Schrobenhausen

Berufsfindung online: Ein Blick hinter die Kulissen

Über 300 Schülerinnen und deren Eltern waren zugeschaltet - 19 Firmenvorträge liefen zeitgleich in verschiedenen digitalen Räumen

18.05.2021 | Stand 22.05.2021, 3:34 Uhr
Im Eingangsbereich war zu erkennen, dass an der Maria-Ward-Realschule die jährliche "BIV" stattfand. Nur eine Handvoll Lehrer und Firmen waren an der Schule. −Foto: Reil

Schrobenhausen - Mit den Berufsinformationstag bestritt die Maria-Ward-Realschule Schrobenhausen ihre bisher größte Onlineveranstaltung.

Bis ins letzte Detail hatte die Schule den Tag im Herbst vorbereitet, doch Corona verhinderte die Durchführung. Waren die Infektionszahlen zu Beginn des Schuljahres noch moderat und kleinere Veranstaltungen möglich, so ließ der geplante Termin im November eine Messe mit mehr als 300 Schülerinnen, Eltern und Referenten nicht zu. Da half auch das beste Hygienekonzept nichts.

Der für die Schülerinnen so wichtige Tag wurde auf Mai verschoben. Aber auch jetzt ließen die Infektionszahlen erahnen, dass selbst dieser Termin platzen würde. Berufsmessen, Praktika, das Projekt (M)Ein Blick, alle von den Schülerinnen mit Begeisterung wahrgenommenen Möglichkeiten der beruflichen Orientierung mussten eine nach der anderen entfallen. Immer häufiger war zu hören: "Ich habe keine Ahnung, was ich später machen will. Deshalb gehe ich einfach auf eine weiterführende Schule und werde studieren. " In einer Zeit, in der in Ausbildungsberufen händeringend nach Fachkräften und Azubis gesucht wird und immer wieder von Akademisierungswahn die Rede ist, war an der Maria-Ward-Realschule schnell klar: Alternativen zu den üblichen Hilfen zur Berufsfindung mussten her - und zwar rasch. Der Faktencheck ergab: Die Schule ist für den Onlineunterricht gut ausgestattet und bereits im ersten Lockdown konnte das Kollegium ausreichend Erfahrung sammeln. Schritt für Schritt wurden nun auch die Angebote der Berufsberatung digitalisiert. Nicht alles klappte sofort. So mussten die für die zehnten Klassen im November geplanten Einzelgespräche der Agentur für Arbeit zunächst noch telefonisch geführt werden. Die Einstiegsveranstaltung BIZ, in der sich die Schülerinnen der neunten Klassen über das Angebot der Agentur für Arbeit in Sachen Berufsfindung informieren, fand ausnahmslos online und mit ordentlichem Applaus für Joachim Schießl, dem Referenten der Agentur für Arbeit, statt, denn schließlich waren Onlineveranstaltungen für die Schülerinnen längst Alltag. Die Einzelgespräche mit den neunten Klassen übernahm dann Julia Heigl - online und am Nachmittag. So konnten auch Eltern problemlos teilnehmen, ohne wie in den Vorjahren an die Schule oder nach Ingolstadt in die Agentur für Arbeit fahren zu müssen. Zudem gab es keinen Unterrichtsausfall für die betroffenen Schülerinnen.

Als nun der geplante Berufsinformationstag näher rückte und an eine Präsenzveranstaltung nicht zu denken war, stand schnell fest: "Wir machen das online - das schaffen wir! " Petra und Tobias Cobanov, Josef Putz, alle mit guten IT-Kenntnissen, und Marie-Luise Failer, die langjährige Beratungslehrerin der Schule, bildeten ein Team und nahmen die Sache in Angriff. Das Vorhaben stieß von allen Seiten auf großes Interesse. 19 Firmen, Einrichtungen und weiterführende Schulen erklärten sich sofort bereit teilzunehmen, darunter Audi und Bauer, das Kreiskrankenhaus, Verwaltungsbehörden, Fachoberschulen und die Fachakademie Maria Stern. Eltern und Schülerinnen nahmen das Angebot dankbar an. Eine Veranstaltung wie diese bietet nicht nur den Firmen Gelegenheit, ihr Haus vorzustellen, auch die Schülerinnen repräsentieren sich und ihre Schule. Deshalb sollten die Schülerinnen auf die Veranstaltung vorbereitet werden. Eine gute Gelegenheit bot der an der Schule übliche Morgenkreis. Alle Schülerinnen der Maria-Ward-Realschule stimmen sich jeden Montag in der ersten Schulstunde auf die kommende Woche ein. In zwei Morgenkreisen wurden nun alle Schülerinnen, die am Berufsinformationstag teilnehmen durften, zugeschaltet und über Ablauf und Nettiquette Online sowie sogenannte "No Goes" informiert. Schon im Vorfeld entschieden sich die Schülerinnen mit ihren Eltern für drei Firmen oder Einrichtungen, bei denen sie sich über Ausbildungsangebote, Auswahlverfahren, wünschenswerte Voraussetzungen und selbstverständlich auch über die Firma an sich informieren konnten. Eine Online-Umfrage gab den Referenten Rückmeldung über die Zahl der Interessenten. "Wir wollten vermeiden, dass Firmen unnötig Personal für die Vorträge freistellen, wenn kein Interesse besteht", bemerkte Petra Cobanov. Die Bedenken waren unbegründet, denn alle Durchgänge waren gut besetzt. Für die Firmen gab es im Vorfeld eine "Teste die Technik-Woche". Zu einer bestimmten Zeit konnten die Referenten mit den Teammitgliedern die an der Schule verwendeten Programme ausprobieren und ihre Präsentation starten. Josef Putz verschickte an jede Schülerin eine Mail mit den Links für ihren Vortrag. Für Schülerinnen und Firmen gab es auf Wunsch die Möglichkeit, an der Veranstaltung in der Schule teilzunehmen.

Vor Kurzem war es soweit: "Wahnsinn! Über 300 unserer Schülerinnen und deren Eltern sind zugeschaltet, 19 Firmenvorträge laufen zeitgleich in verschiedenen digitalen Räumen und an unserer Schule ist es mäuschenstill", stellte Josef Putz fest. Alles funktionierte perfekt. Noch ist das Feedback der Eltern, Schülerinnen und Referenten nicht ausgewertet, doch bereits jetzt ist sicher: Die Veranstaltung war ein voller Erfolg.

Mit der Veranstaltung ist der Berufsfindungsprozess an der Maria-Ward-Realschule noch nicht zu Ende. In der "Vocatium" erhalten alle Schülerinnen der neunten Klassen die Möglichkeit, mit vier Firmen ihrer Wahl ein fiktives Vorstellungsgespräch zu führen, und am Ende des Schuljahres ist ein einwöchiges Berufspraktikum geplant.

SZ


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