Eichstätt

Keine Eklats, aber wenig Begeisterung

Seit Montag sind Schnelltests auch in Eichstätt kostenpflichtig - Weniger Menschen kommen zu den Stationen

15.10.2021 | Stand 23.09.2023, 21:18 Uhr
Erst die Formalia, dann der Test: In der Johanniskirche am Eichstätter Domplatz müssen Bürgerinnen und Bürger seit Montag 15 Euro für einen Schnelltest mit Bestätigung bezahlen. Es gibt zwei Anmeldungsstellen: Zur einen kommen Studierende der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Hier werden die Kosten bis zum 30. November übernommen. −Foto: Schönach

Eichstätt - "Das würde bei Ihnen dann 15 Euro kosten", sagt Susanne Vögele zu einer Frau.

"Das weiß ich", lautet die kurze Erwiderung. Es ist Donnerstagvormittag in der Johanniskirche, Domplatz 18, Eichstätt. Immer wieder kommen vereinzelt Menschen in das dortige Testzentrum der Dom-Apotheke. Dass Vögele und ihre Kolleginnen hier die Schnelltests durchführen, ist nicht neu. Die 15 Euro sind hingegen erst seit Anfang dieser Woche zu bezahlen.

Dass das für Schnelltests mit Bescheinigung so ist, haben Bund und Länder bereits im August dieses Jahres beschlossen. Da mittlerweile allen Bürgern ein unmittelbares Impfangebot gemacht werden könne, sei eine dauerhafte Kostenübernahme durch den Steuerzahler nicht gerechtfertigt, hieß es.

Diese Nachricht scheinen viele mitbekommen zu haben. "Es war bekannt, dass das ab Montag so sein wird", bestätigt Apotheker Thomas Fentner, der das Testzentrum in der ehemaligen Johanniskirche betreibt, auf Anfrage unserer Zeitung. Manche würden lediglich anrufen und nach dem Ablauf fragen. In den ersten drei Tagen hat Fentner einen Rückgang um rund 50 Prozent festgestellt. "Seit die Tests eben kosten. Aber man kann jetzt noch nicht wirklich eine Tendenz abgeben. " Probleme oder gar Eklats gab es wegen der 15 Euro bislang nicht. Wer sich genau wofür testen lässt, kann der Apotheker nicht beantworten.

Eine 30-jährige Frau aus Preith ist am Donnerstag um kurz nach 10 Uhr gekommen, um ins Thermalbad nach Stein bei Nürnberg gehen zu können. "Ich habe mich nicht gleich impfen lassen und war danach in Russland", erzählt sie. Demnächst wolle sie die Impfung nachholen. Dass sie für den Selbsttest neuerdings Geld bezahlen muss, stößt bei der Preitherin auf wenig Gegenliebe. "Da kann man darüber diskutieren, für mich ist das unerklärlich. " In ein ähnliches Horn stößt ein Tourist aus der Ukraine, der sich ebenfalls am Donnerstag am Domplatz testen ließ. Er sei geimpft, mit einem chinesischen Impfstoff, wie er unserer Zeitung auf Englisch zu Protokoll gibt. Der Impfstoff ist in Deutschland allerdings nicht anerkannt - "obwohl dieser den knapp 1,5 Milliarden Chinesen auch guttut". Dass er nun 15 Euro selbst zahlen und seine Zeit hier an der Teststation verbringen müsse, sei nicht richtig, sagt der 53-Jährige.

Den Unmut über die 15 Euro äußern in der Apotheke Sollnau seit Montag auch einige, die dorthin zum Testen gehen. Man versuche aber, gar keine Diskussion anzufangen- mangels Zeit, sagt Filialleiterin Lydia Fichtner. Sie hat ebenfalls einen Rückgang bemerkt, genaue Zahlen kann sie gegenüber unserer Redaktion allerdings nicht nennen. Nur so viel: "Zum Wochenende hin ist immer noch etwas mehr los. " Wie sich die Zahlen weiterentwickeln, darüber möchte Fichtner nicht spekulieren. Es sei für sie allerdings klar gewesen, dass die kostenpflichtigen Tests irgendwann kommen. "Das hat in dem Ausmaß vorher viele Steuergelder gekostet. "

Auf der Teststrecke, die vom Eichstätter Landratsamt am Volksfestplatz betrieben wird, ist die Zahl der Tests auf unter 20 Prozent zurückgegangen, "seit nur noch die Personen getestet werden, die einen Anspruch auf eine kostenfreie Testung haben", teilt der Pressesprecher der Behörde, Manfred Schmidmeier, mit. Bei der telefonischen Ablehnung unberechtigter Terminanfragen kommt es gelegentlich zu "Unverständnis". Vor Ort habe es bisher aber keine Probleme gegeben.

Nach wie vor bezahlt - und zwar von der Krankenkasse - werden PCR-Tests bei den Hausärztinnen und Hausärzten. "Da soll jetzt kein falscher Eindruck entstehen, bei Infektsymptomen fallen für Patientinnen und Patienten nach wie vor keine Kosten an", erklärt Elisabeth Boretzki, Allgemeinmedizinerin mit eigener Praxis in Eichstätt. Ob man geimpft ist oder nicht, spielt in diesem Fall keine Rolle. Es könne ja auch Impfdurchbrüche geben, so die Medizinerin. Vor dem PCR-Test muss man allerdings einen Termin mit der Praxis vereinbaren. "Einfach so vorbeikommen geht natürlich nicht. "

EK

FÜR WEN GELTEN AUSNAHMEN BEIM TESTEN?

Weiterhin kostenlos testen lassen können sich Kinder sowie Jugendliche von zwölf bis 17 Jahren und Schwangere noch bis zum 31. Dezember dieses Jahres. Auch stillende Mütter werden weiterhin kostenlos getestet - bis 10. Dezember. Mindestens ein Test pro Woche ist für diese Bevölkerungsgruppen kostenfrei. Der Grund: Die Verantwortlichen aus der Politik haben hier eine Übergangslösung beschlossen.

Des Weiteren dürfen sich alle Menschen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können, nach wie vor kostenlos testen lassen. Dazu zählen zum Beispiel Kinder, die noch nicht zwölf Jahre alt sind. Denn für sie gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff. Personen, die aufgrund einer nachgewiesenen Corona-Infektion einen Nachweis zum Beenden der Quarantäne benötigen, müssen für die Tests ebenfalls nichts bezahlen. Den entsprechenden Nachweis müssen die Betroffenen zum Testen mitbringen. Wer sich beispielsweise aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen kann, muss ein maximal drei Monate altes ärztliches Attest bei der Teststation vorlegen.

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Lina Schönach

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