Festivalvorschau

Empowernde Begegnungen

Das Fem*Festival rückt an die Stelle der Künstlerinnentage

10.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:48 Uhr

Ingolstadt – 25 Jahre lang hieß es in Ingolstadt: „Der Oktober ist eine Frau“. Jetzt gibt es einen neuen Termin, ein neues Konzept, einen neuen Namen und ein neues Logo: Das Fem*Fest findet von 3. bis 12. März statt – und nimmt damit auch thematisch den Internationalen Frauentag und den Equal Pay Day (Der Aktionstag markiert symbolisch die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern) in den Fokus. Das neue Festival – ein Kooperationsprojekt von Gleichstellungsstelle und Kulturamt – soll vor allem diskursiver werden und aktuelle Themen in Bereich Feminismus, Gender und Diversity beleuchten, erklärte Mona Huber von Urbankultur am Dienstag bei der Stadtpressekonferenz.

Das neue Logo, entworfen von der Berliner Grafik- und Webdesignerin Marike Bode zeigt zwei übereinandergelagerte Dreiecke, die sich zu einem stilisierten „F“ formen – für Fem*Festival. Die unterschiedlichen Farben – heuer Grüntöne, Pink und Gold – könnten sich jedes Jahr ändern.

Schon der Auftakt am Freitag, 3. März, zeigt die Vielgestaltigkeit des Festivals mit Ausstellung, Performance und Konzert. In der Kulturhalle P3 zeigt die Schweizer Künstlerin Maria Odilia Ostertag-Allwicher ihre Ausstellung „Die berühmten Frauen der Banknoten“. Dazu entwickelt das Künstlerinnenkollektiv „Die Villa“ eine Performance zum Thema Frauen, Geld und den Wert von Weiblichkeit, bevor sich die Four Women auf eine spannende Reise um die Welt und durch die Zeit begeben.

Frauen auf Banknoten

Was haben die deutsche Naturforscherin und Künstlerin Maria Sibylla Merian, die schwedische Schauspielerin Greta Garbo und die kolumbianische Revolutionärin La Pola miteinander zu tun? Sie sind auf einer Banknote abgebildet – und Teil eines Kunstwerks von Maria Odilia Ostertag-Allwicher. Die hatte 2002 für eine Bank eine Sitzbank (BankArt Zürich) mit Banknotenporträts gestaltet und festgestellt, dass sich unter den 120 Porträts nur zwölf weibliche Persönlichkeiten befanden. 2010 plante sie eine Ausstellung nur mit Frauen auf Banknoten. „Ich fand damals nur 54, hörte aber dass zum Beispiel in Israel eine Gruppe sich für mehr Frauen auf Banknoten einsetzte – bis dahin gab es nur eine mit Golda Meir. In anderen Ländern geschah wohl das gleiche, heute habe ich weltweit 108 historische Frauen gefunden – in Banken, bei Numismatikern, auf Reisen, auf Hinweisen von Freunden – viele bekamen so noch eine ganz besondere Geschichte. Im Vergleich zu den Männern ist es trotzdem eine bescheidene Anzahl“, berichtet sie. „Es hat mich interessiert warum diese Frauen ausgewählt wurden, ich habe die Biografien recherchiert und war bald begeistert, was diese außergewöhnlichen Persönlichkeiten geleistet hatten. Mit der Einführung des Euro sind in Europa viele Währungen weggefallen, auf den neuen Scheinen sind meist Gebäude und Brücken.“

Als Maria Odilia Ostertag-Allwicher „Die berühmten Frauen der Banknoten“ 2020 in Augsburg zeigte, lernte sie die Musikerin Hanna Sikasa kennen, die darauf ein abendfüllendes Programm schrieb. Unter den besungenen Frauen sind beispielsweise die Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff, die Sängerin Cesária Évora oder die Schriftstellerin Higuchi Ichiyo. Entstanden ist eine Hommage, die von den unterschiedlichsten Lebenswegen erzählt, von kleinen und großen Kämpfen gegen Diskriminierung und Rassismus und vor allem von mutigen, erfinderischen Frauen. Der Eintritt zu dieser Auftaktveranstaltung ist frei. Um Reservierung wird gebeten unter urbankultur@ingolstadt.de

