Ingolstadt

Problematische Nähe zum Kavalier Elbracht

Bezirk plant Neubau der Johann-Nepomuk-von-Kurz-Schule - Ex-Bezirksrätin Klein hat Idee für Standort

02.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:15 Uhr
Ingolstadts vielleicht schönste Schule: Eine wunderbare Anlage im Grüngürtel an der Rechbergstraße unweit des Volksfestplatzes hat die K-Schule, wie sie genannt wird. Doch der Platz für die Kinder mit Behinderungen ist gering. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Gleich einem grüner Gürtel schmiegt sich das Glacis rund um die Altstadt. Rundum wie von Juwelen besetzt die mächtigen Festungsbauten Hepp, Elbracht, Zweibrücken und Heydeck. Vor zehn Jahren hat der Stadtrat beschlossen, diesen kostbaren Grüngürtel zu sichern und zu schützten - angeregt vom Bürgerbegehren "Finger weg vom Glacis".

 

Denn immer wieder kommt es zu Interessenskonflikten - so wie im aktuellen Fall der Johann-Nepomuk-von-Kurz-Schule im Kavalier Elbracht. Diese sogenannte K-Schule plagen schon seit längerer Zeit große Platzprobleme: Mit einem Neubau nahe des jetzigen Standorts möchte der Bezirk Oberbayern, der Träger der Einrichtung, ein zukunftsfähiges und modernes Lernumfeld für Kinder mit Behinderungen schaffen.

In der Johann-Nepomuk-von-Kurz-Schule und der Heilpädagogischen Tagesstätte (HPT) werden aktuell 120 Kinder und Jugendliche mit den unterschiedlichsten Behinderungen aus der ganzen Region betreut. Die Räume im Kavalier Elbracht, in denen unterrichtet und gefördert wird, entsprechen längst nicht mehr den Erfordernissen einer solchen modernen Einrichtung. "Wir sind räumlich und konzeptionell schon lange an unseren Grenzen", schrieb Schulleiter Harald Christmann im Februar in einem Brief an die Stadträte. Die Klassenräume seien zu eng, es fehlten auch Nebenräume, so Christmann zum DK. Außerdem werden die Anforderungen an Förderung und Therapie immer größer. Die Schülerzahlen in der Region steigen auch, darüber hinaus wächst die Nachfrage nach einer Ganztagsversorgung.

Ein Neubau muss also dringend her, daran besteht kein Zweifel. Und der sollte zunächst nahe des Elbracht auf einer Fläche Ecke Dreizehner- und Rechbergstraße errichtet werden, wo sich jetzt städtische Parkplätze befinden - unter anderem für die Feuerwehr. Eine Bauvoranfrage stieß 2018 auf positive Resonanz im Stadtrat - eine gute Nachricht zum damaligen 40. Schuljubiläum.

Doch inzwischen ist dieses ursprünglich anvisierte Areal für einen gemeinsamen Neubau von K-Schule und HPT laut dem aktuellen Raum- und Funktionsprogramm nicht mehr groß genug. Weitere Parkplatzflächen des benachbarten Staatlichen Bauamts müssten dazukommen.

Und das im sensiblen Glacis- und Festungsbereich? "Ein drei- bis viergeschossiges Gebäude ist dort aus städtebaulichen und denkmalpflegerischen Gründen nicht vertretbar", erklärte Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle im Stadtentwicklungsausschuss, wo es um den Bebauungs- und Grünordnungsplan Glacis und die Änderung des Flächennutzungsplans ging. Sie rief zur gemeinsamen Suche nach alternativen Standorten auf und erklärte: "Es bleibt weiter spannend. "

In der Tat, denn es ist ja nicht so, als verfüge Ingolstadt mit seinem angespannten Grundstücks- und Immobilienmarkt über Gemeinbedarfsflächen in Hülle und Fülle - noch dazu in Innenstadtlage. Denn darauf legen Bezirk und Schulleiter wert. "Unsere Kinder erleben oft eine sehr eingeschränkte häusliche Lebensumwelt", erklärt Christmann. "Sie können häufig nur eingeschränkt selbstständig Erfahrungen im Alltag rund um ihr Zuhause oder in öffentlichen Einrichtungen machen. " Darum sei die Nähe zur Innenstadt wichtig: für Besuche im Stadttheater, in der Bücherei oder im Rathaus sowie in Geschäften. Durch die fußläufige Nähe zur Innenstadt fallen keine kostspieligen Touren in behindertengerechten Fahrzeugen an. Die gute Erreichbarkeit und zentrale Lage von K-Schule und HTP für Eltern und Beschäftigte spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Vor allem aber geht es Harald Christmann auch um Inklusion, darum, Präsenz zu zeigen: "Wir sind Teil der Stadt und verstehen uns aus so. " Der Rektor ist in Sorge um seine Schule. Was gebe es sonst für Standorte?

Da ist zum einen in Friedrichshofen das Gebiet am Dachsberg, wo die neue Mittelschule Mitte-West entstehen soll. Dort, quasi auf der grünen Wiese, wäre noch Platz. Und es gebe Synergieeffekte mit der anderen Schule, dafür aber auch deutlich mehr Verkehr.

Im Alleingang bringt jetzt CSU-Stadträtin Patricia Klein noch einen anderen Standort ins Spiel. Als ehemalige Bezirksrätin fühlt sie sich der K-Schule besonders verbunden und weiß, wie wichtig die Nähe zur Innenstadt ist. Ihr Vorschlag: das Gelände des ehemaligen Hallenbads Mitte an der Jahnstraße. "Dort besteht ein direkter Zugang zum Grünen und zur Innenstadt", so Klein. "Und auch die verkehrliche Situation ist gut. " Außerdem lägen das Sportbad und die Sportstätten des Scheiner-Gymnasiums in unmittelbarer Nähe.

Dieser Standort ist allerdings auch für ein neues Heilig-Geist-Spital im Gespräch. "Und das genießt Priorität", betont Patricia Klein. "Wenn der Neubau an die Jahnstraße soll, ist meine Idee obsolet. Aber wir wissen ja noch gar nicht, wohin die Reise fürs Heilig-Geist-Spital geht. Darum will ich anregen, meinen Vorschlag für die K-Schule prüfen zu lassen. " Sie habe das auch mit Bezirksrat Michael Kern (CSU) abgestimmt. "Er findet die Idee charmant. "

Kleins Vorschlag reicht sogar noch weiter: Das Kavalier Elbracht wäre ihrer Ansicht nach der ideale Standort für die neue Jugendherberge (die ursprünglich auf dem alten Hallenbad-Platz stehen entstehen sollte) - mitten im Grünen und nah zur Innenstadt und zum Nordbahnhof.

DK

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