Ingolstadt

Auf einen Plausch mit Hazel Brugger

Schweizer Comedian erzählt vor nahezu vollem Festsaal in Ingolstadt viel Privates

10.10.2021 | Stand 23.09.2023, 21:13 Uhr
Milder geworden: Hazel Brugger im Theaterfestsaal. −Foto: Schaffer

Ingolstadt - "Kennen Sie diese Frau?

" Ist der Auftritt der Schweizer Comedian Moderatorin Hazel Brugger überschrieben. Und wer sich am Freitagabend im Festsaal Ingolstadt auf charmant und mit Hintersinn vorgetragene Spitzen gegen politische und gesellschaftliche Irrläufer gefreut hatte - und das waren sehr viele, lernte sie neu kennen. Schließlich hat sich viel bei ihr verändert: Sie hat ihren langjährigen Partner Thomas Spitzer geheiratet ("eine Ehe wirkt krass"), mit ihm eine Firma gegründet (ist also "Chefin"). Brugger wohnt nun in Köln und ist seit Frühjahr Mutter einer Tochter. Das lenkt den Blick weg von aktuellen Themen hin zu privaten Befindlichkeiten, die zwar immer ein Schmunzeln und Lacher hervorrufen, aber kaum neue Erkenntnisse bringen und Verzichtbares: Dass die Lichtschalter deutscher Toiletten stets außen angebracht sind - geschenkt. Dass dies beim Po-Abputzen zu unliebsamen Momenten führt - weg damit. Ihre Vorliebe für das knackige Hinterteil eines Oliver Kahn - geschenkt. Dass er ihr Bananen aus der Garderobe geklaut habe und der dazu nachgeäffte Gang - macht ratlos.

Lustiger ist, wenn sie auf die Gefühlslage der Deutschen anspielt. Auf die Frage "Wie geht's" wird im besten Fall mit "passt schon" geantwortet. Eher aber mit "Du, es muss ja" oder "Ich kann nicht klagen". Bestes Beispiel sei ihr Mann, der in sieben Jahren Beziehung nur dreimal gelacht habe - wenn ein Schweizer auf der Autobahn geblitzt wurde. Überhaupt entspreche er mit seinem Aussehen, den blonden Haaren und blauen Augen dem Klischee, so dass sie auf Schweizer wie eine Sex-Touristin wirke.

Oder die Sache mit der Küche, die - da sehr individualistisch eingerichtet sogar mit unterschiedlichen Arbeitshöhen - in Deutschland beim Umzug mitgenommen werde. Warum? Wenn doch, gerade in Bayern, eine halbe Sau mit Kartoffelsalat auf den Tisch komme. Und dann noch das dunkle Brot - Graubrot oder Pumpernickel, das "einzige Brot, das den Körper nicht dunkler verlässt, als hineinkommt". Das ist nichts Neues, auch ein wenig auf grundlegende menschliche Bedürfnisse reduziert. Wenngleich sich der Lobgesang auf die Schweizer "fluffigen Hörnli" und die "Kipferli", mit denen man allein schon wegen der Namen "kuscheln" möchte, doch einfach nett anhören.

Den meisten Raum aber nehmen die Erfahrungen der 27-Jährigen mit Geburt und Muttersein ein. Sie sei sich sicher gewesen, dass sie sich nicht groß verändern würde. Doch "oh jemine" habe nun das Fluchen ersetzt, "die Mami" das "Ich". Ihr "dickes Baby mit Cellulitis an den Knien" ist das "schönste von allen", und als sie hört, dass im Saal ein acht Monate altes Baby anwesend ist, fragt sie: "Muss das um diese Uhrzeit nicht im Bett sein? " Da passt ihr Schlusswort, niemand solle andere korrigieren oder deren Probleme kleinreden, sondern ernst nehmen. "Kennen Sie diese Frau? " Lässt sich einerseits mit "Ja" beantworten (geht anderen Frauen ebenso) und "Jein": Hazel Brugger ist milder und müder geworden.

DK

Barbara Fröhlich

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/auf-einen-plausch-mit-hazel-brugger-1255758
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