Rote Taschen, rote Schirme

Am 4. März ist auf dem Ingolstädter Rathausplatz um 12 Uhr die jährliche Aktion „Rote Taschen“ geplant, die in diesem Jahr um die „Rote-Schirm-Aktion“ ergänzt wird. Mit roten Taschen und Schirmen soll auf den Gender Pay Gap aufmerksam gemacht werden. Alle sind eingeladen, mit einer roten Tasche und/oder einem roten Schirm zum Rathausplatz zu kommen, um gemeinsam „Farbe zu zeigen“. Dazu soll das „Rote Podest“ aufgebaut werden, eine Speaker’s Corner, wo man unter der Moderation von Maxi Grabmaier Statements zu Equal Pay abgeben kann. Am Abend locken die Mörderischen Schwestern zur „Ladies Crime Night“ in die Harderbastei. Zehn Krimiautorinnen lesen jeweils sechs Minuten aus ihren aktuellen Werken, dann fällt ein Schuss... Die Ingolstädter Autorin Carmen Mayer wird durch das Programm führen, die Band Kapuze die Lesung musikalisch begleiten.

Zum Equal Pay Day wird die Historikerin Ulrike Haerendel am 7. März sprechen: „Der lange Weg zur Gleichstellung. Bürgerliche, soziale und politische Rechte für Frauen in Deutschland“ heißt ihr Vortrag in der Kulturhalle P3. Den musikalischen Abschluss gestalten drei Münchner Künstlerinnen mit ihrem Programm „Flute Dances“. Der Eintritt ist frei (Reservierung unter urbankultur@ingolstadt.de).

Am Internationalen Frauentag, 8. März, wird Beatrix Schönewald, Leiterin des Zentrums für Stadtgeschichte, unter dem Titel „Geliebt und verachtet. Kunst und Skandal“ einen Vortrag zu Marieluise Fleißer halten. Treffpunkt ist um 18 Uhr am Rathausplatz, dann gibt es einen Frauenpfad zur Fleißer-Statue: „Eine Rose für die Fleißer“. Am Abend präsentieren Victoria Voss und Benedikt Streicher in der Neuen Welt Auszüge aus dem Programm „So oder so – Hildegard Knef“.

Podiumsdiskussion geplant

Wie erreicht man Gleichberechtigung in Kunst und Kultur? Wie können patriarchale Strukturen aufgebrochen werden? Um solche Fragen soll es in der Podiumsdiskussion „Räume besetzen und Strukturen aufbrechen“ am 9. März in der Neuen Welt gehen. Unter der Moderation der Journalistin Caro Matzko debattieren Jennifer Beck (Chefredakteurin beim Missy Magazin), Luca Fabièn Dotzler (Musiker, Künstler, Politiker), Janine Mackenroth (Künstlerin) und Nine „Fiva“ Sonnenberg (Musikerin, Moderatorin und Autorin). Ein Konzert von Dota schließt sich an. Der Eintritt ist frei (Reservierung unter urbankultur@ingolstadt.de).

Wer sich selbst ausprobieren möchte, hat dazu in zwei Workshops Gelegenheit: Thea Sosani bietet in ihrem Tanzworkshop für Teilnehmende zwischen 16 und 55 Jahren am 11. März von 11 bis 14 Uhr in der Tanz- und Kulturwerkstatt einen Einblick in die Arbeitsweisen des zeitgenössischen Tanztheaters. Christoph May und Beate Diao gestalten am selben Tag von 14 bis 19 Uhr in der Harderbastei einen Workshop über „Toxische Männlichkeit“ (ab 15 Jahren). Für beide Workshops ist eine vorherige Anmeldung erforderlich (urbankultur@ingolstadt.de, die Kosten: 15 bzw. 5 Euro werden am Tag des Workshops bar bezahlt).

Neben Konzerten von Wallis Bird (5. März, Kulturzentrum neun) und Marie Boine (10. März, Kulturzentrum neun) zeigen Clara Schwinning und Matthias Flake noch einmal ihre Late-Night-Musikrevue „I’m your man“ (11. März, Neuen Welt).

Den Festivalabschluss bildet am 12. März das Sosani Tanztheater mit „Muses“ – eine spannende Auseinandersetzung mit Fragen nach Herkunft und Identität, Gegenwart und Zukunft, althergebrachten Rollenverständnissen und mutigen Aufbrüchen. Im Anschluss wird es ein Künstlerinnengespräch geben.

DK


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