Essen

„Mit Essen spielt man nicht“: RWE feiert Pokal-Nacht

03.02.2021 | Stand 11.02.2021, 3:33 Uhr
Zahlen lügen nicht; Rot-Weiss Essen besiegte Bayer Leverkusen im DFB-Pokal mit 2:1. −Foto: Martin Meissner/AP POOL/dpa

Viertligist Rot-Weiss Essen steht nach der Pokal-Sensation gegen Leverkusen im Viertelfinale des DFB-Pokals. Den Coup feierten Mannschaft und Fans gebührend. Die meisten hielten sich dabei an die Regeln. Und der ein oder andere träumt gar schon von Berlin.

Am Morgen nach dem Pokal-Rausch hatte Marcus Uhlig ziemlich kleine Augen, doch der Vorstandsvorsitzende von Rot-Weiss Essen war erstaunlich gut bei Stimme.

„Es war eine sehr kurze Nacht“, sagte der 49-Jährige im dpa-Gespräch: „Um halb drei war ich im Bett, ab halb acht stand das Telefon nicht mehr still.“ Die Feier nach der 2:1-Pokal-Sensation gegen Bayer Leverkusen und dem Einzug ins Viertelfinale des DFB-Pokals sei aber gesittet verlaufen. „Ein, zwei, drei Bierchen waren es schon“, sagte Uhlig lachend: „Aber es blieb alles im Rahmen. Ich habe nun einen arbeitsreichen Tag. Mit einem Dauerlächeln und ohne Kater.“

Die Fans des Traditionsvereins hatten direkt nach Schlusspfiff eine spontane Party in der Essener Innenstadt gestartet, mit Autokorso und Feuerwerk. 27 Ermittlungsverfahren leitete die Polizei ein, insgesamt sei es aber „recht ruhig geblieben“. Er habe „Verständnis, dass sich diese Emotionen bahnbrechen müssen“, sagte Uhlig: „Kein Verständnis habe ich da, wo es zu Verstößen gegen Corona-Schutzverordnungen kommt.“

Aber es war ein Tag wie kein anderer in Essen. Erstmals seit 27 Jahren steht der Cup-Sieger von 1953 im Viertelfinale. Die schon sicheren zwei Millionen Euro schließen im Corona-Jahr alle Lücken im Sieben-Millionen-Etat. Und mit den Siegen gegen Bielefeld und Champions-League-Teilnehmer Leverkusen hat er nun schon mehr Erstligisten in dieser Saison geschlagen als der Revier-Nachbar FC Schalke 04 in 19 Liga-Spielen. Nach der Sensation gegen Bayer postete RWE drei leere Schnaps-Flaschen und schrieb: „dfb_pokal!? Wir nehmen noch 'ne Runde!“ Dazu ging ein Video der Kabinen-Feier viral. In der ARD lobte Ex-Weltmeister Bastian Schweinsteiger die Essener für „eine Wahnsinns-Leistung. Respekt!“

Uhlig verspürte auch eine gewisse Genugtuung gegenüber einigen Spöttern im Vorfeld, auch wenn diese nicht aus dem Leverkusener Lager gekommen waren. „Nach der Auslosung wurden wir hier und da als Freilos für Leverkusen bezeichnet“, sagte er: „Aber wir haben gezeigt: Mit Essen spielt man nicht.“

Und so schickt sich, ein Jahr nachdem der 1. FC Saarbrücken als erster Viertligist im Halbfinale scheinbar Einmaliges geschafft hat, ein weiterer Regionalligist an, das Märchen zu wiederholen. Und vielleicht sogar zu Ende zu schreiben. „Ich habe das Hotel in Berlin schon bestellt“, sagte Trainer Christian Neidhart mit Blick auf das Finale - freilich augenzwinkernd. Für das Viertelfinale, das am Sonntag ausgelost und Anfang März ausgespielt wird, wünscht sich RWE laut Uhlig „den Gegner im Pott, bei dem die Wahrscheinlichkeit aufs Weiterkommen rein rechnerisch am größten ist.“ Ohne Zuschauer im Stadion sei die Attraktivität des Gegners egal, „und wir werden sowieso wieder klarer Außenseiter sein, egal gegen wen. Aber viel schwerer als Leverkusen geht es ja nicht mehr.“

Bei den Leverkusenern ließ Trainer Peter Bosz derweil keinerlei Ausreden gelten. „Rasen, Regen, Gegner, alles egal!“, schimpfte er ungewohnt ungehalten: „Wir müssen das Ding gewinnen.“ Unglaublich vor allem, dass der Favorit den Sieg noch verspielte, als er nach vier Pfostentreffern in der regulären Spielzeit mit dem 26. Torschuss durch Leon Bailey endlich in Führung ging (105.). „Mit unserer Erfahrung darf das nie passieren“, sagte Bosz: „Ich bin sauer.“

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