Schrobenhausen

Dramfilm: Es wird wieder politisch

Schrobenhausener Kurzfilmschmiede arbeitet an neuer Produktion mit externem Kameramann

19.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:12 Uhr

Thomas Eingartner (links) und Marcus Siebler überprüfen die Kameraeinstellung.

Schrobenhausen – Seit 2007 entsteht bei der Schrobenhausener Dramfilm-Gruppe jährlich mindestens ein neuer Kurzfilm – fast, nur im Coronajahr 2021 musste pausiert werden. Premiere haben die Streifen im Herzog-Filmtheater, die „Shorts made in SOB“ gehören fest in den Veranstaltungskalender. So soll es auch heuer wieder sein und deshalb fanden zwischen den Feiertagen die Dreharbeiten zu einem neuen Kurzfilm statt, Arbeitstitel der Produktion: „Schwarzstrom“.

Über den Inhalt möchte Marcus Siebler, Gründer der Dramfilm-Gruppe, im Vorfeld nur wenig verraten – nur so viel, dass er sich nach dem weitgehend unpolitischen „Tebbut“ aus dem vergangenen Jahr heuer wieder eines aktuellen Themas angenommen hat. In „Schwarzstrom“ wird es um die Energiekrise gehen und darum, wie Legislative, Exekutive und Bürger mit der Herausforderung umgehen. Wer Sieblers Filminhalte in den vergangenen Jahren verfolgt hat, dem wird klar sein, dass es sich wohl um eine kritische Auseinandersetzung mit der realen Situation handeln könnte. „Eine satirische Dystopie mit komödiantischen Erzählelementen“, fasst Siebler den Erzählstil des Kurzfilms zusammen.

Die Mitwirkenden bestätigen dies bei den Dreharbeiten, bei denen unsere Zeitung in der letzten Dezemberwoche hineinschnuppern durfte. Nicht einfach ist es für Siebler alljährlich, einen passenden Drehort zu finden, denn nicht jeder möchte seine Wohnung als Kulisse zur Verfügung stellen. Heuer gab es einen glücklichen Zufall: Benjamin Scherer, Unterstützer der Dramfilm-Gruppe, zieht aus seiner Wohnung in der Gerolsbacher Straße aus: „Ich bin sowieso am Ausräumen, da passt das gut.“ In der Praxis erwies sich die Wohnung als perfekter Drehort, denn die Galerie mit Blick auf Küche und Wohnraum eröffnete beste Beleuchtungsmöglichkeiten.

Das freute Thomas Eingartner besonders, denn er ist heuer für Kamera und Licht zuständig. Eingartner dreht normalerweise mit Laspire, einer Filmgruppe aus Landshut. Er und Siebler kennen sich seit ungefähr 15 Jahren. „Wir haben uns künstlerisch schon immer sehr geschätzt“, meint Eingartner, So gab es zwar die Idee, mal gemeinsam einen Film zu machen, aber bis zur Umsetzung dauerte es: „Vielleicht hatten wir ein bisschen Respekt davor, weil wir in sehr unterschiedliche Richtungen gehen: Marcus macht eher Kammerspiele, bei mir ist es mehr Kino.“ Jetzt hätten sie es riskiert, diese beiden Herangehensweisen zu kreuzen: „Was rauskommt, ist cool“, freut sich Eingartner am dritten und letzten Drehtag, „es gefällt mir bis jetzt echt gut.“

Marcus Siebler betont: „Das ist die erste Dramfilm-Produktion, bei der ich außer Regisseur und Produzent nicht Kameramann bin.“ Das hatte Auswirkungen auf die Vorbereitungen sowie den Ablauf der Dreharbeiten. „Wenn man die Aufgaben Regie und Kamera aufsplittet, dann macht es total Sinn, die einzelnen Einstellungen vorher festzulegen“, so Eingartner. Das erfolgt mittels einer Shotlist. Durch die alle Mitwirkenden ziemlich genau wissen, in welcher Reihenfolge welche Szenen mit welchem Ablauf gedreht werden. „Trotzdem bleibt genug, was man in der Situation beachten muss – mit Licht und Linse hat man schon viel zu tun“, veranschaulicht der erfahrene Kameramann.

Beim Dramfilm-Team kam die Shotlist positiv an: „Das hatten wir noch nie, aber das ist wirklich gut“, meint Annika Ziegltrum, die im neuen Streifen wieder eine Hauptrolle übernommen hat. Das Drehbuch hatte sie im November bekommen und gleich zugesagt: „Ich fand es von Anfang an Klasse.“ Politisch sei der Inhalt auf jeden Fall, zwar fiktiv, aber doch mit Realitätsbezug, versucht sie das Genre zu beschreiben. Sarah Schönacher, die wie gewohnt für den Ton zuständig ist, ergänzt: „Man kann sich vorstellen, dass es in der Realität so ist, aber irgendwie ist es auch absurd.“ Ein gewisser Humor sei auch vorhanden, ist sich das Team einig.

Neu bei Dramfilm ist heuer auch Thomas Brandlmeier dabei. Er steht seit ungefähr 20 Jahren auf der Bühne und seit einiger Zeit vor der Kamera. Über einen gemeinsamen Dreh mit Annika Ziegltrum kam er in das Team, das Drehbuch gefiel ihm sofort: „Fantastisch, weil es so dicht ist. Es passiert viel, auch ohne Dialoge und es gibt Raum für authentisches Spiel. Da ist einfach Atmosphäre.“ Die langen Drehzeiten an drei Tagen von 9 bis 24 Uhr seien anstrengend, „aber die Drehtage sind gut gelaufen. Ich habe ein gutes Gefühl.“

Dass der Film gut wird, da sind sich alle bei den Dreharbeiten ziemlich sicher, obwohl sie nur ab und zu einen Blick auf abgedrehte Szenen werfen konnten: „Was ich bis jetzt gesehen habe und was Stimmung und Licht betrifft – das wird mega“, traut sich Schönacher eine Prognose. Auch Regisseur und Produzent Marcus Siebler ist zufrieden – zumindest, was den Dreh betrifft: „Die Wohnung, die wir erst eine Woche vor Beginn gefunden haben. Thomas Brandlmeier, der durch Annika zu uns gekommen ist. Die Zusammenarbeit mit Thomas Eingartner. Es fühlt sich so an, als hätte sich alles gefügt.“

So darf das Schrobenhausener Publikum gespannt sein auf den neuen Film, der unter dem Produktionstitel „Schwarzstrom“ im Rahmen der diesjährigen „Shorts made in SOB“ im Herzog-Filmtheater am 11. Februar Premiere haben wird.

SZ



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