Ein Produkt, das wächst und stirbt

03.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:36 Uhr

Zur Lage der Gärtnereien in der Coronakrise:

Durch Geschäftsschließungen in fast allen Branchen kommt es zu Umsatzeinbußen, ja sogar zu komplettem Ausfall. Gaststätten bieten nur noch Speisen to go an oder liefern aus. Auch Gärtnereien trifft dies hart. Keine andere Branche wird es so hart treffen. So sind doch deren Produkte schon seit August in Vorkultur, haben den Winter Heizung und Wasser gekostet. So wie auch viel Arbeitsleistung wurde erbracht, um jetzt den Kunden Top-Qualität bieten zu können.

Anders als in reinen Handelsbetrieben, die nun relativ einfach reagieren können, indem sie keine Ware mehr ordern und Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, hat der Unternehmer Gärtner schon Kosten in die Produktion investiert und bleibt nun auf seinen Pflanzen sitzen. Ein Produkt, das wächst und irgendwann stirbt. Nach Schließung des Verkaufs kann auch durch Lieferservice die Menge nicht abgesetzt werden. Schließlich handelt es sich um ein Produkt, das der Kunde intuitiv kauft. Sehen will. Blumen schaffen Impulse. Diese Impulse gehen bei online Bestellung oder Telefonverkauf verloren.

Blumengeschäfte und Gärtnereien, die auch Obst und Gemüse im Sortiment haben, dürfen weiter öffnen, aber nur Obst und Gemüse verkaufen. Der Lebensmitteleinzelhandel darf weiterhin öffnen, ohne Einschränkungen, ohne Beschränkungen im Sortiment. Blumen darf er weiterhin verkaufen! Wo bleibt hier die Gerechtigkeit? Des weiteren sind seit Januar schon Geranien und weitere Beet und Balkonpflanzen für den Sommer in den Gewächshäusern. Hierbei müssen wir Gärtner uns fragen, ob wir diese noch weiter ziehen sollen oder gleich kompostieren? Denn eines ist ungewiss: Wann dürfen wir wieder öffnen?

Gärtnereien generieren in drei Monaten zwei Drittel des Jahresumsatzes. Davon sind alle Kosten zu decken, auch Löhne in den umsatzschwachen Zeiten. Wenn nun diese drei Monate komplett wegbrechen, dann helfen keine Soforthilfe, keine Stundungen, keine Förderkredite! Kurzarbeit funktioniert nur teilweise im Verkauf. Aber die Produktion geht weiter und die Kosten bleiben. Wer weiß, wie viele diese Corona-Pandemie überstehen.

Marion Brauner

Lenting

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