Stimmungsvoll durch die Weltmusik

Tante Friedl begeistern bei ihrem Heimspiel im Blauen Saal der vhs das Publikum

29.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:20 Uhr

Magdalena Kriss und Dan Wall alias Tante Friedl begeisterten im Blauen Saal nicht nur musikalisch und stimmlich, sondern auch mit vielen Anekdoten und ihrer natürlich-sympathischen Art. Foto: Budke

Je nachdem, aus welcher Perspektive man es betrachtet: Einen schönen Wochenausklang oder auch den richtigen Groove für das, was kommt, bescherten Tante Friedl den rund 80 Zuhörern im Blauen Saal der vhs. Mit viel Energie, kraftvollen Stimmen sowie ausgefeiltem Spiel auf Banjo und Akkordeon verdienten sich Magdalena Kriss und Dan Wall reichlich Applaus und sorgten für beste Stimmung.

Tante Friedl machen Folk- und Weltmusik, zudem besteht das Duo selbst aus einer internationalen Besetzung: Magdalena Kriss stammt aus Hörzhausen, Dan Wall aus New York State. Beide sind in Schrobenhausen bekannt, als Musiker oder auch als Organisatoren des Couch-Festivals. Seit Corona touren sie mit ihrem Tandem durch die Welt. „Das ist seit langem das erste Indoor-Konzert in Schrobenhausen“, stellte Kriss dann vor dem ersten Song fest. Sie und Dan Wall waren auf Einladung der vhs in den Blauen Saal gekommen. Marianne Müller von der vhs zitierte aus einem Video des Duos: „We play in cool places“ und schlussfolgerte: „Deshalb sind sie jetzt hier.“

Jodeln ist längst nicht mehr peinlich

Was folgte, war ein stimmungsvolles Konzert. Kriss und Wall sind authentische Musiker, die ihre Instrumente Banjo und Akkordeon sowie ihre Stimmen professionell beherrschen. Dazu strahlen die beiden eine sympathische Herzlichkeit aus, sodass schnell eine richtige Wohnzimmer-Atmosphäre entsteht. Musikalisch bot Tante Friedl eine abwechslungsreiche Setlist: von selbstgeschriebenen Liedern, umgedichteten Folksongs bis zu überlieferter Volksmusik aus mehreren Ländern der Welt.

So startete das Konzert mit einem von Dan Wall selbstgeschriebenen Protestsong: „Lay low“ empfiehlt ganz ironisch, „sich einfach hinzulegen und nichts zu machen – dann wird alles gut“, wie Wall erklärte. Mit jodelnder Lebensfreude ging es mit dem Zwiefachen „Tanzn tat I gern, Suserl“ weiter – danach gab es bereits die ersten Bravo-Rufe aus dem Publikum.
Zwischen den Liedern erzählten Kriss oder Wall etwas über die Songs, über ihre Erlebnisse auf den Ethno-Musik-Konferenzen oder von ihrer Tandem-Tour. So erfuhren die Gäste viel über die Weltmusik. Dan Wall etwa erinnerte sich: „Das war als Kind wirklich peinlich, wenn der Vater in der Stadt gejodelt hat.“ Weil ihm das Jodeln inzwischen selbst Spaß macht, hat er einen entsprechenden Song geschrieben, den „Jodel-Walz No.1“ – fast eine Jodel-Ballade, denn thematisch geht es darin um Liebeskummer. Zwar fragte Kriss, ob jemand mitjodeln wolle, doch so recht traute sich niemand und Wall stellte fest: „Das ist vielleicht noch etwas früh in unserer Beziehung.“

Bulgarische Volkslieder in der Landessprache

Dafür gab es später eine Gelegenheit zum Mitsingen, die das Publikum gerne nutzte. Das „Oh me, oh my“, bei dem temperamentvollen Jam dreier Songs aus USA und England, klappte auf Anhieb. Weiterhin fanden sich auf der Setlist zwei bulgarische Volkslieder – tatsächlich in der Landessprache gesungen. Auch ein Lied auf Norwegisch, das Kriss von einer Schwedin gelernt hat, spielten die beiden, ebenso wie eines aus Serbien.

„Wir haben uns gefragt, wo die weibliche Perspektive in den Volksliedern ist“, erklärte Kriss, denn meistens würden die Frauen nur als Objekte und nicht als Akteure auftreten. Tatsächlich entdeckten sie eben ein solches serbisches Volkslied, das von einer Frau handelt, die wütend ist, weil ihr Mann sie jahrelang betrogen hatte. Kriss übersetzte einzelne Worte, unter anderem „Kanone, Messer, Grab“, was den Inhalt treffend veranschaulichte. Danach ging es im Konzert „stimmungsmäßig aufwärts“, wie Wall versprach, zum Beispiel mit einem romantischen Fisherman-Blues und einem jüdischen Hochzeitswalzer. Bis nach Mexiko kamen Tante Friedl auf ihrer Tandem-Tour und brachten auch von dort ein „Cumbia del Mole“ mit: „Wenn man ein Mole isst, vergisst man alle Sorgen und ist glücklich“, erzählte Magdalena Kriss.

Nach einem sowjetischen Geburtstagslied folgte zum Schluss das frech-fröhliche und durchaus kritische Lied „Little Box“, an dem Zuhörer und Musiker gleichermaßen Spaß hatten. Der Applaus jedenfalls war so kräftig und andauernd, dass Tante Friedl zwei ebenfalls sehr gelungene Zugaben lieferten. Wer danach Lust und Zeit hatte, konnte nicht nur CDs kaufen, sondern ganz unkompliziert mit den beiden Musikern ins Gespräch kommen – und dabei hören, wo sie ihre Tandem-Tour als nächstes hinführen wird.

SZ

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