Hilpoltstein

Hilpoltsteins Musikschule ruft Online-Orchester ins Leben

Jeder kann mitmachen: Einfach Passagen aus Mozarts "Türkischem Marsch" einzeln einspielen und sich dabei filmen

16.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:38 Uhr
Bastelt sich ein Orchester am Computer: Musikschulleiter ruft zum gemeinsamen Mozartmusizieren auf. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein - Die Hilpoltsteiner Musikschule wird hart gebeutelt in der Corona-Pandemie. Seit Mitte Dezember findet - von einer einzigen Woche im März abgesehen - kein Präsenzunterricht mehr statt.

Immerhin erfolgen laut Musikschulleiter Burkhard Freimuth alle Einzelunterrichtseinheiten per Videokonferenzen nach Stundenplan. Dennoch überwiege nach so langer Lockdownzeit der Frust und die Unzufriedenheit bei Schülern wie Lehrerkräften gleichermaßen. Vor allem nachdem jetzt schon zum zweiten Mal das Jahreskonzert der Pandemie zum Opfer gefallen ist.

Aber das Team der Musikschule hat sich als Ersatz diesmal etwas Besonderes ausgedacht. Um den Musikschülern zum Schuljahresende trotz allem die Chance zum gemeinsamen Musizieren bieten zu können, soll ein "Online-Orchester" ins Leben gerufen werden. Alle, die daran teilnehmen, sind aufgefordert, Passagen aus Mozarts "Türkischen Marsch" einzeln einspielen und sich dabei filmen. Am Ende werden alle an die Musikschule geschickten Videos von einem professionellen Videobearbeiter zusammengeschnitten. Das Endergebnis - mit Sicherheit eine ganz besondere Version des bekannten und beliebten klassischen Stücks - wird auf der Homepage der Musikschule veröffentlicht.

"An unserem Projekt dürfen sich nicht nur unsere Schülerinnen und Schüler, sondern wirklich alle beteiligen", macht Freimuth deutlich. Egal ob der Onkel in Hamburg oder die Tante in Neuseeland, das Ganze dürfe gerne auch internationalen Charakter haben. Auch musikalische Projekt-Schulklassen dürfen sich beteiligen. Und im Übrigen nicht nur Leute, die ein Instrument spielen. "Mit und ohne musikalische Vorkenntnisse, Groß und Klein, Jung und Alt, alle sind aufgerufen, mitzumachen", betont Freimuth. Gerne dürfe zum "Türkischen Marsch" auch getanzt oder gesungen werden. Auch Bodypercussion sei erlaubt. "Unser Ziel ist es, auf diese Weise noch mehr Leute zum Musizieren bringen, als es unser Jahreskonzert geschafft hätte."

Die Idee dazu stammt von einem ähnlichen Projekt der Bremer Kammerphilharmonie, auf das Freimuth vom Verband Deutscher Musikschulen (BdM) bereits im November letzten Jahres aufmerksam gemacht wurde. "Damals dachte ich, dass wir das Ganze innerhalb kürzester Zeit realisieren, aber alleine die Vorbereitung hat sich als extrem aufwendig herausgestellt", sagt Freimuth. Denn für annähernd jedes Instrument haben die Lehrkräfte ein Video-Tutorial erstellt, außerdem die Noten in unterschiedlichen Versionen von Anfänger bis Profiniveau gesetzt.

"Unser ehrenamtlicher Webmaster Malena Erbe, eine ehemalige Schülerin von uns, hat dann wochenlang an den Seiten für unseren Online-Auftritt gebastelt", so Freimuth. In diesen Tutorials erhalten die Teilnehmer alle wichtigen Informationen, die für das Spielen des Stückes, aber auch für die Aufnahme wichtig sind. "An der einen oder anderen Stelle geben die Musiklehrer auch noch kleine Tipps, um musikalische Hürden zu nehmen." Für jedes Instrument gebe es dann ein individuelles "Playalong", das während der Aufnahme per Kopfhörer mitgehört werden kann. Aber natürlich könne man auch frei improvisieren, betont Freimuth. "Die von uns erstellten Notensätze sind alle nur Vorschläge."

Bei dem "Türkischen Marsch" (Alla Turca) handelt es sich um den letzten Satz der Klaviersonate A-Dur KV 331 von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Musikschule hat sich dafür entschieden, um den 230. Todestag Mozarts am 5. Dezember 2021 zu würdigen. "Aber natürlich ist es auch ein heute noch äußerst populäres und beliebtes Stück", sagt Freimuth, der davon ausgeht, dass viele Menschen die Gelegenheit nutzen, sich an dem Projekt zu beteiligen. "Wir haben festgestellt, dass die Leute in Pandemiezeiten viel mehr üben als sonst."

Ein Zeichen dafür, dass viele Musiker den Lockdown sinnvoll nutzen. "Offenbar haben sie in normalen Zeiten zu wenig Zeit für ihr Instrument", vermutet Freimuth, der aber trotzdem auf eine baldige Rückkehr zum Präsenzunterricht hofft. Immerhin macht sich jetzt wieder etwas Hoffnung breit. "Mit etwas Glück und bei weiter fallender Inzidenz können wir vielleicht sogar noch vor den Pfingstferien für ein oder zwei Tage aufmachen", hofft Freimuth.

HK

Tobias Tschapka

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