Hofgarten-Serenade in Eichstätt

Bühne frei für die Klangfarben

Das Amaconsort bot ein heiteres Programm aus historischer Theatermusik

14.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:08 Uhr

Musikalische Lebenslust: Martin Jantzen an der Gambe und Lea Sobbe an der Blockflöte beim Hofgartenkonzert. Foto: Klenk

Das Hofgarten-Konzert des Musikfests am Samstagnachmittag hat sich zum Publikumsmagneten und zum Zeitpunkt für ein heiteres Programm entwickelt: Obwohl diesmal der unbeständige Frühling dazwischenkam und das Konzert ins Foyer der Sommerresidenz verlegt wurde, blieb der lockere Charakter erhalten.

Dabei entpuppte sich das junge Ensemble Amaconsort aus Absolventinnen und Absolventen der Basler Schola Cantorum als einer der Höhepunkte des Festivals: Die Spielfreude, mit der dieses gemischte Quartett aus Cembalo, Gambe, Violine und Blockflöte viele kurze Stücke zu einem dichten Programm verband, hatte eine ansteckende Wirkung. Die Grundlage ist dankbar: Das Amaconsort spielte Musik, wie sie bei „Masques“, historischen Maskenspielen am englischen Hof, verwendet wurden. Das darf man sich wohl als eine bunte Mischung aus Dichtung, Gesang, Musik, schauspielerischen Einlagen, Kostümen und Tanz vorstellen. Ähnlich bunt gemischt waren die in der Musik vermittelten Stimmungen – „wir wechseln minütlich den Affekt“, erklärte Flötistin Lea Sobbe dem Publikum. Das Quartett arrangiere die Stücke aus den historischen Quellen oft selbst für seine Besetzung, sagte sie: „Da können wir mit den Klangfarben spielen.“

Und genau das tat das Quartett mit Engagement: Die Klangfarben waren hier die Stars auf der Bühne. Martin Jantzen spielte seine Bassgambe mal scharf und laut mit energisch sägendem Bogen, mal nahm er sie mit verschmitztem Lächeln wie eine Gitarre auf den Schoß. Cembalist Halldór Bjarki Arnarson ließ die Töne perlen und zwischendurch seine Stimme in schauspielerischen Einlagen erklingen. Lena Rademann an Violine und Viola, mal gezupft, mal gestrichen, übte sich zusammen mit Flötistin Lea Sobbe in Lautmalerei, wenn die beiden passend zum Stück „The Tempest“ einen Gewittersturm nachahmten. Und Lea Sobbe wechselte die Blockflöten von Sopran bis Bass unübersichtlich schnell, zauberte auch noch ein fingerlanges Flötchen aus ihrer Hemdtasche hervor und trat zu Krönung des Ganzen als Dämon Satyr mit Doppelflöte auf.

Wie soll man sich gegen so viel musikalische Lebenslust wehren? Das kann man nicht – und so sah man im Publikum viel Lächeln über die musikalischen Einfälle, und immer wieder kauerten neugierige Kinder direkt vor der Bühne. Auch abseits des Unterhaltungswerts überzeugte das Ensemble durch seine Eingeschworenheit als Gruppe und sein großartiges, hochaufmerksames Timing. Ob Nymphentanz, Sarabande, melancholisches Lied oder „Scottish Gigg“ – durch die schwungvollen Übergänge, virtuosen Einzelleistungen der Ensemblemitglieder und die liebevoll abgestimmten Arrangements wurde dieser Nachmittag zu einem Fest der Klangfarben.

DK

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