Hohenwart

Regenwasser kostet künftig extra

Hohenwart ändert Berechnung für Kanalgebühren - Bürger bekommen Post von der Gemeinde

26.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:17 Uhr

Hohenwart - Das Ingenieurbüro hat seine Arbeit erst einmal gemacht, jetzt sind die Bürger an der Reihe: An diesem Freitag verschickt die Marktgemeinde Hohenwart an jeden Grundstückseigentümer einen Erfassungsbogen für die Berechnung der neuen Niederschlagswassergebühr.

Die ermittelten Daten sind dort bereits eingetragen; die Bürger können sie überprüfen. Ab 1. Oktober sollen die neuen Gebühren dann gelten.

Am Montagabend hat sich der Marktgemeinderat ausführlich mit dem Thema beschäftigt. Renate van Olfen vom Ingenieurbüro Wipfler erklärte den Ratsmitgliedern das Berechnungsmodell. Bisher mussten in Hohenwart als Abwassergebühr 2,28 Euro pro Kubikmeter Frischwasser bezahlt werden. Dieser Maßstab sei nicht mehr rechtssicher, künftig müssten Schmutzwasser und Regenwasser, das in die Kanalisation gelangt, getrennt bemessen werden. Die Summe, die die Marktgemeinde aus den Gebühren von den Bürgern einnimmt, bleibe aber dieselbe, sie werde nur anders errechnet.

Für die Niederschlagswassergebühr sei ein neuer Bezugswert erforderlich, und das sei, so van Olfen, die versiegelte Fläche. Diese hat ihr Büro bereits für jedes einzelne Grundstück mithilfe von digitalen Flurkarten und Luftfotos erfasst. Die entsprechenden Unterlagen liegen den Briefen, die die Gemeindebürger nun erhalten, bei.

Ein wenig kompliziert mutet die Berechnung der Gebührengrundlage an - dazu wird nämlich nicht einfach die tatsächliche versiegelte Fläche herangezogen. Die wird zwar berechnet, dient aber lediglich zur Einteilung jedes einzelnen Grundstücks in eine von sechs Stufen: Ist ein Grundstück hoch versiegelt, gering oder gar nicht? Entsprechend fällt der sogenannte mittlere Grundstücksabflussbeiwert aus, ein Faktor, der dann mit der Grundstücksgröße multipliziert wird, um wieder einen Quadratmeterwert zu erhalten, der zumeist leicht vom ursprünglichen abweichen wird.

Warum dieser Faktor und nicht die tatsächliche Flächengröße? Das senke den Verwaltungsaufwand, erklärte van Olfen. Denn nun müsse nicht bei jeder geringfügigen Änderung an den bebauten oder befestigten Flächen der Quadratmeterwert nachgebessert werden, sondern erst dann, wenn das Grundstück dadurch in eine niedrigere oder höhere Versickerungsstufe rücke.

Die Grundstückseigentümer sind, wenn sie den Brief von der Gemeinde bekommen haben, aufgefordert, zu überprüfen, ob die bebauten und befestigten Flächen richtig erfasst sind. Zum Nachmessen empfiehlt van Olfen neben dem Meterstab auch den Bayern-Atlas im Internet, in dem detaillierte Karten und Messwerkzeuge zur Verfügung stehen.

Änderungen an den ermittelten Daten können sich auch ergeben, wenn das Oberflächenwasser von einer versiegelten Fläche auf dem eigenen Grundstück versickert wird oder in eine Zisterne fließt, die dann allerdings keinen Notüberlauf in das gemeindliche Kanalsystem haben darf. Eine Rückmeldung erwartet die Gemeinde übrigens nur, wenn die Änderungen an den Quadratmetern auch zu einer Änderung der Versiegelungsstufe führen.

Einen Informationsabend für die Bürger - wie bei solchen Projekten eigentlich üblich - wird es diesmal wegen der Corona-Beschränkungen nicht geben. Allerdings stehen Rathausmitarbeiter für Fragen zur Verfügung.

Wie viel die Regenwassereinleitung künftig pro Quadratmeter kostet, steht noch nicht fest. Dazu muss erst berechnet werden, welcher Kostenanteil der Hohenwarter Abwasserbeseitigung auf das Niederschlagswasser entfällt - das geschehe derzeit, sagte van Olfen - und feststehen, wie groß die Versiegelungsflächen im gesamten Gemeindegebiet sind. Das kann erst berechnet werden, wenn die Rückläufer von den Bürgern im Rathaus vorliegen.

Wenn dann die konkreten Zahlen da sind, kann der Marktgemeinderat die neue Gebührensatzung beschließen. Die soll zum 1. Oktober dieses Jahres in Kraft treten.

PK

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/regenwasser-kostet-kuenftig-extra-1991846
© 2024 Donaukurier.de