Waidhofen

Wieder eine Hausarztpraxis weniger

Die Waidhofener Medizinerin Sigrid Schuchardt hört auf - Gebiet gilt laut KVB als überversorgt

13.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:58 Uhr

Waidhofen - Rund 20 Jahre lang hat die Allgemeinärztin Sigrid Schuchardt die Menschen in Waidhofen medizinisch versorgt, nun schließt sie ihre Praxis zum 31. März - altersbedingt, wie sie betont.

Ihre Patienten würden von ihr dazu informiert. Darüber hinaus sich will die Medizinerin öffentlich nicht äußern.

In der jüngsten Gemeinderatssitzung am Dienstagabend brachte CSU-Gemeinderat Josef Fuchs die Rede auf die bevorstehende Praxisschließung. Bürgermeister Josef Lechner (CSU) hatte bereits vor knapp drei Wochen davon erfahren, war aber von Praxisinhaberin Schuchardt zur Verschwiegenheit verpflichtet worden. Sein Schrobenhausener Amtskollege Karlheinz Stephan hatte ihn zu einer gemeinsamen Besprechung mit einem Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) ins Rathaus gebeten, bei der auch die Situation in Waidhofen ein Thema war. Denn im Versorgungsatlas der KVB gehören zum Planungsbereich Schrobenhausen neben der Stadt die fünf Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Schrobenhausen sowie die Gemeinden Aresing und Hohenwart. Bürgermeister Lechner erfuhr bei dem Termin, dass Sigrid Schuchardt, die ebenfalls daran teilnahm, ihre kassenärztliche Zulassung zurückgegeben hat. Und er erfuhr auch, dass die Praxisschließung endgültig ist. "Der Sitz in Waidhofen wird nicht mehr vergeben. Waidhofen bekommt keinen Hausarzt mehr", bedauert Lechner. Der KVB-Vertreter habe dies unmissverständlich klargemacht und damit begründet, dass der Planungsbereich Schrobenhausen nach den Kriterien der Vereinigung zu fast 130 Prozent - genau sind es 129,87 Prozent - überversorgt sei.

Die Waidhofener Praxis, die sich auf dem Gelände der Raiffeisenbank Schrobenhausener Land befindet und auch der Bank gehört, wird geschlossen. Das bestätigte gestern auch Ärztin Sigrid Schuchardt. Bürgermeister Lechner, der sich mittlerweile nicht mehr an die Schweigepflicht gebunden fühlt, bedauert, dass die Medizinerin ihr Vorhaben bisher nichtöffentlich kommuniziert hat. "Ich finde es nicht richtig, dass sie so lange wartet", sagte Lechner gestern. Schuchardts Patienten müssten sich schließlich neu orientieren und nach einem neuen Hausarzt suchen. "Das läuft nicht gut", erklärt Lechner und meint damit auch die Versorgungspolitik der KVB. Nachdem in Aresing vor wenigen Monaten der Allgemeinmediziner Wolfgang Rostek seine Hausarztpraxis geschlossen habe, stehe nun in Waidhofen die nächste Schließung an. Gerüchte, dass auch Hohenwarter Hausärzte ihre Praxen aufgeben würden, erwiesen sich dagegen als unwahr. Robert Edler, der zusammen mit Rudolf Groener eine Gemeinschaftspraxis betreibt, weist entsprechendes Gerede entschieden zurück. "Wir machen definitiv nicht zu", erklärt er. Sein Kollege und er hätten sogar einen neuen Praxisassistenten aufgenommen und seien jetzt zu dritt. "Ich weiß auch nicht, wer diese Gerüchte streut. Vermutlich jemand, der uns nicht mag", sagt Edler, dem sie, so versichert er, auch selbst schon zu Ohren gekommen sind.

SZ

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