Wasserversorgung Waaler Gruppe

In St. Kastl geht der Hochbehälter ans Netz - Versorgungsgebiet ist gerüstet

9500 Kunden in den Gemeinden Rohrbach und Reichertshofen − Erste Rate der Beiträge wird im April fällig

17.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:55 Uhr

Aufgedreht: Der neue Hochbehälter der Waaler Gruppe ist schon am Netz. Bei der Inbetriebnahme freuten sich unter anderem Hubertus Kaiser (von links), Beate Schilling, Ralf Hochmuth, Christian Keck, Hans Vachal und die Techniker der Stadtwerke Pfaffenhofen über den reibungslosen Bau. Fotos: Ermert

Erst ein kurzes Zischen, dann ein langanhaltendes Brummen dröhnt durch den neuen Hochbehälter der Wasserversorgung Waaler Gruppe, sobald die automatische Reinigung anläuft. Zur offiziellen Inbetriebnahme des Bauwerks – eigentlich wird das in den Waaler Brunnen geförderte Trinkwasser bereits seit drei Wochen in das neue Gebäude im Wald bei St. Kastl gefördert – wurde den Ehrengästen diese Funktion allerdings nur kurz demonstriert.



Ansonsten flankierten die beiden acht Meter hohen Tanks, die 3000 Kubikmeter Wasser speichern können, die Feierstunde ganz still und erhaben. Völlig geräuschlos. Analog dazu also, wie die ganze Baustelle in den vergangenen Monaten abgelaufen ist. „Im Gegensatz zum Brunnenbohren ist das hier einfach vom Start weg richtig geflutscht“, meinte Rohrbachs Dritter Bürgermeister Hans Vachal (CSU). Die Betriebsleiterin Beate Schilling nickte dazu nur. „Da haben wir von den Vergaben her einfach den richtigen Zeitpunkt erwischt.“ Schilling muss es wissen. Schließlich ist sie auch Kämmerin der Gemeinde Rohrbach – und damit Herrin der Finanzen. Knapp vier Millionen Euro hat das Projekt gekostet. Eine Punktlandung. „Nur die Außenanlagen machen das Projekt jetzt doch noch etwas teurer als erwartet“, fügte Bürgermeister Christian Keck (SPD) an.

Ein Schluck Wasser aus Waal zur Feier des Tages



Neben Keck hat auch sein Reichertshofener Amtskollege Michael Franken von der Jungen Wähler Union allen Grund zum Strahlen. Von St. Kastl aus, also genau von der Gemeindegrenze zwischen Rohrbach und Reichertshofen, werden insgesamt 9500 Kunden aus beiden Gemeinden von der Waaler Gruppe mit frischem Trinkwasser versorgt. Dass es schmeckt, bewies Franken mit einem großen Schluck aus einem der Wassergläser, die Schilling passend zur Einweihung unter den Festgästen verteilte. „Das ist Rohrbacher Champagner“, kommentierte Franken den kühlen Drink mit einem Grinsen. Ein nett gemeinter Seitenhieb auf Keck, der sich bekanntlich im Moment mit eher klammen Gemeindefinanzen herumschlagen muss.

Die Einweihung ließ sich Rohrbachs Bürgermeister davon nicht vermiesen. Er genoss den Rundgang im Hochbehälter, den Bauleiter Hubertus Kaiser vom Ingenieurbüro Kienlein zusammen mit seinem Kollegen Moritz Weißbach, der für die hydraulische Anlage zuständig war, mit Fakten anreicherten. Von außen, so Kaiser, ist der Hochbehälter eigentlich nichts Besonderes. Ein Stahlbetonfundament, auf dem eine 38 mal 20 Meter große Stahlhalle steht. Samt vorgesetztem Armaturenhäuschen, in dem die Leitungen und Pumpen untergebracht sind. „Die Halle fällt so groß aus, weil die Waaler Gruppe auch aufs Wirtschaftliche geschaut hat“, erklärt Kaiser. Stören würde die moosgrüne Halle keinen, ergänzt er. „Sie ist zwar groß, aber geht in dem hohen Wald irgendwie trotzdem unter.“

Direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite befindet sich übrigens der alte Hochbehälter. Er wirkt rein äußerlich erheblich kleiner. Was daran liegt, dass er größtenteils unterirdisch angelegt wurde. Errichtet in den 60er Jahren, erweitert in den 80ern bot er Platz für 2000 Kubikmeter Wasser. Mittlerweile ist das zu wenig für die ständig wachsende Gemeinde Rohrbach und ihre Reichertshofener Nachbarn. Ans Erweitern war nicht mehr zu denken, technisch ließ er zu wünschen übrig – und so wird er nun bald verschwinden. Bereits in wenigen Tagen wollen die Techniker der Stadtwerke Pfaffenhofen – sie betreiben die Wasserversorgung im Auftrag der Waaler Gruppe – das alte Bauwerk vom Netz nehmen und anschließend abreißen. „Das wird leider einiges kosten“, ist Keck nicht besonders erfreut, dass hier keine pragmatische Lösung – also einfaches Verfüllen – erlaubt wurde. „Hilft aber nichts, das sind halt deutsche Bürokratie und Standards.“

Freistehende Tanks auf aktuellem Stand der Technik



Der „große Bruder“ gegenüber bietet nun Platz für 3000 Kubikmeter Trinkwasser – und ist somit ein Garant für künftiges Rohrbacher Wachstum. „Für 30 bis 50 Jahre sollten wir jetzt gerüstet sein. Und nichts mehr anpacken müssen“, hofft Keck. Sechs Pumpen – vier große und zwei kleine – sorgen für den passenden Druck in der Hochzone, also rund um St. Kastl. Die tiefer gelegenen Gebiete, erklärte Weißbach – und das sind etwa 95 Prozent des Versorgungsgebiets – benötigen keine Pumpen. „Da erledigt es das Gefälle ganz von alleine, dass in jedem Haus etwa vier Bar ankommen.“

Für Bürgermeister Keck war es am Ende noch wichtig, eben jenen zu danken, die für die ganze Geräuschlosigkeit während der Bauphase sorgten: Beate Schilling, den Stadtwerken und dem Ingenieurbüro. „Wir haben lange hingefiebert, und jetzt können sich alle Kunden freuen, dass wir ihnen qualitativ hochwertiges und hoffentlich immer keimfreies Wasser liefern können“, meinte er. Die Vorteile des neuen Gebäudes liegen laut Kaiser nämlich auf der Hand: Die freistehenden Tanks sind auf dem aktuellen Stand der Technik, sie würden Inspektionen leichter machen und seien einfach zu überwachen. „Die Waaler Gruppe ist gut aufgestellt“, sagte er. Und: „Diese Investition wird sich über viele Jahre hinweg bezahlt machen.“

Erste Rate der Verbesserungsbeiträge wird bald fällig



Mit rund vier Millionen Euro kostet der Bau des Hochbehälters etwa so viel wie vorab prognostiziert. Wie alle Ausgaben für die Wasserversorgung geht die Waaler Gruppe dafür in Vorleistung. Von den verschiedenen Möglichkeiten, wie das Geld von den angeschlossenen Haushalten wieder zurück zum Versorger fließen soll, entschied sich der Rohrbacher Gemeinderat, der die Geschicke der Waaler Gruppe lenkt, in diesem Fall für eine komplette Umlegung über einen Verbesserungsbeitrag.

Das Geld wird also in zwei Raten von den Kunden eingefordert. Die Bescheide für die erste Rate (70 Prozent der kalkulierten Kosten) werden bereits Ende März verschickt. Einen Monat lang haben die Kunden danach Zeit, den geforderten Betrag zu begleichen. Die zweite Rate über den Restbetrag wird – nach Abrechnung aller Baukosten – im Frühjahr 2024 fällig.

Eine zweite Option, die Kosten umzulegen, wäre die Gebührenhöhe. Der Bau des Hochbehälters wird diese aber nicht beeinflussen.

pat



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