Fußball

Für Fußballklubs aus der Region ist die Auslegung der Zehn-Minuten-Strafe noch nicht klar und einheitlich

10.02.2023 | Stand 17.09.2023, 3:21 Uhr

Als Alternative zur Gelben Karte gibt es seit dieser Saison für Schiedsrichter die Möglichkeit, Spieler mit Anwendung der Zeitstrafe zehn Minuten vom Platz zu stellen. Foto: Meier

Riedenburg – Der Wunsch seiner Mitglieder war dem Bayerischen Fußball-Verband (BFV) Befehl. Nachdem sich bei einer Befragung mehr als 70 Prozent seiner Vereine für eine Wiedereinführung der Zehn-Minuten-Strafe im Herren- und Frauenfußball ausgesprochen hatten, wurde dies Mitte vergangenen Jahres beim Verbandstag in Bad Gögging mit großer Mehrheit beschlossen. Seit Beginn der laufenden Saison gilt nun also diese Regelung von der Landesliga abwärts.

Die Zehn-Minuten-Strafe gab es bereits bis zum Jahr 1991, ehe sie wegen der Einführung der Gelb-Roten Karte abgeschafft wurde. Durch ihre Wiedereinführung, so heißt es auf der Homepage des BFV, hätten „die SchiedsrichterInnen ein zusätzliches Mittel zur Deeskalation“ an der Hand und könnten „auf ein bereits zu früheren Zeiten bewährtes Mittel zurückgreifen.“ Wie bei einer Umfrage unter den Vereinen aus der Region zu erfahren war, machen die Schiedsrichter von der zusätzlich möglichen Strafe offensichtlich eher zurückhaltend Gebrauch. Dies bestätigt auch Florian Islinger, Obmann der Schiedsrichter im Fußballkreis Regensburg. Zwar sei die Wiedereinführung der Zeitstrafe durchaus sinnvoll, weil die Unparteiischen mit ihr quasi eine letzte Warnung aussprechen können, ohne einen Spieler gleich vollständig ausschließen zu müssen. Bezüglich einer Umsetzung habe er zunächst aber gewisse Bedenken gehabt. Indes seien ihm in dieser Hinsicht noch keine Beschwerden bekannt. Zudem sei zu erwarten, dass sich „das weiter einspielt“. Er habe zwar davon gehört, dass damit die eine oder andere Rote Karte vermieden worden sei, könne dies aber noch nicht mit Zahlen belegen.

Von den in der Kreisliga Regensburg spielenden Vereinen aus dem Verbreitungsgebiet unserer Zeitung ist zu hören, es habe in der laufenden Saison bislang kaum Zeitstrafen gegeben. Einigkeit besteht auch darin, dass bei deren Anwendung eine möglichst einheitliche Regelauslegung durch die Schiedsrichter erforderlich sei.

Dass die Zeitstrafe bei einigen Unparteiischen offensichtlich nicht sofort auf dem Schirm war, hat der 1. FC Beilngries in der Bezirksliga Oberpfalz Süd erfahren. Nicht nur dessen Trainer Hubert Brigl hat sich beim ersten Saisonspiel gegen den SC Regensburg gefragt, warum Sebastian Schneider seinerzeit nach einem eher harmlosen Foul statt einer Zeitstrafe sofort die Gelb-Rote Karte gezeigt bekam. In Unterzahl mussten sich die Altmühlstädter im letzten Drittel des Spiels dann noch geschlagen geben. Wohl nicht im Sinn der Erfinder war auch die Rote Karte gegen Robert Halser beim Spiel des FCB in Regenstauf. Sein Gegenspieler kam bei einem Laufduell in Richtung Tor zu Fall. Es gab nicht nur einen Elfmeter, sondern auch noch die Rote Karte für Halser. Auch dabei wäre eine Zeitstrafe wohl eher angemessen gewesen.

Für Alexander Sommer, Spielertrainer des SV Töging (Kreisliga 2 Regensburg), ist die Zeitstrafe hingegen eine „absolute Katastrophe“, da seiner Meinung nach nicht festgelegt ist, wann diese angewandt werden soll. Statt einer eigentlich Roten Karte habe es für ihn in der Vorrunde zu viele Zeitstrafen gegeben. Andersherum seien aber auch gelbwürdige Fouls in der zweiten Halbzeit oft und völlig unnötig mit zehn Minuten bestraft worden. Sommers Fazit lautet daher: „Weg mit der Zeitstrafe. Wenn sich die Verantwortlichen des BFV öfter am Fußballplatz aufhalten würden, dann würden sie schnell feststellen, dass es im Hobbyfußball viele gute Fußballer gibt, die man vor Verletzungen und absichtlichen Fouls schützen sollte“, sagt der Töginger Coach und ergänzt: „Durch die Zehn-Minuten-Strafe gibst du Spielern, die anderen wehtun wollen, die Gelegenheit so zu handeln, wie es nicht im Sinne des Sports ist.“

Auch in den Fußballkreisen Donau/Isar und Neumarkt/Jura wird in den Vereinen über die weitere Variante einer Verwarnung diskutiert. Grundsätzlich ein Befürworter der Zeitstrafe ist Thomas Feigl, Trainer der SpVgg Wolfsbuch/Zell (A-Klasse 1 Donau/Isar). Sie erlaubt dem Schiedsrichter durch ein weiteres Instrument, die Spielleitung zu gestalten. Allerdings findet Feigl auch, dass die Zeitstrafe in der Vorrunde „zu wenig und auch nicht immer im richtigen Moment angewandt wurde“. Dadurch seien zusätzliche Diskussionen aufgekommen. „Bei der Begegnung in Böhmfeld war es zum Beispiel so, dass ein Spieler bei einem Foul, das nicht mal gelb-würdig war, für zehn Minuten vom Platz geschickt wurde“, schildert der Wölfe-Coach seine Erfahrung. Für ihn seien die Schiedsrichter, die in den unteren Ligen ohne Linienrichter als Alleinentscheider agieren, bezüglich der Zeitstrafe noch sehr unsicher und würden sie daher gar nicht oder eben zum falschen Zeitpunkt anwenden.

Bislang überhaupt noch keine Zeitstrafe für sie und ihre Gegner hat es für die Spieler des FC Plankstetten in der Kreisklasse Neumark/Jura Süd gegeben. Laut dessen Trainer Christoph Karch liege dies möglicherweise daran, dass man überwiegend ältere Schiedsrichter habe. Sie seien meist sehr nachsichtig und würden es selbst bei deutlichen Vergehen vorzugsweise bei Ermahnungen belassen.

nur, mxi, pa



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