Hilpoltstein

Abschied einer Vereinsikone

Badminton-Nationalspieler Johannes Pistorius wechselt nach dem Freystädter Bundesliga-Rückzug zum Serienmeister Saarbrücken

14.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:55 Uhr
Stephan Pistorius
So kannte man ihn über Jahre, nun folgt der nächste Schritt auf der Karriereleiter: Das Freystädter Eigengewächs und Badminton-Nationalspieler Johannes Pistorius verlässt seinen Heimatverein nach dem freiwilligen Rückzug des TSV aus der Bundesliga. Sein neuer Verein ist der Serienmeister BCB Saarbrücken-Bischmisheim. −Foto: Tschapka (Archiv)

Hilpoltstein - Johannes Pistorius (25), Badminton-Nationalspieler und deutscher Vizemeister von 2020, wechselt nach 20 Jahren beim TSV Freystadt zum deutschen Meister 1. BCB Saarbrücken-Bischmisheim.

 

Die Freystädter haben wie berichtet Anfang des Jahres bekanntgegeben, sich aus der Bundesliga zurückzuziehen, weshalb die ehemaligen Bundesliga-Akteure nun auf der Suche nach neuen Vereinen sind. Nun ist auch das Freystädter Eigengewächs Pistorius fündig geworden - und das bei der besten Badminton-Adresse Deutschlands.

Mit bereits sechs Jahren startete Johannes Pistorius beim TSV Freystadt, mit acht Jahren gewann er sein erstes Turnier auf bayerischer Ebene, mit elf Jahren war er Sieger der German Masters (DM U13), mit 18 Jahren war er Nummer eins der europäischen Doppelrangliste.
Der kontinuierliche Aufstieg des TSV Freystadt, der über vier Jahre die bayerische Nummer eins war, ist eng verbunden mit Johannes Pistorius, Eigengewächs und Nationalspieler in den Disziplinen Doppel und Mixed. Mit der Schülermannschaft U15 und Jugendmannschaft U19 wurde er mit dem TSV dreimal deutscher Mannschaftsmeister. Der 25-Jährige war Freystadts erster Nationalspieler und war im Jugendbereich von U11 bis U19 immer im deutschen Aufgebot, danach schaffte er den Sprung in die O19. Er vertrat Deutschland und den TSV Freystadt bei Europameisterschaften und Weltmeisterschaften und der Universiade in Taipeh.

Bereits mit 14 Jahren spielte Pistorius in der ersten Freystädter Mannschaft und war maßgeblich beteiligt am Durchmarsch des TSV von der Bezirksliga bis zur 2. Bundesliga und am Aufstieg in die Bundesliga 2016. Dabei hatte er über 300 Ligaeinsätze und war in der vierjährigen Freystädter Zeit in der Bundesliga mit 35 Siegen erfolgreichster Spieler des inzwischen Ex-Bundesligisten.

Neben den Mannschaftserfolgen (viermal deutscher Meister im Schüler-/Jugendbereich, zweimal deutscher Vizemeister im Doppel 2018 und 2020) holte Johannes Pistorius bisher vier Medaillen bei Jugendeuropameisterschaften, unter anderem Bronze in der U19. Seine bis dato beste Weltranglistenplatzierung war Rang 83.

Der Wechsel nach Saarbrücken kommt aber alles andere als aus dem Nichts. Er ist vielmehr folgerichtig. Dass der Nationalspieler nach dem Freystädter Bundesliga-Rückzug nicht beim TSV bleiben kann und will, liegt auf der Hand. Die Freystädter werden in der kommenden Spielzeit in der Regionalliga an den Start gehen. Johannes Pistorius wohnt bereits seit fünf Jahren in Saarbrücken und trainiert dort am Olympiastützpunkt. Dort hat er außerdem seinen Bachelor als Wirtschaftsingenieur gemacht. Der sportliche Abschied aus der Oberpfalz. fällt dem Eigengewächs natürlich trotzdem nicht leicht: "Der TSV Freystadt ist mein Heimatverein. Wir haben es geschafft, von der Bezirksklasse bis zur Bundesliga aufzusteigen. Die Halle war oft bis auf den letzten Platz gefüllt und wir hatten immer eine tolle Stimmung. " Über seinen neuen Club sagt er: "Der BCB ist ein professionell geführter Verein und vielleicht die Topmannschaft der Bundesliga. Nachdem ich in den vergangenen Jahren immer um den Klassenerhalt kämpfen musste, finde ich es geil, in der kommenden Saison um den Titel zu spielen. "

Den Großteil der Spieler in Saarbrücken kennt der 25-Jährige gut. "Ich trainiere mit einigen Spielern täglich am Olympiastützpunkt. Marvin Seidel war in der Jugend mein Doppelpartner, bei der U19-EM haben wir Bronze geholt. Auch mit Peter Käsbauer habe ich international zusammengespielt. 2017 wurden wir deutscher Vizemeister", erklärt er. Mit dem Saarland verbindet Pistorius außerdem mehr als Badminton: "Meine Familie kommt aus dem Saarland, alle Verwandten wohnen hier und es ist schön, wenn man an freien Tagen auch mal jemand besuchen kann, der nicht aus dem Badminton kommt, um den Kopf frei zubekommen. "

Der Wechsel zum deutschen Badminton-Serienmeister soll für den 25-Jährigen der nächste große Schritt in einer schon jetzt beeindruckenden Sportler-Karriere werden. Denn wie er auf der Homepage des deutschen Badminton Verbandes verrät, soll es für ihn in den kommenden Jahren auch international Stück für Stück weiter nach oben gehen: "Mein großes Ziel ist die Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris und der Gewinn einer Medaille bei Europa- oder Weltmeisterschaften", verrät Pistorius auf der Internetseite des Verbandes. In den nächsten zwei Jahren werde er außerdem als nächstes Etappenziel versuchen, einen Platz unter den besten 50 der Weltrangliste einzunehmen.

Und auch wenn er jetzt größere Ziele im Blick hat, wird Johannes Pistorius dem TSV Freystadt sicher immer verbunden bleiben: "Ich werde weiterhin Vereinsmitglied bleiben und wenn ich Heimatbesuch bei meinen Eltern mache, werde ich die eine oder andere Trainingseinheit geben und die Regionalligamannschaft coachen. Ich habe im Verein viele Freunde und bin dankbar dafür, was die Funktionäre und Helfer bei den Bundesligaspielen für mich getan haben. "

HK

 

Stephan Pistorius, Philipp Zimmermann

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