Schrobenhausen

Ein wichtiger Lebensraum

Das Bündnis "Rettet das Goachat" lud zu einem informativen Spaziergang ein

26.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:08 Uhr
Einen genauen Blick warfen die Teilnehmer auf die Pflanzen in den Paarauen. Renate Schwäricke las eine Geschichte aus der Mythologie vor (unten l.). Einige hatten ein Fernglas mitgebracht (unten r.). −Foto: Drexler

Schrobenhausen - Versteckte Holzbrücken, die Eselsohren von König Midas oder der dunkle Wiesenknopf.

Das alles entdecken die rund 20 Teilnehmer beim rund zweistündigen Spaziergang durch das Goachat, den das Bündnis "Rettet das Goachat" am Samstag anbot. Naturliebhaber waren genauso dabei wie Goachet-Kenner. Auch die geplante Südwest-Tangente kam an einer Stelle zur Sprache.

Total überwältigt von der Natur war Renate Schwäricke, als sie vor knapp 20 Jahren das erste Mal das Goachat sah. "Ich habe mich ins Paartal verliebt", sagt die Umweltpädagogin. Sie führt im Namen des Aktionsbündnisses durch die Paarauen und macht die Teilnehmer während des Rundgangs auf viele Details aufmerksam. Zum Beispiel auf die große Eiche, die gleich am Start des Spaziergangs steht, an der Brücke beim Hans-Sachs-Weg. Der Name Goachet komme von "Geeicht" und bedeute, dass früher viele Eichen in der Aue standen, erfahren die Teilnehmer.

Heute habe der idyllische Abschnitt der Paarauen eine Naherholungsfunktion und sei eine Frischluftschneise für Schrobenhausen, erklärt Schwäricke. Auch beim Thema Klimawandel spielt das Goachat laut der Umweltpädagogin eine Rolle. Es ist ein Bereich, der zum Beispiel bei Starkreden viel Wasser aufnehmen kann.

Außerdem sind die Auen Lebensraum für seltene Pflanzen wie zum Beispiel das Pyrenäen-Löffelkraut. Das gebe es inzwischen nur noch vereinzelt und die Standorte seien total zugewuchert, ergänzt Gitti Sander von der Schrobenhausener Ortsgruppe des Bund Naturschutz (BN).

Bei manchen Teilnehmern werden während des Spaziergangs Erinnerungen wach. Hier habe sie als Kind noch in der Paar gebadet, erzählt eine Seniorin. Ein anderer erinnert sich an die Lagerfeuer in den Paarauen, an denen sie sich als Teenager nach der Schule getroffen hatten.

Auf ihrem Spaziergang sehen die Teilnehmer Störche und Reiher, die in den Paarauen nach Nahrung suchen. Früher seien hier die Störche in den Sumpfgebieten zuhause gewesen, erzählt der Naturschützer Herwig Laabs. Er wird später noch von den "Wirtsleuten des Kuckucks" erzählen, den Teich- und Schilfrohrsängern. Das Röhricht in den Paarauen ist der Lebensraum der Vögel, von denen immer weniger aus dem Süden zurückkehren. Der Kuckuck hat damit weniger "Wirtsleute", denen er seine Eier ins Nest schmuggeln kann.

Schwäricke macht während des Rundgangs zum Beispiel mit einem Märchen auf die Heilkraft der Weidenrinde aufmerksam oder erzählt, was der Rohrkolben in der Mythologie mit den Eselsohren von König Midas zu tun hat. Als Gefährdungen der Aue nennt Umweltpädagogin Schwäricke unter anderem die intensive Nutzung durch die Landwirtschaft sowie die Wasserarmut der Paar. Das meiste Wasser sei im Paarkanal, der von der Firma Leinfelder für die Produktion genutzt werde. "Rein rechtlich müsste die Firma der Paar Wasser zurückgeben", sagt Schwäricke. Sie empfindet es als einen Schildbürgerstreich, dass der Kanal "bis oben hin voll mit Wasser" ist und das Wasserwirtschaftsamt Biberdämme in der Paar entfernt, damit der Fluss mehr Wasser hat.

Die Motivation der Teilnehmer, warum sie bei dem Spaziergang dabei sind, ist ganz unterschiedlich. Anne Horend aus Berg im Gau kennt das Goachat bisher nur von kurzen Ausflügen und möchte es besser kennenlernen. Für Anton Bayerstorfer ist es in einer Zeit, in der Corona-bedingt nur wenige Veranstaltungen sind, eine Möglichkeit, unter Leute zu kommen. Außerdem interessiert sich der frühere Stadtrat für den geplanten Verlauf der Südwest-Tangente durch das Goachet.

Hier würde die Trasse in die B300 einmünden, zeigt Regina Hilg, eine der Sprecherinnen des Aktionsbündnisses. In diesem Bereich würde sie rund 4,50 Meter hoch sein. Weitere vier Meter an Höhe kommen durch den Vogelschutzzaun dazu. Eine Runde, wie sie die Teilnehmer gerade gehen, wäre dann nicht mehr möglich, so Hilg.

SZ

Gerlinde Drexler

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