Speedway - „Drift on Ice“

Bielmeier wächst über sich hinaus

Pfaffenhofener landet bei der Neuauflage von „Drift on Ice“ hinter Seriensieger Weis überraschend auf Rang zwei

15.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:26 Uhr

Erneut nicht zu stoppen: Ronny Weis (rechts) fährt bei der dritten Auflage von „Drift on Ice“ in Pfaffenhofen wie 2020 der Konkurrenz davon.

Rasante Rennen, super Stimmung, dazu ein über sich hinaus wachsender Lokalmatador: Nach dreijähriger Corona-Pause hatte die dritte Auflage von „Drift on Ice“ im voll besetzten Pfaffenhofener Eisstadion die perfekten Zutaten für einen unterhaltsamen Samstagabend. Ein kleiner Wermutstropfen blieb trotzdem.



Wie man das Speedwayfahren auf Eis nahezu in Perfektion ausführt, zeigte einmal mehr Ronny Weis. Der 44-jährige Organisationschef der Serie stellte wie schon bei der letzten Auflage 2020 die Konkurrenz in den Schatten und schwebte förmlich über das Eis. Bereits in seinem ersten Wettkampf feierte der Meißener einen Start-Ziel-Sieg. Auch in den folgenden Vorläufen dominierte Weis und zog mit der Maximalpunktzahl ins Finale ein, das er ebenfalls für sich entschied. „Ich hatte zu Beginn in den Trainingsläufen einen Sturz, da dachte ich schon, dass das heute vielleicht nicht mein Tag werden könnte“, sagte Weis. Doch die Sorgen stellten sich als unbegründet heraus. „In den Rennen ist es dann sehr, sehr gut gelaufen.“ Dass er so gut zurecht kam, machte er auch an dem perfekt präparierten Eis fest. „Es war hart, dadurch sind keine Rinnen entstanden und es waren spannende Kämpfe möglich.“

Für die größte Überraschung des Abends sorgte indes Julian Bielmeier. Der Pfaffenhofener Lokalmatador schaffte es hinter Weis auf den zweiten Platz. Nach der Veranstaltung erhielt er Lob von allen Seiten: „Vor Julian ziehe ich meinen Hut, im Training ist es bei ihm noch nicht so gut gelaufen, darum hatte ich nicht geglaubt, dass er so weit kommt“, sagte Weis. Organisator Erhard Wallenäffer vom MSC Pfaffenhofen gab zu, ebenfalls nicht damit gerechnet zu haben. „Er hat kaum trainiert, es wäre schön, wenn er es in den Hoffnungslauf schafft und dort vielleicht für eine Überraschung sorgen kann“, hatte Wallenäffer im Vorfeld des Rennens gesagt. Danach stellte er fest: „Julian ist über sich hinaus gewachsen.“ Karl Oexler vom EC Pfaffenhofen bezeichnete Bielmeier sogar als „gefühlten Sieger, denn Weis zu schlagen ist hier nahezu unmöglich.“

Bielmeier nach mäßigem Start nicht zu bremsen

Und wie ordnet der 21-Jährige selbst seinen Triumph ein? „Ehrlich gesagt kann ich gar nicht so genau sagen, warum es so gut gelaufen ist“, gab Bielmeier zu. Im Training habe er einige Probleme gehabt. „Im Wettkampf habe ich dann zwei Vorläufe gebraucht, um rein zu finden. Danach hatte ich das richtige Setup für die Kupplung gefunden und es ist perfekt gelaufen“, schildert der Pfaffenhofener. Zumindest ging Bielmeier in seinen ersten beiden Vorläufen nicht leer aus und sicherte sich jeweils einen Punkt. Beeindruckend war sein drittes Rennen, als er sich vom Start weg an die Spitze setzte und gegen Weis‘ Trainingspartner Richard Geyer, immerhin Sieger im Jahr 2019, die Oberhand behielt. Auch seinen folgenden Lauf gewann der Pfaffenhofener und machte damit den Finaleinzug perfekt. Im Endlauf hielt Bielmeier zumindest Sergej Malyschew, der sich über den Hoffnungslauf noch für das Finale qualifiziert hatte, in Schach. An Weis blieb er zwar die gesamten vier Runden dran, hatte aber keine Chance den Favoriten zu überholen.

Möglicherweise wäre es Tero Aarnio gelungen, dem Titelverteidiger den Sieg streitig zu machen. Der ambitionierte Finne hatte sich nach seiner schlimmen Verletzung im Sommer 2022 (wir berichteten) die Veranstaltung in Pfaffenhofen für sein Comeback ausgesucht und vollmundig angekündigt, Weis schlagen zu wollen.

Die Kupplung blockiert: Frühes Aus für Aarnio

Doch sein Auftritt in der Kreisstadt hatte ein schnelles und vor allem schmerzhaftes Ende: Bei seinem zweiten Vorlauf blockierte Aarnios Kupplung. „Dadurch war der Schub weg, er hat die Kurve nicht mehr bekommen und ist voll gegen die Bande gerammt“, schilderte Wallenäffer, der den Finnen am Sonntag mit Krücken zum Flughafen brachte. „Seine Ferse schmerzt, wir hoffen, dass es nur eine Prellung ist.“ Aarnio selbst haderte: „Ich bin sehr traurig, weil ich richtig gut drauf und bereit war, Ronny zu schlagen. Aber so ist der Sport, ich will beim nächsten Mal wieder in Pfaffenhofen dabei sein, denn die Stimmung war außergewöhnlich.“ Weis fühlte mit seinem Kontrahenten mit: „Es ist schade für Tero, er wäre ein Anwärter auf das Finale gewesen, ob ich so durchmarschiert wäre, wenn er dabei gewesen wäre, ist auch fraglich.“ Seinen ersten Vorlauf hatte der Finne noch überlegen gewonnen. Und noch ein weiterer Titelanwärter musste vorzeitig die Segel streichen: Geyers Maschine hatte im abschließenden Vorlauf einen technischen Defekt. Weis Trainingspartner verpasste dadurch das Finale, das damit nur Weis, Bielmeier und Malyschew bestritten.

Trotz dieser Wermutstropfen überwog bei Wallenäffer und seinem Team des MSC Pfaffenhofen die Freude über eine gelungene Veranstaltung, wozu auch die Quad-Rennen, die Wettkämpfe der Nachwuchsfahrer sowie das spektakuläre Show-Rennen zwischen Eishockey-Spieler Quirin Oexler vom EC Pfaffenhofen (auf Schlittschuhen) und Bielmeier (mit Rennmaschine) beitrugen, das Oexler übrigens knapp gewann. „Ich bin mega happy“, sagte Organisator Wallenäffer über die Veranstaltung. Weis fügte zum Abschluss an: „Wenn es nach uns geht, sehen wir uns 2024 wieder.“

PK

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