweder nicht gesehen oder schlicht ignoriert wird. Der Rückhalt in der Politik fehlt uns momentan.

Sie spielen wohl auch auf den Streit um die Mehrwertsteuer an? Das Klimakabinett der Bundesregierung hat beschlossen, dass Bahntickets im Fernverkehr nur noch mit 7 Prozent besteuert werden, für Busfahrten im Fernverkehr bleibt es bei 19 Prozent.

Rabl: Wir haben diese Mehrwertsteuer-Privilegierung der Bahn massiv kritisiert. Wir fordern gleiches Recht für alle. Es macht aus ökologischen Gesichtspunkten keinen Sinn, den Bus zu benachteiligen.Und es macht auch aus sozialen Gründen keinen Sinn. Die Menschen, die im Fernverkehr mit dem Bus reisen, haben in der Regel einen kleineren Geldbeutel als jene, die beispielsweise in der ersten Klasse in der Bahn sitzen. Wir dürfen aber auch den Reisebus nicht vergessen: Es ist eine ökologische Alternative zur Flugreise, mit dem Fernbus oder Reisebus zu fahren. Auch da bräuchten wir die steuerliche Ausnahme.

Ein weiteres Thema, das die Branche umtreibt, ist der Fahrermangel. Wie ist hier der aktuelle Stand?

Rabl: Der Fahrermangel ist die größte Herausforderung, vor der die Branche steht. Ich kenne kein einziges Unternehmen, das nicht ganz konkret auf Fahrersuche ist. Das Durchschnittsalter der Busfahrer liegt in Bayern bei Mitte 50. In fünf bis zehn Jahren werden wir also, wenn wir nicht massiv in die Rekrutierung investieren, ein noch größeres Problem haben.

Warum ist es so schwer, Fahrer zu finden?

Rabl: In Deutschland kostet der Busführerschein 10000 bis 12000 Euro. Das ist eine große Investition, die sich gerade kleine Unternehmen nicht so ohne Weiteres leisten können.

Heute spricht bei Ihrer Tagung Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger. Was erwarten Sie von ihm?

Rabl: Von Herrn Aiwanger ganz konkret erwarten wir uns Unterstützung beim Thema Fahrermangel. Der Politik muss schon aus ökologischen Gründen daran gelegen sein, dieses Problem gemeinsam mit uns zu lösen.

Welche Möglichkeiten gäbe es denn da?

Rabl: Man müsste sehen, wie man die Ausbildung zum Busfahrer kostengünstiger gestalten und die bürokratischen Hürden verringern kann. Wir gewinnen zum Beispiel heute schon sehr viele Fahrer aus dem Ausland. Da lässt sich bestimmt politisch noch am ein oder anderen Schräubchen drehen, damit wir uns hier in Zukunft leichter tun. Und gerade in den Metropolregionen Nürnberg und München ist es ein großes Problem, dass sich Busfahrer trotz guter Bezahlung häufig keine Wohnung leisten können. Viele hängen dann ihren Busführerschein an den Nagel und wecheln zur Industrie. Da könnte die Politik Lösungen entwickeln - etwa in Form von Wohnraumbestellung.

Minister Aiwanger hat angekündigt, heute auch über das Thema "alternative Antriebe" mit Ihnen zu sprechen. Was erwarten Sie sich hier?

Rabl: Herr Aiwanger hat insbesondere das Thema Wasserstoff für sich entdeckt. Aus Sicht unserer Branchen ist das absolut richtig. Wir glauben nicht, dass die Zukunft dem Dieselmotor gehört, aber sehr wohl, dass sie dem Verbrennungsmotor gehört. Wenn es uns in Deutschland gelingt, im großen Stil "grünen" Wasserstoff zu erzeugen, dann sind der Wasserstoffantrieb und die Brennstoffzelle für Busse eine sehr gute Idee. Wir Unternehmer wären bereit, mit der Staatsregierung massiv in die Infrastruktur zu investieren. Die Betriebshöfe der Busunternehmen liegen in der Regel sehr verkehrsgünstig und sind flächendeckend vorhanden. Wir wären bereit, diese Höfe zu öffnen, dort mit Unterstützung der Staatsregierung Wasserstofftankstellen zu bauen und somit dafür zu sorgen, dass Bayern ein flächendeckendes Netz solcher Tankstellen bekommt.

DK



Die Fragen stellte

Richard Auer.

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