Paunzhausen

"Wo nichts ist, kann auch nichts wegbrechen"

<DK-XY_trifft>DIE GEWÄHLTEN BÜRGERMEISTER: </DK-XY_trifft>Johann Daniel und die Auswirkungen der Coronakrise auf die Gemeinde Paunzhausen

02.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:37 Uhr
Bürgermeistern ist bei den Daniels auch so ein Familiending: Seiner Mutter Katharina durfte Johann Daniel im Januar 2019 die Ehrennadel für 20 Jahre ehrenamtliches Wirken als Ortsbäuerin in Paunzhausen überreichen. −Foto: Schmid

Paunzhausen - Das Bürgermeistern scheint bei den Daniels so ein Familiending zu sein: In Paunzhausen steht Johann Daniel nach seiner Wiederwahl am 15. März vor der dritten Amtsperiode als ehrenamtlicher Bürgermeister.

Das Schöne daran: Er hat lediglich ein paar Schritte zum Dienst, denn sein Hof liegt keine 40 Meter vom Rathaus entfernt. Und davor war es an seinem Onkel Manfred Daniel, die Weichen für Paunzhausen so positiv wie möglich zu stellen. Er hatte das Amt sage und schreibe 27 Jahre lang inne.

Johann Daniel ist gerade erst 42 Jahre alt geworden. Er wuchs mit seiner elf Jahre älteren Schwester am bäuerlichen Hof mitten in Paunzhausen auf. Nach seinem Realschulabschluss absolvierte er zunächst eine kaufmännische Ausbildung. Und nebenbei besuchte er die Landwirtschaftsschule für Quereinsteiger - und übernahm schließlich den elterlichen Hof mit 30 Milchkühen und Ackerbau fürs Futter. "Mir liegt das Wohl der Tiere sehr am Herzen", sagt er - und so darf ein Teil der Tiere regelmäßig in den Bergen Urlaub machen. Fünf seiner Kälbchen bereiten sich im Obstgarten darauf gerade vor. "Denn Gras fressen und Wind und Wetter ausgesetzt sein, das will gelernt werden", sagt Daniel. Die zwei Jüngsten sind dafür noch etwas zu klein, sie kamen erst vor ein paar Tagen zur Welt.

Doch Tradition und Landwirtschaft ist nicht alles in Daniels Leben. Der Freie Wähler, dessen Mitstreiter diesmal um Kandidaten von der Bürgerliste ergänzt wurden, findet erneuerbare Energien gut - und will technisch immer am Ball bleiben. So ist er zwar Mitglied in jedem örtlichen Verein, findet aber kaum noch Zeit für seine Hobbys: das Schießen und die Feuerwehr. Selbst zum Skifahren kommt er nur noch wenige Tage im Jahr. "Eigentlich wollte ich kurz vor der Wahl ja noch einmal in die Berge fahren. Das habe ich dann aber doch nicht mehr geschafft - und jetzt bin ich froh darüber, denn viele haben sich genau da angesteckt. Ich hatte noch nie so viel Respekt vor einer Krankheit wie diesmal", kommentiert er die Coronakrise, die er absolut ernst nimmt. In Paunzhausen selbst sei ihm zwar noch kein Fall zu Ohren gekommen. Aber weil bei Föhn die Berge zum Greifen nah erscheinen, fühlt er sich dem "Hotspot Italien schon sehr nah", sagt er.

Beim Auszählen habe man bereits mit reduzierter Mannschaft und mit so wenig Kontakt wie möglich agiert. Als es zur Schließung des Kindergartens kam, hätten die Mitarbeiterinnen zunächst noch Liegengebliebenes abgearbeitet. Seit Montag seien jedoch nur noch die beiden Leiterinnen im Einsatz. Die Sekretärinnen Ingrid Seitz und Rita Treffler wechseln sich wöchentlich ab. Ähnlich handhaben es Günter Steiner und Johann Daniel mit ihrer Anwesenheit im Rathaus, das inzwischen offiziell zugesperrt ist. Telefonisch oder per E-Mail können die Bürger zu den üblichen Öffnungszeiten Kontakt aufnehmen und wichtige Anliegen klären. "Wenn jemand ein Dokument braucht, können wir das bearbeiten und kontaktlos weitergeben", sagt Treffler. "Normalerweise kommt der Bürgermeister täglich. Nur wann, das kann man nie wissen - weil er seine Außentermine selbst macht. Aber er ist sowieso sehr flexibel", beschreibt die Sekretärin ihren Chef. Und sie erzählt, dass man in Paunzhausen normalerweise sogar zu jeder Tages- und Nachtzeit heiraten könne. "Denn Daniel traut zu jedem Wunschtermin. Tag oder Uhrzeit ist ihm dabei egal. Wenn er damit jemandem eine Freude bereiten kann, tut er das gerne. "

