Eichstätt

Ein Rückzugsort für Fledermäuse

Die Arndthöhle ist bis April nächsten Jahres gesperrt und bietet den Tieren einen sicheren Lebensraum

06.10.2021 | Stand 23.09.2023, 21:09 Uhr
Hans-Peter Gabler
Landrat Alexander Anetsberger verschließt die Höhle zum Schutz der Fledermäuse. −Foto: Gabler

Eichstätt/Attenzell - Höhlen sind Lebensräume für Fledermäuse, und Artenschutz wird im Landkreis Eichstätt großgeschrieben. In der Arndthöhle bei Attenzell wurden unter den rund fünfhundert Tieren acht verschiedene Fledermausarten nachgewiesen. Um ihnen den Fortbestand mit einem ungestörten Winterschlaf zu sichern, wurde die kulturhistorisch und geologisch bedeutende Höhle nun erstmals mit einer kleinen Metallgittertür abgesperrt.

"Die Höhle wird durch diesen symbolischen Akt für die Wintermonate exklusiv den Fledermäusen überlassen", sagte Landrat Alexander Anetsberger, der als Türschließer fungierte. Die Höhle ist erst wieder am 1. April des nächsten Jahres zugänglich. Der Wald und die Höhle sind seit sechs Jahren im Privatbesitz von Brigitte und Georg Schmidt aus Attenzell.

Der Landkreis hatte sich in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Altmühltal zu diesem Schritt entschieden und der Ranger des Naturparks, Manfred Bauer, hatte die Maßnahme umgesetzt. "Der Verschluss dieser Höhle steht symbolisch für alle Winterquartiere von Fledermäusen", erläuterte Anetsberger.

Gerade in der Pandemie war die Arndthöhle ein spannendes Ausflugsziel. Leider zeigen Rußablagerungen und andere Verunreinigungen von einer oft rücksichtslosen Nutzung. Eine ungestörte Überwinterung der Fledermäuse ist aber existenziell wichtig. "Höhlen und Fledermaus-Winterquartiere sind durch das bayerische Naturschutzgesetz vom 1. Oktober bis zum 31. März besonders geschützt und dürfen nicht betreten werden", stellte Anetsberger klar.

Kipfenbergs stellvertretende Bürgermeisterin Sabine Biberger sieht die Höhle für Freunde der Natur als wichtig und als Lernort für die Schule als geeignet an. Bemerkenswert sei zudem ein steigendes Interesse junger Leute. Sie baue darauf, dass das Fledermausvorkommen mit der Maßnahme für die Zukunft bewahrt werden kann.

"Fledermäuse sind sehr nützlich und schützenswert", informierte Karl-Heinz Hutter vom Landesbund für Vogelschutz. Ihre Besonderheit ist ihre Orientierung mit einem Hörbild, mit dem sie Ultraschalllaute umsetzen. Sie sind auch hervorragende Insektenfresser. "Ein Tier frisst bis zu 2000 Mücken in einer Nacht", sagte er. Die Tiere brauchen eine gewisse Feuchtigkeit, die in Höhlen hervorragend gegeben ist, sonst trocknen ihre Körper aus. Sie hängen mit den Füßen an der Decke und leben in freier Liebe.

Wenn sie nicht gestört werden, heizen die Tiere ihren Körper langsam auf und verbrennen dabei wenig Fett. Bei Störungen verbrennt der Körper mehr und schneller. Den Tieren fehlt dann im Frühjahr die Kraft und sie drohen zu verhungern. Nach Zählungen wurde schon jetzt ein Rückgang festgestellt.

Der Vorsitzende der Ingolstädter Höhlenfreunde, Martin Trappe, der auch die KU Eichstätt-Ingolstadt vertrat, erklärte die wissenschaftlichen Grundlagen: In der Arndthöhle ist es relativ trocken, denn das Wasser benötigt rund acht Jahre, um durch die fünfzehn Meter Gestein zu laufen. Es leben vergleichsweise wenige wirbellose Tiere darin. Für deren Körperatmung ist der Ruß an den Steinen Gift.

In den nächsten Jahren sind weitere Schutzmaßnahmen für Fledermäuse geplant und am folgenden Tag wurden das Schneiderloch bei Unteremmendorf und das Cobenzlloch bei Eichstätt abgesperrt.

EK

Hans-Peter Gabler

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