Profi-Fußball funktioniert in Deutschland selbst in Corona-Zeiten. Diesen Eindruck kann zumindest die Deutsche Fußball-Liga (DFL) erfolgreich vermitteln, weil sie es mit einem ausgetüftelten Hygienekonzept geschafft hat, die Saison in der 1. und 2. Bundesliga fortzusetzen.
Die Kombination aus Fernsehpräsenz, Sponsoren und TV-Zuschauern hält das seit Jahren praktizierte System am Laufen. Der Deutsche FußballBund (DFB) als Organisator der 3. Liga hat wohl gedacht, sich einfach an dieses Modell dranhängen zu können. Doch die Rechnung geht nicht auf. In erster Linie deshalb, weil die Subventionierung der Liga durch das TV-Honorar nicht groß genug ist, um ausbleibende Zuschauereinnahmen zu kompensieren.
Folglich treten die vorhandenen Defizite der Vereine und des Systems in der Corona-Krise stärker zutage, seien es finanzielle Altlasten, aktuelles Missmanagement oder strukturelle Nachteile. Dass sich 20 Klubs zwischen Aufstiegshoffnung und Abstiegsangst unter so unterschiedlichen Voraussetzungen zanken würden, war klar und hat sich früh abgezeichnet.
Hinzu kommen politische Störfeuer, weil einzelne Bundesländer den Trainings- und Spielbetrieb aus Hygieneschutzgründen untersagen, sich dadurch die Chancenungleichheit verstärkt und den Abbruchbefürwortern billig Argumente für ihre Verweigerungshaltung liefern. Und was macht der DFB? Nichts außer Appellen und einigen Drohgebärden. Während die DFL ein Hilfspaket von 7,5 Millionen Euro zur Verfügung stellt, signalisiert der größte Sportverband der Welt weder eine weitere finanzielle Unterstützung, noch werden konkret alternative Ideen vorgeschlagen, wie die 3. Liga ihre Saison sportlich fair zu Ende bringen könnte.
Die Ankündigung, beim DFB-Bundestag am 25. Mai eine Task Force einsetzen zu wollen, die die 3.Liga zukunftsfähiger machen soll, gleicht daher einer Bankrotterklärung. Aktives Krisenmanagement sieht anders aus – der DFB wirkt plan- und hilflos.
Gottfried Sterner