Audi-Prozess

"Nichts vorzuwerfen": Ex-Audi-Chef Rupert Stadler und Wolfgang Hatz sehen keine Grundlage für VW-Schadensersatzforderungen

04.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:23 Uhr
Ex-Audi-Chef Rupert Stadler muss sich wegen Betrugsverdacht vor Gericht verantworten, bestreitet aber jede Schuld. −Foto: Stache, dpa

München - Der frühere AudiChef Rupert Stadler (58) bleibt im Münchner Prozess um den Dieselbetrug vorerst weiter eine Randfigur.

 

Daran änderte auch Verhandlungstag 41 am Dienstag nichts. Der ihn betreffende Komplex - es geht um den Verkauf von Autos mit möglicherweise verbotener Software in der Zeit nach Bekanntwerden des Skandals - wird vermutlich erst im Herbst vor Gericht zur Sprache kommen. In den Medien kochte indes das Thema rund um die Schadensersatzforderungen des VW-Konzerns gegenüber Stadler und Ex-VW-Chef Martin Winterkorn erneut auf. Der Ingolstädter sieht diesen Forderungen gelassen entgegen, wie er unserer Zeitung bereits nach deren Bekanntwerden erklärt hatte.

Betroffene von solchen Schadensersatzklagen brechen in der Regel nicht gleich in Panik aus, da die Konzerne - wie auch in diesem Fall - in der Regel entsprechende Haftpflichtversicherungen für ihre Manager abschließen. Um welche Summen es bei Stadler und Winterkorn geht, blieb vorerst offen. Dem Vernehmen nach ist darüber aber noch gar nicht abschließend entschieden, es sollen vielmehr weiterhin Verhandlungen zwischen den Konzernen und den Versicherungen der betroffenen Manager laufen.

"Es handelt sich um eine ganz normale aktienrechtliche Prüfung der Vorgänge", nahm Stadlers Strafverteidiger Thilo Pfordte jetzt Stellung zu den Schadensersatzansprüchen. "Mein Mandant bleibt aber bei der Auffassung, dass er sich nichts vorzuwerfen hat, weder vorsätzliches noch fahrlässiges Fehlverhalten", sagte Pfordte unserer Zeitung. In dieser zivilrechtlichen Sache hat Stadler inzwischen eine Düsseldorfer Kanzlei damit beauftragt, seine Rechte zu vertreten.

Der VW-Aufsichtsrat wirft dem Ex-Audi-Chef vor, er habe ab September 2016 nicht dafür gesorgt, von Audi entwickelte Drei-Liter- und 4,2-Liter-Dieselmotoren auf illegale Software untersuchen zu lassen. Antriebsaggregate dieser Typen waren auf dem EU-Markt in Autos von VW, Audi und Porsche zum Einsatz gekommen. Anders als die Anklagebehörde im gerade laufenden Strafverfahren gehen die Entscheider in Wolfsburg ausschließlich von fahrlässigen Pflichtverstößen und nicht von vorsätzlichem Handeln aus. Im Strafprozess hatte das Gericht immerhin gleich zu Beginn angemerkt, dass nach Aktenlage möglicherweise kein aktives Handeln, sondern eine Tatbegehung durch Unterlassen vorliege.

Stadler weist bekanntlich alle Vorwürfe zurück, er habe sich korrekt verhalten, betont er immer wieder. Wie berichtet, beruft er sich darauf, von den Machenschaften nichts gewusst zu haben. "Von meinen Ingenieuren habe ich stets die Aussage erhalten, dass alles in Ordnung ist", sagte er kürzlich unser Zeitung am Rand des Prozesses. Und dann sei da noch das Kraftfahrtbundesamt gewesen, das über lange Zeit alles ohne Beanstandungen abgenickt hatte. "Wie soll ich da wissen, dass irgendwas faul ist? ", fragt der ehemalige Audi-Chef und weist Versäumnisse oder eine Mitschuld an den Manipulationen von sich. Er habe lange Zeit nicht mal Kenntnis davon gehabt.

Mit Schadensersatzansprüchen sieht sich ein weiterer der vier Angeklagten im Münchner Audi-Prozess konfrontiert, bei dem es unter anderem um Betrugsvorwürfe geht. Der Porsche-Aufsichtsrat wirft dem ehemaligen Porsche-Vorstand Wolfgang Hatz (62) ebenfalls aktienrechtliche Sorgfaltspflichtverletzungen vor. Hatz will sich vorerst nicht dazu äußern, bleibt aber ebenfalls gelassen. "Alles der Reihe nach, jetzt konzentrieren wir uns erst mal auf das Strafverfahren", sagte er unserer Zeitung. Der frühere Audi-Motorenchef bestreitet ebenfalls jegliche Schuld, wenn es um die Manipulationen an der Abgastechnik geht.

Der Prozess wird diesen Mittwoch fortgesetzt. In den nächsten Wochen wird es weiter um die Frage geht, wie es dazu kommen konnte, dass Dieselfahrzeuge beim Abgastest auf der Rolle andere Werte lieferten als im Alltag auf der Straße.

DK

Horst Richter

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