Ingolstadt

Die Sorgen der Truppe

Fehlendes Material und Personalnot auch in der Pionierkaserne Ingolstadt - Wehrbeauftragter zu Gast

21.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:49 Uhr
Der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels (links) besuchte die Kaserne in Ingolstadt, neben ihm steht Kommandeur Lutz Niemann. −Foto: Richter

Ingolstadt - Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags höchstpersönlich war am Donnerstag zu Gast in der Ingolstädter Pionierkaserne. Hans-Peter Bartels wollte sich einen Eindruck über die Situation der Soldatinnen und Soldaten machen, vertrauliche Gespräche gab es mit Bundeswehrangehörigen aller möglichen Dienstgrade, vom General bis zur Mannschaft. Am Ende blieb kaum Zeit, um seine Eindrücke zusammenzufassen. "Probleme, die die Bundeswehr insgesamt hat, wie Personalknappheit und nicht besetzte Dienstposten, trifft man überall, auch hier", sagte Bartels gegenüber unserer Zeitung. Fehlendes Material, Nachschubprobleme und Bürokratie seien weitere Sorgenthemen.

 

Der Wehrbeauftragte hatte erst kürzlich den Wehrbericht für 2019 abgegeben. Die Probleme seien bekannt, die notwendigen Trendwenden zur Modernisierung der Bundeswehr auch eingeleitet, ob es nun um Finanzen, Material oder Personal gehe. An der Basis komme jedoch kaum etwas an. Dabei lägen genügend Vorschläge - auch von Soldaten selbst - vor, aber ohne eine innere Reform der Bundeswehr drohe die Trendwende zu scheitern. "Da alte Strukturen und Prozesse längst nicht mehr passen, laufen allzu viele Anstrengungen ins Leere", heißt es in dem Papier. Eines der Hauptprobleme ist laut Bartels die nur schleppend funktionierende Beschaffung. Das liege "gewiss nicht am Engagement des Bundeswehrpersonals, sondern an offensichtlich dysfunktional gewordenen Strukturen auf Amtsseite - und nicht selten auch an Know-how- und Personaldefiziten auf Seiten der Industrie".

Beispiel Ingolstadt, wo das Ausbildungszentrum Pioniere (vormals Pionierschule), das Gebirgspionierbataillon 8 und das Military Engineering Centre of Excellence (ein multinationales Kompetenzzentrum für Pionierwesen) daheim sind: Auch hier gibt es - hört man sich in der Truppe um - Klagen über fehlende Ausrüstung, etwa weil selbst Munition oder Fahrzeuge wie Spähpanzer fehlen sollen - angeblich nutzen die Soldaten bei Übungen mitunter Zivilfahrzeuge, um das zu kompensieren. Nicht gerade ideale Voraussetzungen. Im Neuburger Luftwaffengeschwader ist hinter vorgehaltener Hand ebenfalls von Problemen zu hören, Ersatzteile müssten rascher beschafft werden, lautet dort ein Wunsch.

Was die Einheiten in der Schanz betrifft, geht es laut Bartels vor allem "um die Kapazitätsfrage - personell, materiell, infrastrukturell". Das Ausbildungszentrum solle erweitert werden, aber bisher sei die Schule nicht größer geworden. "Das dauert oft zu lange", in Ingolstadt wie anderswo. Die Materialknappheit ziehe auch in der Schanz ein "Hin- und Herleihen" nach sich, stellte der Wehrbeauftragte fest.

Insgesamt sieht Bartels die Pionierkaserne aber als attraktiven Standort. Das Ensemble sei sehr schön, "da haben sich die Architekten etwas dabei gedacht". Man müsse die sozialen Bedingungen aber "so regeln, dass die Soldaten hier leben und das auch bezahlen können. Wir schlagen da die Ballungsraumzulage vor, um für Soldaten, die hoch belastet sind, einen Ausgleich zu schaffen. Sie haben sich ja nicht ausgesucht, wo sie hinversetzt werden, das hat der Dienstherr zu vertreten. Insofern müsste er auch den Ausgleich schaffen".

DK

Horst Richter

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