Als weitere Corona-Maßnahme arbeitet im Bauhof momentan nur noch Stefan Maslowski. Herbert Grünberger bleibt sicherheitshalber daheim. Treffler berichtet auch, dass im ganzen Landkreis Freising die Wertstoffhöfe geschlossen seien. Es sei jedoch geplant, die Höfe in Freising, Moosburg, Eching, Neufahrn, Hallbergmoos, Allershausen und Nandlstadt in absehbarer Zeit wieder zu öffnen.

Vom Paunzhausener Dorfladen, dessen Aufsichtsratsvorsitzender Johann Daniel auch ist, berichtet der Bürgermeister: "Annette Baier hat einen Lieferservice initiiert. " Neben Baier habe auch Daniel selbst schon ausgeliefert. "Im Moment wird es allerdings noch nicht so stark angenommen, aber das kann noch kommen. Die Idee ist echt super. Und allgemein halten sich die Leute eigentlich gut an die Ausgangssperre. " Ihren 80. Geburtstag verbrachte Daniels Mutter Katharina überwiegend am Telefon. Eigentlich war eine große Feier geplant. Das eine oder andere Päckchen lag einfach vor der Tür, Freunde sangen in gebührendem Abstand ein Ständchen. "Die Feier müssen wir nachholen. Gesundheit geht jetzt erst mal vor. "

Was die Gemeinde anbelangt, so glaubt Daniel nicht, dass die allgemeine Rezession Paunzhausen so stark betreffen wird wie andere Orte. "Wir haben wenig Gewerbe - und wo nichts ist, kann auch nichts wegbrechen. " Lediglich bei der Einkommenssteuer könne es sich eventuell bemerkbar machen. "Aber ich hoffe natürlich nicht zu sehr. " Und in der Landwirtschaft müsse man eh immer vorausschauend planen, denn da könne einem das Wetter immer einen Strich durch die Rechnung machen. "Momentan fühlt sich alles so an wie vor 30 oder 40 Jahren. " Morgens und abends würden mal ein paar Autos fahren, gelegentlich fliege mal ein Flugzeug drüber. Aber sonst sei es extrem ruhig. Eine Bekannte habe ihm erzählt, dass sie am Freitag ihren Mann vom Flughafen abgeholt habe - und man habe nach ihnen das Licht ausgeschaltet. "Sie hat gesagt, dass sich das extrem seltsam angefühlt hat. Und auch als sie ihn dann wieder zum Flughafen brachte, sei alles sehr überschaubar gewesen - mit wenigen Passagieren, großen Abständen und alle in Schutzmasken. Es fühlt sich alles seltsam an und es ist jetzt einfach wahnsinnig stad", findet der Bürgermeister.

Mit dem alten Gemeinderat plant Daniel noch ein bis zwei Sitzungen. Er habe sich nur noch nicht entschieden, wo diese stattfinden sollen. "Ich möchte noch alle anrufen und zu ihrer Meinung befragen. " Man könne ja in den Fraktionen jeweils gerade so viele ausgewählte Vertreter schicken, dass die Beschlussfähigkeit gewährleistet sei - oder in die Turnhalle gehen. Er habe sich Rat bei seinem Schweitenkirchener Kollegen Albert Vogler geholt, der seine Sitzung in abgespeckter Version mit auseinandergerückten Tischen hielt, wobei die Öffentlichkeit im Nebenraum untergebracht war. "Aber treffen müssen wir uns schon noch", schließt Daniel aus, dass er in den kommenden Wochen komplett auf Sitzungen verzichten kann. "Ich habe einige abgesprochene Aufträge vergeben - wie Atemschutzmasken und Grundstücksankaufsgutachten. Die müssen nachträglich noch genehmigt werden. "

Ach ja, und das mit der Gasleitung in Angerhof werde auch was, freute sich Daniel und berichtet weiter: "Die erste Sitzung mit der Vereidigung der neuen Gemeinderäte muss ja laut Gesetz in den ersten beiden Maiwochen stattfinden. Das wird dann wohl bei uns der 7. Mai sein. Das ist nämlich ein Donnerstag. "

PK

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/wo-nichts-ist-kann-auch-nichts-wegbrechen-2070540
© 2024 Donaukurier.de