Kelheim

Chefarzt: "Wir haben nie die Kontrolle verloren"

22.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:30 Uhr

Kelheim - Auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie hat die Kelheimer Goldberg-Klinik dreimal einen "Ansturm auf die Notaufnahme erlebt".

Das sagte Chefarzt Michael Reng gestern in einem Pressegespräch im Landratsamt. Dabei habe es sich um mit dem Coronavirus infizierte Patienten als auch um andere Kranke gehandelt. "Niemand musste eine Behandlung vorenthalten werden", betonte Reng. Die Intensivstation sei manchmal sehr voll gewesen, aber "wir haben nie die Kontrolle verloren", versicherte der Chefarzt. Das Personal habe fünf Wochen am Stück durchgearbeitet. Allerdings habe man andere operative Eingriffe verschieben müssen. Zwei Ärzte im Haus hätten sich mit dem Coronavirus infiziert, aber glücklicherweise habe man beim Personal bislang keine schweren Krankheitsverläufe.

Zu Beginn der Corona-Welle sei die Lage im Mainburger Krankenhaus "sehr schwierig" gewesen und die Goldberg-Klinik habe mit Kapazitäten ausgeholfen. Reng lobte die Politik für die rechtzeitig verhängten Ausgangsbeschränkungen. Dadurch sei eine Eskalation wie in Norditalien verhindert worden. "Wir sind aber noch nicht durch, eine zweite Welle kann kommen", warnte Reng angesichts des Rufs nach Lockerungen.

Man habe drei Infektionsstationen errichtet und einen immensen Personalaufwand getrieben, berichtete der Ärztliche Direktor Norbert Kutz. Materialien wie Schutzmasken und Kittel seien manchmal knapp geworden, aber nicht ausgegangen. Allerdings sei die Knappheit mancher Medikamente ein Problem.

Die relativ hohe Sterblichkeit der Corona-Patienten im Kreis Kelheim, bislang gab es hier 29 Todesopfer, führte Kutz auf das hohe Alter der Patienten zurück, die zudem unter vielen Vorerkrankungen gelitten hätten. Im benachbarten Kreis Regensburg seien die Patienten im Durchschnitt deutlich jünger. Weiter betonte Kutz, dass in der Goldberg-Klinik nur ein Drittel aller im Kreis Kelheim infizierten Patienten behandelt worden sei. Denn ein Brennpunkt sei Au in der Hallertau gewesen. Ein Zusammenhang zwischen Sterblichkeit und der Behandlung in der Goldberg-Klinik sei abwegig, erklärte auch die Geschäftsführerin Dagmar Reich.

Zu der hohen Sterblichkeit im Kreis Kelheim ergänzte Chefarzt Reng: "Wir hatten erstaunlich viele Patienten, die keine lebensverlängernden Maßnahmen wollten. " Epidemien habe es in der Geschichte der Menschheit immer gegeben, doch wir seien das nicht mehr gewohnt. "Aber unser Gesundheitssystem hat sich erstaunlich gut bewährt. "

rat

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