Pfaffenhofen

Mit vier Stimmen mehr

Andreas Mehltretter ist Direktkandidat der SPD bei der Bundestagswahl - Manuel Hummler unterliegt

21.02.2021 | Stand 23.09.2023, 17:07 Uhr
Die SPD im Wahlkreis setzt auf Andreas Mehltretter (rechts): Am Sonntag stimmten die Delegierten für den Freisinger als Direktkandidaten für die Bundestagswahl. Der Pfaffenhofener Manuel Hummler (links) unterlag um vier Stimmen. −Foto: PK-Redaktion/Screenshots

Pfaffenhofen - Der nächste Herausforderer für Erich Irlstorfer (CSU) steht fest: Die SPD schickt Andreas Mehltretter ins Rennen. Am Sonntagnachmittag haben die Genossen aus dem Wahlkreis 214, zu dem neben den Landkreisen Freising und Pfaffenhofen auch Teile des Altlandkreises Schrobenhausen gehören, ihren Kandidaten für die Bundestagswahl bestimmt. Andreas Mehltretter aus Freising setzte sich gegen seinen Mitbewerber Manuel Hummler aus Pfaffenhofen durch - mit einem knappen Vorsprung von vier Stimmen.

Insgesamt hatten 54 Delegierte der SPD im Wahlkreis mitentschieden: jeweils 25 aus Pfaffenhofen und Freising sowie vier aus dem Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Mehltretter holte am Ende 29 Stimmen, Hummler 25. Der Urnengang fand am Sonntagnachmittag persönlich statt - einmal in Freising, ein weiteres Wahlbüro gab es in Pfaffenhofen. Die vorhergehende Versammlung hatte online stattgefunden, genauso die spätere Ergebnisverkündung.

Im ersten Teil der Versammlung hatten die beiden Bewerber am späten Sonntagvormittag Gelegenheit, sich per Videokonferenz den Delegierten vorzustellen. Der Pfaffenhofener Bewerber Hummler legte dabei den Fokus auf die Punkte Digitalisierung und Klimawandel. "Aktuell beherrscht zwar Corona die Themen, aber für mich stellt sich die Frage: Wie geht es danach weiter?", erklärte Hummler. Er verwies darauf, dass die Arbeitswelt durch den technischen Fortschritt und die Digitalisierung verändert werde. "Hier müssen wir überlegen: Wie können wir das so gestalten, dass es zukunftsfähig ist?", fragte er. Auch den Klimawandel müsse man in den Griff bekommen, beispielsweise durch Windräder und PV-Anlagen. Der Pfaffenhofener erwähnte hier unter anderem sein Engagement in der örtlichen Friday-For-Future-Bewegung.

Grundsätzlich würde Hummler als Bundestagsabgeordneter für den hiesigen Wahlkreis "die kommunalpolitischen Herausforderungen mit nach Berlin nehmen". Denn immer wieder stehen seiner Ansicht nach Bundesgesetze den Kommunen bei ihren Aufgaben und Zielen im Weg. Hummler verwies weiter auf seine Identifikation mit der SPD: "Ich sehe hier im Landkreis Pfaffenhofen und der Stadt, wie Sozialdemokratie aussehen kann." Konkret gebe es hier die von der SPD gegründete Bürgerenergiegenossenschaft sowie einen bioregionalen Markt für Landwirte, bei welchem auch er sich engagiere. Politisches Engagement "geht für mich nur mit der SPD", erklärte Hummler.

Als zweiter Bewerber stand am Sonntagvormittag Mehltretter in den Startlöchern. Er verwies darauf, dass Corona "mindestens für die nächsten Monate das Thema sein wird, das unser Leben stärker prägt als alles andere". Mehltretter nannte hier eine Bürgerversicherung und angemessene Bezahlung für Pfleger sowie Erzieher als Punkte. Mit Blick auf die Strömung der Querdenker warnte Mehltretter, dass sich diese mit rechten Positionen vermischen. "Diese Mischung findet über die AfD ihren Weg in die Parlamente", sagte Mehltretter. "Wir müssen dafür kämpfen, dass wir die AfD bei der Wahl im September wieder aus dem Bundestag rauswerfen."

Zwar sei er nach der Wahl 2017 selbst ein Gegner der Großen Koalition auf Bundesebene gewesen, so der Freisinger. "Ich bin aber jetzt unglaublich froh, dass wir statt der FDP in der Regierung sind", sagte Mehltretter. "Die Pandemie führt uns vor Augen, dass nur ein leistungsfähiger Staat, so wie wir ihn als Sozialdemokratie aufgebaut haben, solch großen Krisen etwas entgegen setzen kann." Mehltretter nannte drei große Ziele: eine gerechte Gesellschaft unter anderem mit einem neu geregelten Hartz IV; eine Politik, die beispielsweise bei Klimawandel und Waffenexporten Verantwortung übernimmt; und ein Fortschritt, der allen zugute kommt.

In einer anschließenden Fragerunde erkundigten sich die SPD-Politiker nach den Standpunkten der Bewerber. Beim Föderalismus in der Bildungspolitik nannte Mehltretter eine Reform ein "Mammutprojekt", Hummler sieht "ein einheitliches Bildungssystem als absolut notwendig" an. Einer Erhöhung der Legislaturperiode auf fünf Jahre steht Mehltretter kritisch gegenüber; er schlug vor, eher die Wahltermine in den Bundesländern zu synchronisieren. Hummler wiederum sagte: "Bei fünf Jahren ist der Wähler weniger involviert, aber man würde sich enorme Kosten sparen." Beim Mindestlohn hält Mehltretter aktuell zwölf Euro, aber in Zukunft eine ständige Anpassung nötig; Hummler nannte 15 Euro als Maßgabe. Beim Blick auf die globalen IT-Riesen favorisiert Mehltretter eine Zerschlagung um mehr Konkurrenz zu schaffen; Hummler will Steuerschlupflöcher schließen.

Die Delegierten votierten letztlich für Mehltretter als Direktkandidaten. "Ich freue mich das übernehmen zu dürfen", sagte der Freisinger und hofft auf einen "lebendigen und erfolgreichen Wahlkampf".

Mehltretter (48 Ja-Stimmen) und Hummler (40) sind beide als Delegierte für die Landesvertreterversammlung gewählt. Hier wird am 13. März über die SPD-Landesliste entschieden.

PK

Claudia Lodermeyer

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