Mit Spannung erwartet, mit teilweise großer Enttäuschung zur Kenntnis genommen: Das nachsynodale Schreiben von Papst Franziskus zur Amazonas-Synode hat unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen.
Aber sind wir doch einmal ehrlich: War an dieser Stelle wirklich eine große Kehrtwende zu erwarten? Nein. Dass Papst Franziskus mit dem gestern veröffentlichten Lehrschreiben eine Revolution in der katholischen Kirche einläutet, davon war nicht auszugehen. Auch wenn progressive Kreise innerhalb der Kirche darauf gehofft hatten - nicht zuletzt wegen des doch recht offenen und modernen Abschlussdokuments nach der Synode im Herbst. Allerdings ist enttäuschend, dass Papst Franziskus die entscheidenden Fragen - Zölibat und Weihe für Frauen - nicht einmal im Ansatz angeschnitten hat.
Der amtierende Papst ist nicht der große Reformer, als der er immer gesehen wird. Er hat klare Vorstellungen, die in der Lehrtradition der Kirche verankert sind. Und er hat Angst vor den vielen konservativen Kreisen, die gegen ihn agieren, ja, die ihn teils massiv verbal bekämpfen. Mit dem Schreiben zeigt er aber auch, wie schwer sich die Kirche tut, Reformen oder überhaupt nur kleine Veränderungen anzupacken. Das war gestern kein gutes Signal.