Gefälschte Impfausweise

"Gute Kopien erkennen wir auch nicht"

Apotheken und Polizei sehen sich inzwischen häufiger mit gefälschten Impfausweisen konfrontiert

03.12.2021 | Stand 23.09.2023, 22:07 Uhr
Um das begehrte digitale Impfzertifikat in der Apotheke zu erhalten, fälscht manch Ungeimpfter seinen Impfausweis. In zehn Fällen ermitteln derzeit die Polizeidienststellen im Landkreis wegen Urkundenfälschung, bei der Staatsanwaltschaft Ingolstadt sind bereits 20 Ermittlungsverfahren in der Region anhängig. −Foto: Straßer

Pfaffenhofen - Wer sich nicht gegen das Coronavirus impfen lassen möchte, hat derzeit schlechte Karten an vielen Bereichen des öffentlichen Lebens teilzunehmen. Manch einer versucht deshalb, mit gefälschten Impfausweisen an das begehrte digitale Impfzertifikat zu kommen. Mit diesem kann der Impfstatus bequem per App auf dem Smartphone nachgewiesen werden. Für Apotheken und Polizei stellen die Fälschungen zunehmend eine Herausforderung dar. Und die Nachbildung von Impfnachweisen ist kein Kavaliersdelikt: Wer solch ein Dokument erstellt oder benutzt, macht sich strafbar.

Auch im hiesigen Landkreis versuchen Betrüger ihr Glück. "In den letzten vier Wochen hatten wir drei Fälle", berichtet Michael Feistner, Inhaber der Engel-Apotheke in Reichertshausen und Pressesprecher der Apotheker im Landkreis Pfaffenhofen. Es habe jeweils Anzeichen in den Impfpässen gegeben, die die Apothekenmitarbeiter misstrauisch gemacht hätten. "Natürlich ist die Dunkelziffer viel höher. Gute Kopien erkennen wir auch nicht", räumt Feistner ein. "Wenn wir aber Zweifel haben, stellen wir die Zertifikate nicht aus und informieren die Polizei." Die Apotheker haben bei verdächtigen Dokumenten schon Möglichkeiten, bestimmte Angaben zu prüfen. "Beispielsweise hatten wir einen Fall, wo wir das angegebene Impfzentrum in Stuttgart im Internet gegoogelt haben und es stellte sich heraus, dass dieses bereits seit drei Monaten geschlossen war", so Feistner. "Verdächtig ist immer, wenn jemand in einer anderen Region oder einem anderen Bundesland geimpft wurde und hier sein Zertifikat ausgestellt haben möchte." Aber auch andere Anhaltspunkte ließen sich überprüfen, die die von uns befragten Apotheker lieber nicht in der Zeitung lesen möchten, um den potenziellen Betrügern nicht noch ungewollte Hilfestellungen zu geben. Ob allerdings immer Zeit und Ruhe vorhanden sei, um verdächtige Impfpässe zu erkennen und dann nachzuprüfen, bezweifelt Feistner: "Die Apotheken arbeiten momentan auch am Rande des Möglichen."

Auch Claudia Schultes von der Schultes-Apotheke in Pfaffenhofen weiß von zwei Impfpassfälschungen in ihrer Apotheke zu berichten. "Außerdem versuchte letztens jemand mit einem gefälschten Genesenenzertifikat durchzukommen", erzählt sie. Aggressiv oder laut sei aber bisher noch niemand geworden, der sein Zertifikat nicht erhalten habe. "Man merkt es den Leuten eigentlich immer gleich an, meist sind sie etwas nervös. Im Vergleich zu den Großstädten gibt es in einer Kleinstadt wie Pfaffenhofen wohl aber eher wenige Betrugsversuche", vermutet sie.

Von überhaupt keinen Betrugsversuchen in seiner Linden-Apotheke in Pfaffenhofen kann Roland Andre berichten. "Zu uns kommen überwiegend Stammkunden, die wir gut kennen."

Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt ermittelte in der Region 10 - zu der die Landkreise Pfaffenhofen, Neuburg-Schrobenhausen, Eichstätt und die Stadt Ingolstadt gehören - zuletzt in etwa 20 Fällen, die in Zusammenhang mit gefälschten Impfnachweisen stehen, sagte Sprecherin Andrea Grape auf Nachfrage. Die Polizei Pfaffenhofen ermittelt in sieben, die Geisenfelder Inspektion in drei Fällen, geben die beiden Dienststellen auf Anfrage bekannt. Bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe kann den Impfpassfälschern drohen, deren Delikt den Straftatbestand der Urkundenfälschung erfüllt. "Wie hoch das Strafmaß aber letztendlich ausfällt, hängt immer vom Einzelfall ab", erklärt Oberstaatsanwältin Grape.

PK

Simone Diaw

URL: https://www.donaukurier.de/archiv/gute-kopien-erkennen-wir-auch-nicht-1204512
© 2024 Donaukurier.de