Kommentar: Druck von unten

ÖPNV ist Sache der Kommunalpolitik

12.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:11 Uhr

Busse und Bahnen sollen der Beweglichkeit der Menschen dienen sowie Straßen und Umwelt entlasten. Wenn nur ein Alibi-Bus am Tag das Dorf anfährt, wird aber kaum jemand Gebrauch von dem Angebot machen. Vor diesem Hintergrund ist der sogenannte kleine Fahrplanwechsel bei der Bahn (der große findet jeweils am zweiten Wochenende im Dezember statt) für die Region um Ingolstadt durchaus beachtenswert: Auf einigen Strecken gibt es zusätzliche Züge, der Audi-Bahnhof wird ein Stück weit mehr eingebunden und im September soll dann auch mit einigen Jahren Verspätung der neue Bahnhalt in Brunnen die Paartalbahn attraktiver machen.

Allerdings ist immer noch viel Luft nach oben: Von einem ÖPNV, der in der Region und an den Schnittstellen zu den benachbarten großen Verkehrsverbünden München, Augsburg, Regensburg und Nürnberg ein attraktives und vor allem flächendeckendes Angebot bietet, sind wir immer noch weit entfernt. Für einen Ausbau reichen gute Worte eben nicht aus: So zeigt die Einstellung einzelner Züge zwischen dem Haupt- und dem Nordbahnhof in Ingolstadt schlicht, dass die Bahninfrastruktur schon jetzt überlastet ist. Vor einem Ausbau des Schienenverkehrs muss also erst einmal in die Infrastruktur investiert werden. 

Entscheidend ist aber, dass die Kommunalpolitiker endlich die Bedeutung des Öffentlichen Personennahverkehrs erkennen und ihn fördern: Er ist nicht das Trostpflaster für die, die sich kein Auto leisten können, er ist Daseinsvorsorge und Zukunftsinvestition in einem – schließlich spielt  ein gut funktionierendes Nahverkehrssystem eine  zentrale Rolle bei der Ansiedlung neuer Unternehmen. Auch für Menschen, die sich in Städten und Dörfern der Region niederlassen, ist er ein wichtiges Argument.  Nachdem in den vergangenen  Jahrzehnten Dutzende Bahnhöfe stillgelegt wurden,  zeigt Brunnen, dass die Kommunalpolitiker  hier eine Schlüsselrolle spielen – nur wenn sie Druck ausüben, werden die richtigen Weichen gestellt. Sie haben den künftigen Bahnhalt initiiert – auf die Region oder gar auf die Bahn oder die Staatsregierung zu warten reicht nicht.

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