Ein unglaubliches Massaker in unserem Landschaftsschutzgebiet

19.02.2020 | Stand 02.12.2020, 11:55 Uhr
Zahlreiche Bäume sind bei Oberstimm gefällt worden. −Foto: Hartmann

Zu "Schicht im Schacht" (PK vom 19. Februar), worin es um die Abholzung im Oberstimmer Schacht geht:Das Ziel einer CO2-Vermei- dung und das Mithelfen zum Klimaschutz ist mittlerweile doch in unserer Bevölkerung angekommen.

 

In Talksendungen im TV wird man nicht müde den Bürger auf seinen CO2-Abdruck hinzuweisen. Alle kennen die Aktionen um Fridays for future etc. Diese Tatsache sollte sich auch im Landratsamt Pfaffenhofen rumgesprochen haben. Aber gerade jetzt ist der Zeitpunkt günstig, da der eine Landrat aufhört und der neue Landrat dann die Schuld von sich weisen kann, eine derartige Abholzaktion zu starten, die jeglichen "vernünftigen Menschenverstand" vermissen lässt. Den Schaden haben die Bürger und Anlieger von Oberstimm und Brautlach, die wieder einmal nicht in die Entscheidung eingebunden waren.
Es werden einfach mal in einem Naturschutzgebiet über 500 Bäume gefällt (Birken, Kiefern und wertvolle Eichen). Wie in dem YouTube-Video von Annette Hartmann sehr anschaulich gezeigt wird, haben nach meiner vorsichtigen Schätzung diese Bäume bis zu ihrer Fällung Sauerstoff für mindestens 1000 Menschen pro Jahr erzeugt und nebenbei grob geschätzt 500 bis 1000 Tonnen CO2 gebunden. Und das auch noch kostenlos und ohne großen Aufwand.
Selbst wenn man davon ausgeht, dass mit Menschenhand und viel technischen und maschinellen Einsatz ein Kalkflachmoor entstehen soll und dieses dann in Jahrzehnten auch CO2 einspart, so klingt das eher wie ein Schildbürgerstreich. Den ganzen Aufwand hätte man sich ersparen können und das Geld für sinnvollere Projekte des Landkreises verwenden sollen.
Ich möchte eines klarstellen, ich bin auch für Artenvielfalt und für die Erhaltung seltener Tiere und Pflanzen, man solle jedoch bei jeder dieser Entscheidungen das Augenmaß nicht verlieren. Da ist ja bei den Verantwortlichen etwas gänzlich schief gelaufen.
Falls es mit dem Kalkflachmoor nicht klappt, könnte man diese Flächen ja anderweitig, möglicherweise auch gewerblich, nutzen. Dann wird vielleicht wieder ein Schuh daraus. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt?
Roland Schweighofer

Geisenfeld

 

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Man will und kann es kaum glauben. Wut, Empörung und Ohnmacht habe ich beim Lesen des Artikels empfunden. Ist es in der heutigen Zeit tatsächlich möglich, dass die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamts Pfaffenhofen eine Baumfällaktion dieser Größenordnung genehmigen kann und ausführen lässt? Klimaschutz und Biodiversität sind in aller Munde, aber das Landratsamt Pfaffenhofen ordnet einen Kahlschlag an, dem mehr als 100-jährige Eichen ohne Not zum Opfer fallen. Haben sich die Verantwortlichen schon einmal Gedanken darüber gemacht, dass Bäume, die heute gepflanzt werden, wahrscheinlich gar nicht mehr so alt werden, weil ihnen vorher der Klimawandel schon den Garaus machen wird?

Es mag sein, dass aus Sicherheitsgründen ein Streifen neben der Bahntrasse freigemacht werden muss, aber was hier passiert ist, geht weit über eine solche Maßnahme hinaus. Dank der großen Holzerntemaschinen wird es immer leichter, Bäume nicht mehr selektiv zu fällen, sondern einfach alles umzuschneiden, was dem "Harvester" vors Messer kommt. Ein Baum kann nicht weglaufen, er ist auf die Vernunft der Menschen, in dem Fall der Verantwortlichen im Landratsamt angewiesen, wenn er an seinem jahrzehnte- und jahrhundertelangem Standort bleiben möchte. Ich hoffe, die Verantwortlichen werden zur Rechenschaft gezogen und müssen die Notwendigkeit dieser Nacht- und Nebelaktion begründen. Ich kann mir vorstellen, dass sie damit ziemlich in Erklärungsnot geraten werden. Ich hoffe auch, dass weitere "pflegerische" Eingriffe in die Oberstimmer Schacht gründlich überlegt werden und das wahl- und planlose Fällen von Bäumen gestoppt wird. Ich hoffe es, glaube es aber nicht.

Bärbel Vocht

Manching

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Ich bin seit meiner Geburt vor 58 Jahren mit Leib und Seele Oberstimmer. Mit Schrecken habe ich gelesen, dass die Oberstimmer Schacht abgeholzt wird. Auf hunderten von Metern sind viele Bäume sinnlos umgemäht. Palmkätzchen, die erste Nahrung der Bienen, brutal umgefahren, Vogelhäuschen liegen im Dreck und der Harvester hat tiefe Gräben in der seit Jahrzehnten bestehenden Magergraswiese hinterlassen. Ein unglaubliches Massaker in unserem Landschaftsschutzgebiet. Dieses Massaker an unserer Schacht werden wir Oberstimmer nie vergessen. Können wir auch nicht, da ist auf Jahrzehnten alles Leben ausgelöscht, mit einem Harvester auf Anordnung der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Pfaffenhofen.

Diese Schacht, die wir seit unserer Kindheit kennen und schätzen, Holzhäuserl gebaut und Räuber und Schandi gespielt haben, wo wir in einer intakten Natur unterwegs waren, um seltene Vögel zu beobachten. Diese Schacht kennt die Untere Naturschutz-Behörde anscheinend nur vom Internet her. Und genau diese Behörde lässt nun unsere Schacht abholzen, um ein Moor mit einer Biowiese zu bauen. So einen Schwachsinn wollen wir nicht, genau diese Wiese gleicht in ein paar Jahren einem einsamen Unkrautacker, weil sich keiner drum kümmert. Wir wollen unsere Schacht so behalten, wie sie die Natur in den vergangenen Jahrzehnten hat wachsen lassen. Diese Bäume und Sträucher sind auch besonders wichtig als natürlicher Lärmschutz entlang der Bahnstrecke. Da brauchen wir kein Landratsamt aus Pfaffenhofen und schon gar keinen Rudi Englhard.

Ich danke den fleißigen Aktivisten, die das Ganze nun an die Öffentlichkeit bringen. Ich frage mich nur, wo die Gemeinderäte aus Oberstimm sind? Ich kann nur alle Oberstimmer aufrufen und auch die Brautlacher und Mändlfelder, sich an der Unterschriftenaktion zahlreich zu beteiligen. Frau Hartmann, Sie haben mit mir einen Aktivisten mehr an Ihrer Seite.

Knut Kiesewetter

Oberstimm

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