"Wir haben Charakter gezeigt"

FC Ingolstadt um Doppeltorschütze Marcel Gaus beweist beim 2:2 gegen 1860 München Moral

17.12.2019 | Stand 23.09.2023, 9:54 Uhr
Jubelt er wieder? Ingolstadts Marcel Gaus (rechts) war zuletzt zweimal in Folge erfolgreich. Gegen Zwickau wird der Allrounder aber wieder defensiver agieren und den angeschlagenen Peter Kurzweg (links) auf der linken Abwehrseite ersetzen. −Foto: Bösl

Ingolstadt - Nach dem ersten Doppelpack seiner Karriere konnte Marcel Gaus nicht anders.

Der Linksaußen des FC Ingolstadt hatte gegen 1860 München gerade den Ausgleich zum 2:2 (1:2) erzielt, da baute er sich vor der Fankurve der Löwen auf und schrie seine Freude hinaus. "Ich konzentriere mich eigentlich nicht auf die gegnerischen Fans. Aber wenn man gerade vor deren Kurve steht, dann kann man da auch jubeln", meinte der beste Ingolstädter mit einem schelmischen Grinsen.

Dank Gaus und einer tollen Moral blieb der FCI am Montagabend auch im zehnten Spiel hintereinander ungeschlagen und festigte mit dem verdienten Punktgewinn in einem emotionalen Derby den zweiten Tabellenplatz in der 3. Liga. "Wenn es am Ende so ist, dann würde das passen", bilanzierte Innenverteidiger Nico Antonitsch nach dem letzten Spieltag der Hinrunde. "Es sind aber noch so viele Spiele zu spielen", ergänzte der Österreicher und vermied wie Gaus vom Aufstieg zu sprechen.

"Natürlich kenne ich das Wort. Aber wir lassen uns da nichts reinreden", meinte der Linksaußen, der die Schanzer in Führung gebracht (10.) und nach dem Doppelschlag durch Prince Osei Owusu (16.) und Sascha Mölders (19.) in Unterzahl den Ausgleich besorgt hatte (64.). "Wir haben immer gesagt, dass wir oben dabei sein wollen, und wenn das am Ende immer noch so ist, dann wollen wir natürlich auch hoch. Jetzt aber davon zu sprechen, bringt nichts. Wenn wir mal drei Spiele verlieren sollten, dann kommt so eine Aussage wie ein Bumerang zurück, und darauf habe ich keine Lust", erklärte Gaus.

Doch der 30-Jährige erkannte auch, dass der FCI in dieser Saison eine neue Qualität hat. In der vergangenen Abstiegssaison hätten die Schanzer eine solche Partie wahrscheinlich noch verloren, so Gaus. "Wir haben aber wieder einmal Charakter gezeigt. Wir lassen uns von niemandem etwas reinreden", stellte der Vizekapitän fest.

Denn obwohl sich die Ingolstädter durch die Rote Karte von Maximilian Beister (58.) selbst schwächten, steckten sie nicht auf und waren in Unterzahl die aktivere Mannschaft. "Wir haben den Ball deutlich besser laufen lassen und Sechzig kontrolliert. Das hätten wir eigentlich schon vorher machen sollen. Wir haben es aber leider nicht geschafft, nach der Führung mehr Kontrolle zu bekommen", sagte Gaus. "Wir waren nach der Roten Karte feldüberlegen. Das zeigt, welche Qualität in unserer Mannschaft steckt - wenn wir uns trauen, Fußball zu spielen", ergänzte Antonitsch.

Auch Trainer Jeff Saibene machte kurioserweise in dem Platzverweis die Wende aus und nahm Beister in Schutz, nachdem der Rechtsaußen nach einem Lattentreffer von Dennis Eckert-Ayensa nachsetzte und Innenverteidiger Aaron Berzel mit gestrecktem Bein abräumte. "Es waren zwei bittere Aktionen innerhalb von fünf Sekunden. Maxi will einfach das Tor schießen, ich mache ihm da keinen Vorwurf", sagte der 51-Jährige.

Angesichts der Überlegenheit in der Schlussphase erwog Saibene sogar, noch einmal offensiv zu wechseln und auf die drei Punkte zu gehen. "Hier saß einer und sagte: ,Voll riskieren. ' Und hier saß einer: ,Bist du wahnsinnig. Es steht 2:2, wir sind in Unterzahl, da musst du den Punkt mitnehmen'", erzählte er über das Engelchen auf der einen und das Teufelchen auf der anderen Schulter. Am Ende war der Ingolstädter Trainer aber auch mit dem Unentschieden zufrieden und blickte bereits auf die letzte Partie des Jahres am kommenden Sonntag gegen Schlusslicht FC Carl Zeiss Jena (14 Uhr, Audi-Sportpark): "Wenn wir da noch Punkte einfahren - und das muss unser Ziel sein -, haben wir eine sehr gute Vorrunde gespielt. "DK

Julian Schultz

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